Hochgekrempelte Hemdsärmel, die Baseballkappe für einen 64-jährigen vielleicht ein bisschen zu tief ins Gesicht gezogen, so steht Bundespräsident Horst Köhler vor den mächtigen Wasserfällen des Iguaçu. Der feine Sprühnebel macht den Fotografen das Leben nicht unbedingt leichter, doch Köhler und seine Ehefrau Eva stehen geduldig am Geländer der Aussichtsplattform im Blitzlichtgewitter der Fotografen und lassen die Fluten der Cataratas hinter sich in die Tiefe rauschen.
Nach Paraguay, der ersten Station seiner Südamerikareise ist der deutsche Bundespräsident gestern in Brasilien eingetroffen. Vom Flughafen der Grenzstadt Foz do Iguaçu wurde er zuerst zum mächtigen Wasserkraftwerk Itaipu geflogen, dem grössten und leistungsfähigsten der Welt. Begrüsst wurden er und sein 70 Mann starkes Gefolge bei der Ankunft im äussersten Westen des Bundesstaates Paraná vom brasilianischen Botschafter in Deutschland, Luiz Felipe de Seixas Correa und vom deutschen Botschafter in Brasilien, Friedrich Prot von Kunow.
Nach der Besichtigung der gigantischen Anlage von Itaipu, die Köhler laut brasilianischen Medienberichten zutiefst beeindruckt hat, folgte ein Rundflug über den Nationalpark Iguaçu und der obligatorische Fototermin vor den Kataraten. Ein privater Termin in einem im Park gelegenen Hotel schloss die vierstündige Kurzvisite ab.
Gegen 16:30 Uhr traf Köhler dann in der Hauptstadt Brasília ein. Es folgte eine live im Fernsehen übertragene Diskussionsrunde mit den höchsten Richtern des Landes. Schwerpunktthema war der Föderalismus – und somit fand sich der Bundespräsident rund 12.000 Kilometer von der Heimat entfernt doch auf bekanntem Terrain wieder. Die Einweihung der frisch renovierten deutschen Botschaft in Brasília und ein anschliessender Empfang beendeten am Abend den ersten Tag des Staatsbesuches.
Heute trifft Horst Köhler noch auf Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva und einige Minister, bevor er am Abend nach São Paulo weiterfliegt. Bis zum 12. März stehen dann noch die Städte Recife, Olinda und Manaus auf dem Programm, bevor ein Staatsbesuch in Kolumbien die Südamerikareise des Bundespräsidenten abschliesst.