Die Urbanisierung der Favela Rocinha im Süden Rio de Janeiros soll zukünftig auch eine Seilbahn als innovatives Verkehrssystem umfassen. Dies gab der Gouverneur des Bundesstaates Rio de Janeiro, Sérgio Cabral gestern bei einem Besuch in Medellín bekannt. In der kolumbianischen Stadt wird seit 2003 ein solches Gondel-System mit grossem Erfolg eingesetzt, welches Cabral nun persönlich in Augenschein nahm.
Der Gouverneur zeigte sich auch überrascht von den Kosten des kolumbianischen Projektes. Rund 30 Millionen US-Dollar hat das Verkehrssystem mit dem Namen „Metro Cable“ gekostet. „Nur so wenig? Das ist sehr günstig, viel günstiger als ich gedacht habe“ erklärte Cabral bei einem Treffen mit dem Bürgermeister von Medellín, Sergio Fajardo Valderrama.
Die Einrichtung einer Seilbahn werde die zweite Phase der Urbanisierung Rocinhas einleiten. Bislang sind für Massnahmen im Bereich Infrastruktur, Gesundheitsversorgung und Bildungseinrichtungen in der Favela von der Bundesregierung 72 Millionen Reais (rund 26 Millionen Euro) freigegeben worden. Das Seilbahnprojekt ist darin jedoch noch nicht enthalten.
Cabral zeigte sich von dem kolumbianischen Projekt begeistert und will es schnellstmöglich für die Metropole unter dem Zuckerhut adaptieren. Als erster Schritt sollen nun die einzelnen Planungs- und Konstruktionsabschnitte untersucht werden. Der Gouverneur hofft, das Transportsystem, welches in Medellín täglich rund 30.000 Menschen befördert, nahezu unverändert auf Rio de Janeiro übertragen zu können.
Die interamerikanische Bank für Entwicklung BID hat bereits zugesagt, sich an dem Projekt zu beteiligen und wird in den kommenden Wochen Spezialisten nach Rio schicken. Neben der Favela Rocinha können sich alle Beteiligten ein solches System auch an weiteren Standorten in der Millionenstadt vorstellen. Besonders die Favelas Complexo do Alemão und Manguinhos sind dabei im Gespräch.