Das Chaos im brasilianischen Luftverkehr wird zu Ostern auch Auswirkungen auf dem Boden haben. Die Verkehrspolizei des Bundesstaates São Paulo rechnet in den kommenden Tagen mit rund 15% mehr Verkehr auf den Bundesstrassen und Autobahnen als im Vorjahr. Viele Familien wollen die wenigen Tage voll ausnutzen und nicht Gefahr laufen, durch verspätete oder ausgefallene Flüge Familienfeste zu verpassen. Auch die offizielle Verlautbarung der brasilianischen Fluglotsenvereinigung, an den Feiertagen keinesfalls zu streiken, konnte kaum jemanden davon abhalten, nun doch nicht zum eigenen PKW zu greifen.
Mit dem höchsten Verkehrsaufkommen wird am Gründonnerstag zwischen 16 Uhr und 2 Uhr und am Karfreitag von 6 Uhr bis 14 Uhr gerechnet. Rund 1.2 Millionen Fahrzeuge werden in diesem Zeitraum die Stadt hauptsächlich auf den grossen Ausfallstrassen verlassen. Dies sind rund 20 Prozent aller in der Millionenmetropole zugelassenen Fahrzeuge.
Wenn am Gründonnerstag gegen 16 Uhr die meisten Büros schliessen, intensiviert sich Fahrzeugaufkommen auch an den Mautstellen. An der Zahlstelle Anchieta-Imigrantes auf dem Weg zur Küste werden an den Feiertagen rund 350.000 Fahrzeuge erwartet. Am Donnerstagmittag wurden dort noch 70 Fahrzeuge pro Minute abgefertigt, in den Abendstunden sollen jede Minute über 120 Fahrzeuge die Schranken passieren.
Auch auf den Strecken ins Landesinnere müssen sich die Autofahrer auf Staus einstellen. Um die vielen Fahrzeuge schneller abfertigen können, wurden an der Mautstelle Anhanguera-Bandeirantes weitere Fahrspuren in Richtung Hinterland geöffnet. Die Betreiberfirma rechnet mit rund 500.000 PKWs.
Auch auf den Busbahnhöfen der Stadt wird mit grossem Andrang gerechnet. Viele Linien sind trotz zusätzlich eingesetzter Fahrzeuge bereits seit Wochen ausgebucht. Die Busgesellschaften raten dringend davon ab, auf gut Glück die Bahnhöfe aufzusuchen. Reisende ohne Fahrschein sollen sich erst im Internet oder telefonisch bei den Gesellschaften nach freien Plätzen informieren.
Insgesamt rechnen die Behörden auf den Ausfallstrassen mit Staus in der Grössenordnung von rund 200 Kilometern. Für die Bewohner von São Paulo ist dies jedoch nichts Neues. Jeden Morgen und jeden Abend werden aus der grössten lateinamerikanischen Stadt rund 150 Kilometer stehendes und aneinander gereihtes Blech gemeldet. Unter der Woche gilt seit geraumer Zeit daher ein Rotationssystem, um den totalen Verkehrsinfarkt zu verhindern. Autos mit der entsprechenden Endnummer auf dem Kennzeichen dürfen dann jeweils einen Tag in der Woche nicht ins Zentrum São Paulos einfahren.