Brasilien vereint 11,6 Prozent des gesamten Süßwasser der Erde, durch es fließt der mit knapp 7.000 Kilometern der längste Fluss der Welt, der Amazonas, und es beherbergt die größte Feuchtsavanne des Planeten, das Pantanal. Am Weltwassertag (22.) geht es allerdings nicht nur um diese Superlativen. Mit verschiedenen Aktionen wird vielmehr auch auf die Bedrohungen des kostbaren Guts hingewiesen.
Auch wenn das Wasser in Brasilien im Übermaß vorhanden scheint, ist sauberes Trinkwasser für viele längst keine Verständlichkeit. Das gilt nicht nur für den semiariden Nordosten des Landes. Von einer anhaltenden Trockenheit und Problemen bei der Trinkwasserversorgung war 2014 und 2015 auch der bevölkerungsreiche Südosten betroffen, allen voran die Megametropole São Paulo.
Sie hat einmal mehr auch den schändlichen Umgang mit Flüssen, Quellen und Bächen deutlich gemacht. Aus dem teilweise trocken gefallenen Rio Tietê wurden Tonnen von Müll, allen voran PET-Flaschen, Getränkedosen und Plastik, gezogen, die durch das fehlende Wasser ans Tageslicht gekommen sind.
Tonnen von Müll werden auch täglich aus der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro geborgen. Ausgerufen wurde dort die “Woche des Wassers“, in der ein Zusammschluss von Fischern, dem Movimento Baía Viva, Forscher und Umweltschützer schon am Samstag (20.) mit Bootsexkursionen und der Einsammlung von Abfall auf den internationalen Wassertag hingewiesen haben.
Auf der Ilha Seca haben sie zudem heimische Bäume gepflanzt. Sie soll mit Hilfe eines Projektes “ökologisch besetzt“ werden. Das sieht neben einem Labor zur Überwachung der Wasserqualität und der Meeresfauna auch eine Fischerschule sowie die Nachzucht von typischen Fischen der Guanabara-Bucht vor, deren Bestand angesichts der Verschmutzung stark zurück gegangen ist.
Am Lagoa de Freitas, der in wenigen Monaten zum Austragungsort einiger olympischer Disziplinen wird, soll am Dienstag (22.) mit Spiel und Unterhaltung auf die Wichtigkeit des Schutzes der Gewässer hingewiesen werden. Vorgesehen ist ebenso die Verteilung von Trichtern, um die Bevölkerung anzuregen Speiseöl aus Pfannen und Fritösen nicht ins Waschbecken zu kippen, sondern zu sammeln und bei Kooperativen abzugeben, die dann daraus Seife herstellen.
Verschiedene Aktionen gibt es auch an einem der beeindruckendsten Flüsse Brasiliens, dem Rio São Francisco oder “Velho Chico“, wie er auch liebevoll genannt wird. Einige seiner Zuflüsse befinden sich längst in einem besorgniserregenden Zustand, wie der Rio das Velhas, in dem die Abwässer aus dem Bergbau und von Millionen von Menschen geführt werden.
Theoretisch werden etwa 80 Prozent der Abwässer der anliegenden Städte behandelt. Umweltschützer kritisieren jedoch, dass durch die Behandlung lediglich die organische Materie entfernt wird, nicht aber Stickstoff, Phosphor und Fäkalcoliforme.
Ein anderes Problem ist die Abholzung von Uferrandstreifen, was zu Erosionen und Einträgen von Agrochemikalien führt. Auch wenn Brasilien über eins der fortschrittlichsten Umweltgesetze verfügt, wird dies längst nicht eingehalten. Vorgeschrieben sind beispielsweise Uferrandstreifen von 15 bis 100 Meter.
Keinen Grund zum Feiern gibt es am Weltwassertag für die Anwohner des Rio Doce. Beim Dammbruch im November 2015 eines Staubeckens des Eisenerzgewinnungsunternehmens Samarco sind in diesen über 50.000 Tonnen Bergbauschlamm geflossen. Ein ganzes Dorf wurde durch die Schlammmassen ausgelöscht, 18 Menschen starben. Auf einer Strecke von 600 Kilometer hat sich die Schlammlawine bis in den Atlantik gewälzt und alles Leben im Fluss zerstört.
Noch heute gelangt nach wie vor Eisenerzschlamm in den einst fischreichen Fluss. Nach Wasseranalysen der brasilianischen Ärztevereinigung (Fenam) sind in den Proben teilweise Bleigehalte von bis zu 300 Prozent über den Grenzwerten registriert worden. Statt der zulässigen Menge von 0,01 Milligramm Aluminium wurden 0,58 Milligramm nachgewiesen. Damit kann das Wasser des Rio Doce nicht einmal mehr zur Bewässerung in der Landwirtschaft eingesetzt werden. Die Fenam befürchtet zudem, dass sich die Auswirkungen der hohen Aluminiumgehalte in den kommenden Jahren bei den Flussanliegern durch Gesundheitsprobleme zeigen könnte.
Doch nicht überall sieht es düster aus. Brasilien hat durchaus Vorzeigebeispiele vorzuweisen, wie der vom World Wildlife Fond (WWF) unterstütze ”Pacto em defesa das cabeçeiras do Pantanal”, dem Pakt zum Schutz der Quellbereiche des Pantanal. Bei diesem haben sich Munizipe, Organisationen, Unternehmen und Umweltschützer verpflichtet, mit freiwilligen und konkreten Aktionen zum Schutz der Quellen und Flußoberläufe tätig zu werden. Das Pflanzen von heimischen Gehölzen und Uferrandstreifen und die Verbreitung einer nachhaltigen Landwirtschaft sind zwei der Maßnahmen.
In den vergangenen Jahren hat der Schutz des Wassers an Gewicht gewonnen. In vielen Munizipen gibt es Projekte und Aktionen mit Schülern und der Bevölkerung. Aktiv werden sie auch am Weltwassertag. Sie treten an, um Bäche, Uferrandstreifen und Meeresbuchten vom Müll befreien.
Geboten sind zudem Pflanzaktionen, Ausstellungen, Workshops, Kanufahrten und Ralleys. In Manaus sind Studenten, Professoren und Umweltschützer schon am Sonntag (20.) aktiv geworden. Sie haben im Parque do Mindu symbolisch die Auen umarmt, um auf die Bedeutung des Wassers und auch der Gewässer im Stadtbereich hinzuweisen.