Brasilien: Kongress will sämtliche Schwangerschaftsabbrüche kriminalisieren

Schwangerschaftsabruch – Foto: Screenshot
Die konservative Herrenriege des brasilianischen Kongresses will den Schwangerschaft-Abbruch gänzlich verbieten. Eine Spezialkommission der Agbgeordnetenkammer hat am Mittwoch (8.) der Veränderung der Konstitution des Landes zugestimmt. Mit der soll festgelegt werden, dass das Leben mit der Empfängnis beginnt. Damit würden selbst die derzeit zulässigen Fälle einer Abtreibung illegal.

Momentan kann in Brasilien eine Schwangerschaft lediglich im Falle einer Vergewaltigung, bei Lebensgefahr für die Mutter und im Falle einer Anencephalie vorzeitig beendet werden. In allen anderen Fällen wird der Schwangerschaftsabbruch als Verbrechen eingestuft, auf dem für die Frau eine Haftstrafe von ein bis drei Jahren steht.

Im vergangenen Jahr hat das Oberste Gericht des Landes allerdings entschieden, dass eine Abreibung in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft nicht als kriminelle Straftat eingestuft werden sollte. Ausgelöst hat es damit heftige Diskussionen.

Vor allem die im Kongress vertretenen Anhänger evangelikaler Religionen versuchen seitdem verstärkt, ihre Sichtweise vom Schutz des Lebens durchzusetzen. Das beginnt nach ihrer Meinung bereits mit der Empfängnis.

Beim Versuch alle Abtreibungen zu Kriminalisieren wird nicht immer offen vorgegangen, sondern auch mit Einschüben von Nebensätzen in die Konstitution des Landes gearbeitet. Dieses Mal ist ein solcher bei einer Debatte über den Mutterschutz von Frühgeborenen erfolgt.

Dem Einschub über den Lebensbeginn zugestimmt haben die 18 Männer der Spezialkommission. Die einzige Gegenstimme kam von einer Frau. Jetzt müssen Abgeordnetenkammer und Senat über den Vorschlag der Kommission entscheiden.

Der illegale Schwangerschaftsabbruch ist in Brasilien ein ernstes gesundheitliches und soziales Problem. Die Zahl der heimlichen Abtreibungen wird auf jährlich 850.000 bis eine Million geschätzt. Während die reichere Mittelschicht einen Abbruch in Privatkliniken bezahlen und vertuschen kann, sind die weniger betuchten Frauen auf zweifelhafte Alternativen angewiesen.

Bei denen sind sie oft dubiosen und unhygienischen Zuständen ausgesetzt oder wird der Abbruch von unausgebildeten Kräften vorgenommen. Als Folge müssen 250.000 der Frauen nach einem dieser Eingriffe wegen Komplikationen im Krankenhaus behandelt werden. Etwa 180 Frauen sterben jedes Jahr.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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