Ein kaiserliches Herz auf Reisen

Um das 200ste Jubiläum der Unabhängigkeit zu feiern, hat sich Brasilien von Portugal ein Herz ausgeliehen. Das ist am Montag (22.) in der Hauptstadt des südamerikanischen Landes angekommen und hat am 23.08.sämtliche Staatsehren einer hohen ausländischen Persönlichkeit erhalten, ganz so, als würde sein ehemaliger Herr noch leben. Schließlich hat das Herz einmal Dom Pedro I gehört, dem ersten Kaiser Brasiliens.

Urne Dom Pedro I – Foto: Screenshot-Video

Der Sohn des portugiesischen Königshauses hat 1822 die Unabhängigkeit Brasiliens von Portugal ausgerufen. Neun Jahre später hat er allerdings dem Thron abgedankt und ist nach Portugal zurückgekehrt, um dort gegen seinen Bruder zu kämpfen. 1834 ist Dom Pedro I an Tuberkulose gestorben. Bestattet wurde er damals in der portugiesischen Stadt Porto.

Seit 1972 ruht sein Körper jedoch in der Krypta unter dem Monumento à Independência, dem im Stadtteil São Paulos Ipiranga erstellten Monument der Unabhängigkeit. Seine sterblichen Überreste sind nämlich zum 150. Jubiläum der Unabhängigkeit auf Wunsch der damaligen Militärdiktatur Brasilien übergeben worden. Sein Herz aber, das blieb in Porto. Es heißt, der einstige Herrscher soll dies in seinem Testament ausdrücklich gewünscht haben.

Jetzt ist es für zwei Wochen in Brasilien. Am 7. September wird dort der Tag der Unabhängigkeit gefeiert. Weil das bereits zum 200sten Mal geschieht, hat sich die brasilianische Regierung das Herz Dom Pedros I mal eben ausgeliehen, um mit einer Besonderheit aufzuwarten.

Das in einer vergoldeten Urne in einem Glasgefäß ruhende Herz ist natürlich nicht frei zugänglich. Wer es sehen will, muss sich beim Außenministerium in Brasília anmelden und auf einen Termin warten. Vorrang haben zunächst Schulklassen und die Gouverneure der Bundesstaaten des Landes.

Ganz einfach war die Reise des Herzens nicht. Über Monate hinweg wurde verhandelt. Wieder und wieder wurde das Herz untersucht, ob es denn einer Reise standhält. Auch die Zustimmung der Nachkommen Dom Pedros I war notwendig. Schließlich haben sich die Vertreter der portugiesischen Stadt Porto und der brasilianischen Regierung geeinigt und das Herz ging zum ersten Mal nach 187 Jahren auf Reisen.

Als wäre es ein Passagier, trohnte es im Flugzeug der Força Aérea Brasileira (FAB) in der Passagierkabine. In Natal gab es eine Zwischenlandung. Von dort aus wurde das FAB-Flugzeug von zwei weiteren Jet-Flugzeugen bis zur Hauptstadt Brasília begleitet und mit militärischen Ehren von Verteidigungsminister Paulo Sérgio Nogueira, Gesundheitsminister Marcelo Queiroga und dem portugiesischen Botschafter Luiz Felipe Melo in Empfang genommen.

Für Dienstag (23.) stand zudem im Palácio do Planalto eine offizielle Zeremonie auf dem Programm, die auch Staatschefs anderer Länder bei ihrem Besuch in Brasilien zuteilwerden, mit der Anwesenheit von Präsident Jair Bolsonaro und Nachfahren Dom Pedros.

Bestaunt werden kann die Urne mit dem Herz bis zum 5. September. Dann geht es wieder auf Reisen, zurück nach Porto, wo es wieder in der Kirche Nossa Senhora da Lapa aufbewahrt werden wird, verpackt in mehreren Gefäßen, die mit fünf verschiedenen Schließsystemen versehen sind.

Darüber, wieviel die Herzensaktion gekostet hat, wird geschwiegen. Auch darüber, wie groß das Interesse der Bevölkerung Brasiliens tatsächlich ist, das Herz zu sehen, kann bisher nicht viel gesagt werden. Die Unabhängigkeit Brasiliens indes, die wird wie stets am 7. September gefeiert, mit Militärumzügen und auch Familienfeiern und Grillfesten, so wie in Brasilien eben gefeiert wird.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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