Der Nationalpark Serra da Capivara ist eine der wichtigsten archäologischen Stätten Brasiliens. Die sind allerdings von der Zerstörung bedroht. Schuld daran sind fehlende Überweisungen des Bundes. Weil die Kassen leer sind, hat die ”Fundação Museu do Homem Americano” (Fumdham) das Ende ihrer Aktivitäten angekündigt. Die Stifung war bisher für Unterhalt und Pflege des Parkes zuständig, der über hundert Stellen mit vorzeitlichen Felszeichnungen aufweist.
Wenn bei der Abschlußfeier der Olympiade am Sonntag im Maracanã-Stadion in Rio de Janeiro die historische und kulturelle Bedeutung des Nationalparkes hervorgehoben werden wird, wird dies bei den Mitarbeitern der Fumdham-Stiftung nur für wenig Freude sorgen. Die von den einst 270 verbliebenen 30 Mitarbeiter sollen bereits ihre Kündigung zum Monatsende erhalten haben, wie es heißt.
Weiterhin betrieben werden die Forschungseinrichtungen und das Museum. Eins der größten Probleme ist aber die Pflege und vor allem der Schutz des 129.140 Hektar umfassenden 1979 eingerichteten Parkes. Von den 28 jeweils zehn Kilometer voneinander entfernten Überwachungsstellen und Eintrittspforten sind schon jetzt nur noch vier besetzt, wie berichtet wird.
Jetzt wird das Schlimmste befürchtet. Ohne Schutz können Wilderer eindringen und das ökologische Gleichgewicht durcheinanderbringen. Die Nagetiere Mocó könnten sich ausbreiten, deren Urin die Felszeichnungen zerstört. Vom Umweltinsitut ICMBio heißt es, dass es ihrer Pflicht zum Schutz des Parkes nachkomme.
Eins der großen Probleme des einzigartigen Parkes scheint die Bürokratie Brasiliens zu sein. Gelder sind längst versprochen. Vor wenigen Tagen soll das Umweltministerium 969.000 Reais (etwa 275.000 Euro) überwiesen haben. Die sind von der Justiz mangels rechtskräftiger Verträge aber gesperrt worden.
Hilfe zugesichert hat auch der halbstaatliche Ölkonzern. Der befindet sich aber ebenso wie der Staat in einer Krise. Der nach über zwölf Jahren Bauzeit endlich eröffnete internationale Airport Serra da Capivara funktioniert ebenso nicht wirklich.
Seine Landepisten sind nicht für größere Flugzeuge angelegt. Seit Juni wird er deshalb lediglich zweimal in der Woche mit Kleinflugzeugen für neun Passagiere angeflogen. Die Anreise von der 500 Kilometer entfernten Hauptstadt Piauís wird jedoch teilweise durch Erdpisten statt Straßen erschwert. Gezählt werden deshalb auch nur 35.000 Besucher im Jahr.
Dabei hat der Park alles, was er benötigt, um zum Besuchermagnet zu werden. Über Jahrzehnte hinweg hat die heute 83-jährige Forscherin und Fumdham-Präsidentin Niède Guidon auch mit Geldern aus anderen Ländern eine eindrucksvolle Struktur für die Besucher des als Weltkulturerbe der Unesco ausgezeichneten Parkes aufgebaut.
450 Kilometer Wege stehen zur Verfügung, die zu 172 für die Besucher offenen archäologischen Stätten führen. Sie zeigen Felszeichnungen, Fossilien von ausgestorbenen Säbelzahntigern und Riesengürteltieren und ebenso steinzeitliche Grabstätten.