Streit um Verschiffung von 25.000 lebenden Rindern

Foto: Valter Campanato/ABr
In Brasilien hat die Verschiffung von 25.000 Rindern in die Türkei eine hitzige Debatte ausgelöst. In die haben sich Tierschützer, Landwirtschaftsminister, Regierung und auch Gerichte eingeschaltet. Während die einen eine artgerechte Tierhaltung fordern, sprechen die anderen von wirtschaftlichen Bedürfnissen.

Über mehrere Tage hinweg war das Auslaufen des am Hafen von Santos lagernden Schiffes mit der lebenden Fracht ungewiss. Zwischen dem 26. und 31. Januar waren 25.000 Rinder von verschiedenen etwa 500 Kilometer vom Hafen entfernten Fazendeiros angeliefert worden. Eine Gruppe von Tierschützern war sofort zur Stelle und hat von einer Misshandlung der Tiere gesprochen.

Von der Stadtverwaltung Santos wurde aus dem gleichen Grund ein Bußgeld von 1,5 Millionen Reais (umgerechnet derzeit etwa 376.000 Euro) verhängt. Das wurde kurz später wegen Umweltverschmutzung auf zwei Millionen Reais (etwa 500.000 Euro) erhöht. Bei der Anlieferung der Rinder wurde der Dung direkt auf die Straßen der Stadt abgelassen.

Der für den 1. Februar geplante Auslauf des Schiffes und der Export von lebenden Rindern wurde daraufhin zunächst per Gericht unterbunden. Das hat wiederum die Regierung Brasiliens auf den Plan gerufen. Eiligst wurden Inspektionen durchgeführt.

Die ergaben laut Landwirtschaftsminister und Fazendeiro Blairo Maggi keinerlei Hinweise auf Misshandlungen oder Probleme. Auf Drängen von Präsident Michel Temer gab es zudem von Regierungsvertreter Beto Mansur eine Besichtigung, der ebenso nichts auffälliges entdeckt haben will.

Intensive Landwirtschaft und Rinderhaltung spielen für die Wirtschaft Brasiliens eine wichtige Rolle. Darüber hinaus ist die Agrolobby im Kongress für Präsident Temer ein wichtiger Partner bei der Durchsetzung der geplanten Reformen. Dass sich die Regierung bei der Frage der Lebendfracht einschaltet ist deshalb nicht verwunderlich.

Auch beim Fleischskandal “Carne Fraca“ im März 2017 waren Landwirtschaftsminister Maggi und Präsident Temer sofort zur Stelle, um die Fleischindustrie zu verteidigen. Die spendet zudem enorme Summen für die Kandidaten der Wahlen des Kongresses, wie bei den Ermittlungen zum Korruptionsskandal Lava Jato deutlich wurde.

Wie schon beim Fleischskandal 2017 lautete das Argument zur Verteidigung auch jetzt wieder, dass es um das Ansehen Brasiliens auf den internationalen Märkten gehe. Die Rede ist von einem Verlust von fünf Millionen Reais (etwa 1,25 Millionen Euro), die allein der Transportfirma durch die Verzögerungen entstanden sein sollen.

Seine Fahrt in Richtung Türkei hat das Schiff schließlich in der Nacht vom Sonntag zum Montag (5.) aufgenommen, nachdem die Advocacia-Geral da União (Anwaltschaft des Staates) eine Aufhebung der vorhergehenden Gerichtsbeschlüsse und die Genehmigung zum sofortigen Auslauf erreicht hatte.

Vom Tisch ist die Diskussion über die Verschiffung von lebenden Rindern damit jedoch nicht.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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