Europäische Autohersteller investieren verstärkt in Brasilien, und das unter anderem zur Produktion ihrer Premium-Modelle. In den vergangenen zwei Monaten kündigten Audi und Mercedes-Benz Investitionen an. Interesse zeigte nun auch die britische Unternehmensgruppe Jaguar/Land Rover. Im Gespräch sind dabei Investitionen in Höhe von bis zu 1,3 Milliarden Euro.
Im September gab Audi bekannt, künftig den Sedan A3 und den Sportwagen Q3 in São José dos Pinhais im Bundesstaat Paraná zu produzieren. Die Stadt liegt im Großraum der Millionenmetropole Curitiba und ist bereits Standort diverser Autohersteller. Darunter ist auch der VW-Konzern (Foto), der für die Produktion des Golf 7 unlängst Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe angekündigt hat. Audi will bis 2016 umgerechnet etwa 160 Millionen Euro investieren, um dann den brasilianischen Markt mit den beiden Hochpreis-Modellen zu erobern. Mercedes Benz bestätigte im Oktober seine Pläne, in der 150 km von São Paulo entfernten Stadt Iracemápolis Geländelimousinen der GLA-Klasse zu fertigen.
Bereits im vergangenen Jahr hatte BMW die Stadt Araquari im Bundesstaat Santa Catarina für seine Produktion ausgewählt. Die Umweltbehörde hat die Pläne für die 500.000 Quadratmeter große Fabrik samt Teststrecke grundsätzlich bereits abgesegnet. Bevor es an den Bau geht müssen jedoch noch weitere Details über die zu erwartenden Schadstoffemissionen und die Behandlung der Abwasser geklärt werden. Dennoch soll der erste BMW “Made in Brazil” bereits voraussichtlich Ende 2014 vom Band rollen.
Wo sich Jaguar/Land-Rover niederlassen wird, ist noch offen. Als Standort ist Itatiaia im Bundesstaat von Rio de Janeiro im Gespräch. Aber auch São Paulo buhlt um die Briten. Produzieren will das Unternehmen im größten Land Südamerikas voraussichtlich Modelle des Land Rover mit neuen vierzylindrigen Ökomotoren.
Dass die Autohersteller verstärkt nach Brasilien drängen kommt nicht von ungefähr. Sowohl der Bund als auch die Länder versprechen Steuererleichterungen. Seit die Regierung in Brasília im Januar dieses Jahres das Programm „Inovar-Auto“ auflegte, um die nationale Autoproduktion zu erhöhen, haben bereits über zehn Unternehmen Investitionen in Milliardenhöhe angekündigt. Hinzu kommt, dass die Kaufkraft der brasilianischen Mittelklasse stetig zunimmt und sich somit ein potenter Markt für die Autohersteller eröffnet.
Die Europäer sind aber längst schon dabei, sich auf dem südamerikanischen Markt ihren Platz zu erobern. In den ersten zehn Monaten diesen Jahres verkaufte Land Rover 8.920 Einheiten in Brasilien, BMW kam auf 11.523 Stück, Mercedes Benz auf 10.511 und Audi auf 5.601 PKW. Die Fabriken sollen indes jeweils eine Kapazität von 20.000 bis 30.000 Neuwägen pro Jahr aufweisen.