Die Brasilianerin Josi Santos holte beim Freistilspringen bei der Winterolympiade in Sotschi kein Gold. Nach ihrem Sprung war sie dennoch von Medien umringt. Jeder wollte die Geschichte der jungen Brasilianerin hören, die erst vor wenigen Monaten mit dem Freistil-Ski angefangen hatte und kurz vor Beginn der olympischen Spiele bei einem schweren Unfall ihrer Sportskollegin dabei gewesen war.
Die Bilder von den Geschehnissen Ende Januar saßen der Sportlerin noch im Genick als sie am Freitag an den Start zur Disziplin des Freistilspringens ging. Zu tief noch saß der Schreck über den Sturz ihrer Freundin und Mitstreiterin Laís Souza, die eigentlich an der Winterolympiade hätte teilnehmen sollen. Laís war bei einem gemeinsamen Abfahrtstraining in den USA gegen einen Baum geprallt und liegt seitdem mit einer schweren Wirbelsäulenverletzung auf der Intensivstation.
Für ihren Sprung wählte Josi Santos die kleinste Schanze. Vorsichtig sprang sie, führte einen einfachen Salto aus und landete mit sichtbarer Erleichterung auf sicheren Füßen. Ihr Ziel war es, die Winterspiele unverletzt zu beenden. Das hat sie erreicht. Am Ende war ihr die Freude über die zwei gelungenen Sprünge anzusehen. Geschafft. Da spielte das Ergebnis, von 22 Teilnehmerinnen mit 48,17 Punkten auf dem 16. Platz gelandet zu sein, keine große Rolle. Sie hatte erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. Das war es, was zählte. Zudem bleibt der 29-Jährigen ja noch die Chance, bei der nächsten Winterolympiade wieder dabei zu sein. Immerhin sie erst im vergangenen Jahr mit dem Training des Freistilspringens angefangen.
Nur acht Monate hatte die junge Frau Zeit, sich auf die olympischen Spiele vorzubereiten. Sie sprang zunächst unter der Anleitung ihres kanadischen Trainers Ryan Snow auf einer Kunstbahn im Bundesstaat São Paulo und später in Salt Lake City in den USA. Einen kleinen Vorteil hat Josi Santos allerdings. Wie Laís Souza ist auch Josi Ex-Gymnastin. Bevor sie mit dem Freistil anfing, nahm sie wie auch Laís Souza bereits an internationalen Gymnastik-Wettbewerben teil.
Jetzt in Sotschi galt ihr letztes Wort ihrer Freundin. “Werde schnell wieder gesund brancinha (kleine Weiße)”, rief sie in die Kameras und schenkte ihr ein Lächeln aus dem winterlichen Rußland.