São Paulo, 09. März 2007
Gesperrte Strassen, totale Luftüberwachung, Hundertschaften von Polizei und Militär – der Besuch von US-Präsident George W. Bush verwandelte die Wirtschaftsmetropole São Paulo in eine Hochsicherheitszone. Am gestrigen Abend um 20:04 Uhr landete die Präsidentenmaschine und stürzte die Millionenstadt in ein Verkehrschaos.
Und dieses dauert nach wie vor an. Bereits am frühen Vormittag setzte sich die 50 Fahrzeuge umfassende Wagenkolonne des US-Präsidenten in Bewegung und verlies das Hotel im Süden der Stadt. Erster Tagesordnungspunkt war die Besichtigung der Petrobras-Raffinerie im ausserhalb gelegenen Guarulhos, wo Bush mit Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva zusammentraf. Für diesen war es das zweite Treffen mit einem ausländischen Staatsoberhaupt binnen 24 Stunden. Gestern hatte er in der Hauptstadt Brasília den deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler mit militärischen Ehren empfangen.
Die brasilianisch-amerikanischen Beziehungen seien nicht angespannt, liessen die beiden Staatsmänner im Anschluss des Rundganges, verlauten. Vielmehr habe man heute vereinbart, bei der Produktion von Biodiesel als Alternative zu herkömmlichen Treibstoff technologisch zukünftig enger zusammen zu arbeiten. Lula konnte sich allerdings mit seinem Wunsch, die amerikanischen Strafzölle für brasilianisches Ethanol zu senken, nicht durchsetzen. In dem von US-Aussenministerin Condoleezza Rice und ihrem brasilianischen Kollegen Celso Luiz Nunes Amorim unterzeichnetem Abkommen heisst es lediglich, diese Frage „an die entsprechenden Gremien weiterzuleiten“.
Am Mittag trafen sich beide Präsidenten zu einem gemeinsamen Essen in dem Hotel, in dem Bush übernachtet hatte. Auf der Agenda des US-Präsidenten standen dabei noch die Beziehungen Brasiliens zum Nachbarstaat Venezuela und zu dessen für seine antiamerikanische Haltung bekannten Präsidenten Hugo Chavez.
Nach einer gemeinsamen Pressekonferenz und dem Besuch eines Hilfsprojektes für Strassenkinder fliegt die amerikanische Delegation noch heute Abend weiter nach Uruguay, der zweiten Station der achttägigen Südamerikareise des US-Präsidenten.
Während des gesamten Aufenthaltes gab es im ganzen Land zahlreiche Proteste gegen die Klimapolitik und die „Kriegstreiberei“ der Vereinigten Staaten. Auf vielen Plakaten wurde Bush mit Hitler verglichen, Demonstranten verbrannten amerikanische Fahnen oder Puppen, die den US-Präsidenten darstellen sollten. Auch die amerikanische Botschaft in São Paulo wurde durch Steinwürfe beschädigt. Bei Zusammenstössen mit der Polizei wurden laut Agenturmeldungen mindestens 23 Menschen verletzt
Unbeachtet von dem Medientrubel um den Bush-Besuch landete Bundespräsident Horst Köhler ebenfalls am gestrigen Abend in São Paulo. Allerdings wurde auch er wie viele Einwohner der Millionenstadt durch die erhöhten Sicherheitsmassnahmen behindert. Seinen ersten Termin in der Wirtschaftsmetropole erreichte er mit einer Verspätung von knapp 2 ½ Stunden. Köhler trifft sich heute hauptsächlich mit Wirtschaftsvertretern und Unternehmern der Region. Am morgigen Samstag fliegt die deutsche Delegation in den Nordosten des Landes. Bis zum 12. März besucht Köhler noch Recife, Olinda und Manaus, bevor Kolumbien letzte Station seiner Südamerikareise sein wird.