50 Beamte, 12 Autos, 9 Motorräder und 1 Flugzeug – all dies setzt sich in Bewegung wenn Luiz Fernando da Costa, genannt Beira-Mar einen Ausflug macht. Dem Aussenstehenden mag sich das nicht erschliessen. Vor allem nicht, wenn er hört, dass eine dreitägige Reise den Steuerzahler rund 50.000 R$ (etwa 18.500 Euro) gekostet hat. Wer ist also der Mann, wegen dem ganze Strassenzüge gesperrt werden und Staatsdiener Überstunden machen müssen?
Fernando Beira-Mar ist eigentlich ein gewöhnlicher Verbrecher, der bereits im Jahr 2001 verhaftet wurde. Doch bis heute ist es der brasilianischen Justiz nicht gelungen, ein Urteil zu fällen. Dann und wann wird die Akte wieder hervorgekramt und ein weiterer Termin vereinbart. Dann sollte auch der Angeklagte anwesend sein, und so setzt sich ein ganzer Tross in Bewegung, um den Drogenhändler und Geldwäscher aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Catanduvas im Bundesstaat Paraná abzuholen und quer durch die Republik zu Zeugenvernehmungen zu fliegen.
Rund 200.000 R$ (etwa 74.000 Euro) hat der Staat seit der Verhaftung vor knapp 6 Jahren dafür ausgegeben. Behördensprecher erzählen den Medien nicht ohne Stolz, dass sie den in Ketten gelegten Schwerstverbrecher über 20.000 Kilometer kreuz und quer durchs Land bewegt hätten, ohne dass dieser befreit werden konnte oder sogar selbst geflohen wäre. Das dafür schon einmal ein Linienflug mit 200 Passagieren warten muss oder eine 4-spurige Autobahn gesperrt wird, wird für die Gerechtigkeit dabei gerne in Kauf genommen.
Und alles nur, weil Beira-Mar über seine Anwälte das Recht erstritten hat, bei allen Verhandlungen, die ihn direkt oder indirekt betreffen, anwesend zu sein. Denn gestern im Bundesstaat Espirito Santo ging es eigentlich gar nicht um ihn. Sechs Polizisten, die den Anwalt von Beira-Mar an der paraguayischen Grenze verhaftet hatten, mussten vor Gericht ihre Aussage machen. Sie hatten nämlich rund 320.000 U$-Dollar bei dem Verteidiger gefunden, die angeblich im Auftrag des Drogenbosses verschoben werden sollten. Beweise dafür und somit neue Erkenntnisse gibt es eigentlich keine. Nur dass nun die Verteidigung zehn Tage Zeit hat, weitere Zeugen zu benennen. Dann gibt es einen weiteren Termin und Beira-Mar wird sicherlich erneut von seinem Recht auf Anwesenheit Gebrauch machen. Und einen neuen Ausflug machen – selbstverständlich auf Staatskosten!