Indios und MST protestieren gegen Wasserkraftwerk in Maranhão

Rund 500 Personen haben gestern über 10 Stunden eine wichtige Verbindungsbrücke zwischen den brasilianischen Bundesstaaten Maranhão und Tocantins blockiert. Die 510 Meter lange Brücke über den Rio Tocatins in der Nähe der Stadt Estreito gehört zur Hauptverbindung zwischen Belém und Brasília.

Die Demonstranten protestierten mit ihrer Aktion gegen den Bau eines Wasserkraftwerkes in der Region. Zuvor hatten sie bereits am Baugelände gegen den ihrer Meinung nach unerlaubten Eingriff in die Natur demonstriert. Das Kraftwerkprojekt ist das derzeit grösste im Bau befindliche in Brasilien. Laut den Demonstranten soll es etwa 20.000 Menschen in den Bundestaaten Marnahão, Tocantins und Pará in ihrer Lebensqualität beeinträchtigen.

Verschiedene Indiostämme nahmen an der Blockade teil. Durch das Wasserkraftwerk würden die Fische in dem Fluss, der durch ihre Schutzgebiete fliesst, vertrieben oder getötet werden. „Das Kraftwerk beeinträchtigt zwar nicht unsere Gebiete direkt, aber es beeinflusst auf lange Sicht unsere Kultur. Die Fische in unserem Fluss werden verschwinden“ erklärt Antônio Apinagé vom Stamm der Tocantins. Nach seiner Meinung nach müsste die brasilianische Umweltbehörde Ibama mit sofortiger Wirkung den Bau des Kraftwerkes stoppen. Seit Dezember 2006 laufen die Baumassnahmen.

Auch Mitglieder der Landlosenbewegung MST protestierten gegen das Kraftwerk. Sie fordern ebenfalls die Einstellung des Projektes. Laut ihren Aussagen würde der spätere Staussee die Flächen von rund 5.000 Kleinbauern überfluten, die sich erst vor kurzem dort angesiedelt hätten.

Laut Agenturmeldungen haben sich bislang weder Vertreter der Ibama noch das Baukonsortium des Kraftwerkes zu den Vorwürfen der indigenen Gruppen und der MST geäussert. Allerdings soll nun am 24. dieses Monats eine öffentliche Anhörung in der Region zu den sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Projektes stattfinden. Darauf einigten sich die Vertreter der Indiostämme und der MST mit den Repräsentanten des Staatsministeriums (Ministério Público) nach einstündiger Verhandlung vor Ort. Bei der Anhörung soll auch die Indioorganisation Funai zu Wort kommen.

Gegen 19.30 Uhr wurde die Brücke daraufhin von den Demonstranten wieder freigegeben. Zu diesem Zeitpunkt staute sich der Verkehr auf beiden Seiten jeweils rund 10 Kilometer. Die Brücke ist die einzige Strassenverbindung zwischen Maranhão und Tocantins. Als Alternative standen während der Blockade nur 3 Fähren zur Verfügung, die jedoch total überlastet waren.

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AutorIn: Dietmar Lang

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