Ihr Markenzeichen ist die Besetzung von Farmen. Sie kämpft für die Agrarreform, teils mit militanten Mitteln. Intern gilt sie als zerstritten. Und die Sympathie in der Bevölkerung hat sie zum Grossteil verloren.
Die brasilianische Landlosenbewegung MST hat es diese Tage nicht leicht, politisch etwas zu erreichen. Zumal sie nach der Besetzung von 14 Farmen im Westen des Bundesstaates São Paulo in den letzten Wochen abermals Unmut in der Bevölkerung ausgelöst hat. Und jetzt noch die Regierung in Brasília um Geld zu bitten, scheint schon fast unverschämt. Wobei das angestrebte Projekt sogar recht viel versprechend aussieht.
Noch müssen natürlich die Verantwortlichen überzeugt werden, und so hat sich der Anführer der Landlosenbewegung, José Rainha mit dem Chef des nationalen Instituts für Kolonisierung und Agrarreformen (Incra) in São Paulo getroffen. Rainha stellte in diesem Rahmen einen Zukunftsplan für die Region vor, der eine langfristige Produktion von Biodiesel vorsieht.
Die Vorstellungen der MST erscheinen simpel. Die Regierung genehmigt den Anbau von Pinienwäldern auf einer Fläche von zuerst 5.000 Hektar. Jede Familie bewirtschaftet etwa 1.5 bis 2.5 Hektar, nach drei Jahren soll das mittlere Monatseinkommen schon bei 1.200 R$ je Familie liegen, rund drei brasilianischen Mindestlöhnen. In 10 Jahren sollen dann bereits 60.000 Hektar Land bewirtschaftet werden. Sogar für die Industrieanlage zur Gewinnung des Biodiesels seien inzwischen private Investoren gefunden worden. 50 Millionen R$ (etwa 18.5 Mio.Euro) müssen dafür aufgebracht werden.
Rainha ist überzeugt, dass Staatspräsident Lula an dem Plan gefallen finden wird. Schliesslich sei Biodiesel eines der grössten Projekte der derzeitigen Regierung. Parallel prüft nun die brasilianische Entwicklungsbank das Projekt auf Rentabilität. Denn das produzierte Biodiesel muss ja auch verkauft werden. Die MST setzt dabei auf Europa als grössten Absatzmarkt. Exporte nach Spanien und Portugal sollen langfristig die Erträge sichern.
Ein solider Plan, der sogar funktionieren könnte, würde die MST mit ihrem eigenen Grund und Boden spekulieren. Nur gehört das Land derzeit nun einmal noch anderen Menschen, teilweise seit mehreren Generationen. Planungssicherheit liegt daher in weiter Ferne. Und bis die Agrarreform tatsächlich zur Anwendung kommt, könnten auch noch Jahre vergehen.