Heute (20.11.) jährt sich der Tod des schwarzen Helden “Zumbi dos Palmares” zum 300. Mal, und dieser Tag der “Consciência Negra“ (des Schwarzen Bewusstseins) sollte eigentlich dazu dienen, dass die Brasilianer über Ungleichheit, Intoleranz und Vorurteile nachdenken, die sich immer noch in ihrer Gesellschaft hartnäckig halten. Das enthüllt eine Nachricht des “Instituto de Pesquisa Econômica Aplicada (IPEA)“, die in einer Statistik aufzeigt, dass zum Beispiel im Bundesstaat Alagoas durch die zahlreichen Morde die durchschnittliche Lebenserwartung männlicher Afro-Brasilianer um vier Jahre gesunken ist.
Die Note “Vidas Perdidas e Racismo no Brasil” (Verlorene Leben und Rassismus in Brasilien) zeigt auf, dass ausser in Alagoas, sich auch in Bundesstaaten wie Espirito Santo und Paraíba der Rassismus die grössten Zahlen schwarzer Mordopfer konzentrieren. Während die einfache Aufzählung der durch Gewaltakte verstorbenen Personen normalerweise ihr Alter zur Zeit der Ermordung ausser acht lässt, enthüllt die Studie, dass besonders Jugendliche unter zwanzig Jahren stärker von einem gewaltsamen Tod bedroht sind als ältere Semester.
Die Autoren – beide von der “Fundação Getulio Vargas (FGV) – haben analysiert, in wie weit die Unterschiede bei Ermordungen von Schwarzen und Weissen Personen mit wirtschaftlichen, rassistischen und demografischen Differenzen zusammenhängen. “Die rassistische Komponente kann nicht ausgeschlossen werden, wenn man die unterschiedliche Quote der Mordopfer zwischen Afro-Brasilianern und Weissen im Land erklären will“, folgerten die Forscher der FGV.
Wenn man die Statistik der Opfer zugrunde legt, die im Land zwischen 1996 und 2010 eines gewaltsamen Todes starben, wird klar, dass über alle wirtschaftlichen Charakteristika – Schulbildung, Geschlecht, Alter oder Familienstand – hinaus, die Hautfarbe der Opfer, schwarz oder braun, die Wahrscheinlichkeit stark erhöht, ermordet worden zu sein.
“Der Afro-Brasilianer wird in Brasilien zweifach diskriminiert – wegen seiner prekären wirtschaftlichen Situation und wegen der Farbe seiner Haut“, sagen die Forscher. In ihrer Studie folgern sie, dass diese Diskriminationsmischung das enorme Übergewicht von Morden an Afro-Brasilianern, verglichen mit den Opferzahlen unter der Restbevölkerung, erklärt.
Ausgerechnet der Bundesstaat Alagoas – an der Spitze der Mord-Statistik gegen Afro-Brasilianer – symbolisiert den Kampf versklavter Afrikaner des 19. Jahrhunderts, die aus Afrika verschleppt worden waren, um in den Zuckerrohrfeldern der portugiesischen Elite zu arbeiten. Die Personifizierung dieses Kampfes – der durch die präsentierte Studie der IPEA immer noch andauert – war, und ist noch immer, Zumbi dos Palmares (Zumbi = Zwerg, in der Sprache der Bantu aus Angola). Geboren in Alagoas und wohnhaft im Dorf “União dos Palmares“, war Zumbi der Anführer des grössten “Quilombo“ (Fluchtburgen entlaufener Sklaven) des Landes.
1670, im Alter von sieben Jahren, wurde er von Soldaten eingefangen und dem Pater Antônio Melo übergeben, der dann für deine Ausbildung verantwortlich war. Zumbi, in der Katholischen Kirche unter dem Namen Francisco getauft, floh später in den “Quilombo dos Palmares“, wo er die dort lebenden, aus verschiedenen Fazendas geflohenen Sklaven, mit seiner Geschicklichkeit beim Fusskampf “Capoeira“ beeindruckte. Als er zwanzig Jahre alt geworden war, hatte er sich bereits zum grössten Militärstrategen und Krieger entwickelt, dem es gelang, seine “Quilombolas“ (Quilombo-Bewohner) zum Sieg gegen die Soldaten das portugiesische Imperium zu führen.