Die Coronavirus-Pandemie hat Brasilien fest im Griff. Am Donnerstag (18. Februar) hat das Land die Zehn-Millionen-Marke überschritten. Seit dem Ausbruch der Pandemie sind in Brasilien 10.030.626 Menschen auf Coid-19 positiv getestet worden. 243.457 Menschen sind an den Folgen von Covid-19 gestorben. In mehreren Städten sind die Krankenhäuser überfüllt, fehlen Plätze in den Intensivstationen.
Im Januar haben sich in der Amazonashauptstadt Manaus dramatische Szenen abgespielt. Für hunderte Erkrankte gab es keinen Krankenhausplatz. Wegen Sauerstoffmangels in den Intensivstationen sind Erkrankte erstickt. Die Situation hat sich nur leicht verbessert. Die Belegungsrate der Krankenhäuser wird mit 91 Prozent angegeben. 377 Covid-Patienten warten allerdings auf einen freien Platz zur Behandlung.
An ihren Kapazitätsgrenzen arbeiten auch die Hauptstädte der Bundesstaaten Goiás und Ceará. Im Bundesstaat Roraima sind 98 Prozent der Intensivplätze belegt. In Paraná wird mit 87 Prozent die höchste Belegungsrate seit Ausbruch der Pandemie verzeichnet.
Tatsächliche Lockdowns gibt es nicht. Lediglich einzelne Munizipe haben Ausgangssperren verhängt und nicht-essenzielle Diensteistungen eingeschränkt, im Versuch die Ansteckungsrate zu verringern.
Noch ist die zweite Welle nicht abgeklungen. Nach den Angaben des brasilianischen Gesundheitsministeriums sind am Donnerstag (18.) binnen 24 Stunden 51.879 Neuinfektionen per Test bestätigt worden und 1.367 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Bei der durchschnittlichen Sieben-Tage-Sterberate verzeichnet Brasilien bereits seit 29 Tagen mehr als tausend Tote.
Spezialisten befürchten indes, dass die Zahlen in den kommenden Wochen noch weiter steigen werden. Die in Manaus entdeckte neue Virusvariante soll ansteckender sein. Nachgewiesen wurde sie bereits in mehreren Städten des Landes, darunter die Metropolen Rio de Janeiro und São Paulo.
Hinzu kommt das unverantwortliche Verhalten einiger Brasilianer. Offiziell hatten Munizipe und Bundesstaaten Feste und Umzüge während der Karnevalstage verboten. Nicht jeder hat sich daran gehalten. Illegale Parties und Menschenansammlungen vor Kneipen wurden in mehreren Städten registriert.
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sorgt ebenso weiterhin für Menschenaufläufe. Einen Mundschutz benutzt er selten. Angesichts dessen und dem Fehlen eines tatsächlichen, nationalen Planes zur Bekämpfung der Pandemie haben mehrere Organisationen mittlerweile eine Amtsenthebung beantragt. 60 Impeachmentanträge wegen verschiedener, mutmaßlicher Vergehen liegen in den Schubladen des Kongresses.
Der Verband der über 5.000 Munizipe Brasiliens hat zudem öffentlich den Rücktritt des aktuellen Gesundheitsministers Eduardo Pazuello gefordert. Ihm wird im Fall von Manaus unterlassene Hilfeleistung vorgeworfen. Laut Staatsanwälten soll er schon vor der Tragödie vom Sauerstoffmangel gewusst haben.
In Kritik geraten sind Regierung und Gesundheitsminister ebenso wegen der nur schleppend anlaufenden Impfungen. Lediglich 5,5 Millionen der etwa 210 Millionen Brasilianer haben die erste Impfdosis gegen den Coronavirus erhalten.
Theoretisch könnten in Brasilien täglich weit über eine Million Menschen geimpft werden, wie dies auch schon bei anderen Impfaktionen geschehen ist. Allerdings fehlt es an Impfstoff. In den Hauptstädten von neun Bundesstaaten des Landes wurde wegen Serummangels bereits ein Aussetzen der Impfkampagne angekündigt.
Kritiker bemängeln ein zögerliches Verhalten des Gesundheitsministeriums, verspätete Verträge zum Kauf der Impfstoffe sowie die Außenpolitik der Regierung. Bolsonaro hatte in der Vergangenheit den in China entwickelten Impstoff CoronaVac in den sozialen Netzwerken verunglimpft.
Für Unstimmigkeiten hat das Verhalten der brasilianischen Regierung auch mit Indien geführt, das den Grundstoff für die Impfseren liefert. Spezialisten und Kritiker kreiden deshalb der Regierung Bolsonaros die verspäteten Lieferungen der Impf- und Grundstoffe an.