Ticker zum Coronavirus in Brasilien: 22. März 2020

Über 1.500 Covid-19-Fälle
Die Braslianer haben am Wochenende einen sprunghaften Anstieg der Covid-19-Fälle erlebt. Nach den vom Gesundheitsministerium veröffentlichten Daten, hat das Land am Sonntag (22.) 1.546 bestätigte Fälle gezählt, über 400 mehr als am Samstag. Über die Hälfte von ihnen konzentrieren sich im bevölkerungsstarken Südosten des Landes und dort im Bundesstaat São Paulo (631 Fälle). Die Zahl der Toten ist auf 25 angestiegen, 22 davon sind in São Paulo verstorben. Präsent ist Sars-Cov-2 mittlerweile in sämtlichen Bundesstaaten des Landes. Der dünner besiedelte Norden ist mit bisher 49 bestätigten Fällen jedoch am geringsten betroffen.

Schliessung der Strände in Salvador – Foto: Jefferson Peixoto/Secom

Virus hält sich nicht an Temperaturtheorie
Angesichts der steigenden Zahlen hat Brasiliens Gesundheitsminister Luiz Henrique Mandetta bei einer Pressekonferenz am Sonntag eingeräumt, dass sich der neue Coronavirus doch nicht an die Theorie hält, sich bei hohen Temperaturen der Tropen weniger zu verbreiten. Mandetta hofft dennoch darauf, dass die Todesrate in Brasilien nicht so hoch wie in Italien sein wird. Er setzt dabei darauf, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung Brasiliens niedriger ist.

Zeltstadt gegen Coronavirus
In Guarulhos bei São Paulo wird derzeit eine 2.000 Quadratmeter umfassende Zeltstadt aufgebaut, die als Diagnose-Zentrum dienen soll. Bewohner Guarulhos können dort ab Donnerstag (26.) mit dem Auto oder Fahrrad vorfahren und sich auf Covid-19 testen lassen. Ausgestattet wird das Zeltzentrum mit einem Labor, Röntgengeräten und Betten für Covid-Patienten.

46 Millionen Brasilianer in Quarantäne
Im Bundesstaat São Paulo müssen die Menschen ab Dienstag (24.) in ihren Häusern bleiben. In den 645 Städten und Gemeinden des Bundesstaates gilt vom Dienstag bis zum 7. April eine Quarantäne. Bußgelder oder Strafen für Quarantänebrecher gibt es nicht. Gouverneur João Doria setzt auf die Freiwilligkeit und das Einsehen der Bevölkerung seinem Aufruf, das Haus nur in Notfällen zu verlassen, zu folgen.

Kompetenzgerangel
Weil vielen Gouverneuren und Bürgermeistern der Umgang der Regierung des Präsidenten Jair Bolsonaro mit der Coronavirus-Krise zu lasch ist, haben etliche von ihnen Maßnahmen erlassen, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Einzelne Städte versuchen auch, sich abzuriegeln, in dem sie Busverbindungen zu anderen Munizipen unterbinden.

Bolsonaro geht das zu weit. Er beschimpft die Gouverneure als “Vernichter von Arbeitsplätzen“. Jetzt hat er eine “Medida provisória“ (vorläufige Regelung) erlassen, nach der lediglich die Bundesbehörden den Verkehr zwischen Munizipen und Bundesstaaten einschränken dürfen. Nicht gerechnet hat er allerdings mit den Busunternehmern. Die haben bereits in einigen Regionen ihren überregionalen Busverkehr eingestellt.

Favelas rüsten auf
Die Favelas könnten einer der Schwachpunkte Brasiliens bei der Coronavirus-Bekämpfung sein. Laut dem brasilianischen Statistikamt IBGE leben alleine in der Stadt Rio de Janeiro über 1,3 Millionen Menschen in Favelas. Die sind teils durch extrem beengte Wohnverhältnisse geprägt.

Nur einen Meter breite Gassen, ein fehlendes Abwassersystem und Armut sind weit verbreitet. Experten befürchten dort deshalb eine stärkere Ausbreitung des Sar-Cov-2. Weil in vielen der Favelas der Staat meist fehlt, sind die Bewohner nun selbst zur Tat geschritten. Sie verteilen Tipps zur Ansteckungsvorbeugung, Seifen und auch Nahrung. Darüber hinaus gibt es Videoaktionen, mit denen Jugendliche über die sozialen Netzwerke die Bewohner auffordern, sich gegenseitig zu helfen und zu isolieren.

Mindestabstand zwischen Hängematten
Im Bundesstaat Amazonas ist ein Dekret erlassen worden, mit dem der Personenverkauf auf den Flüssen eingeschränkt werden soll. Ziel ist eigentlich eine Verringerung von Reisen, um die Ausbreitung des Virus in entlegeneren Gebieten des Amazonas-Regenwaldes zu vermeiden.

Für viele Menschen sind die Flüsse aber die einzigste Verbindung zu den Städten. Ganz eingestellt werden kann der Schiffsverkehr deshalb nicht. Verringert werden soll aber die Zahl der Hängematten und damit auch die der Passagiere. Oft dauern die Reisen mehr als einen Tag. Geschlafen wird dabei in nebeneinander aufgehängten Hängematten. Die müssen jetzt einen Mindestabstand zueinander haben.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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