Die Lehrlinge der Schule Hogwarts staunten nicht schlecht, als auf Ronys Stirn plötzlich eine seltsam aussehende Spinne auftauchte. Tatsächlich existiert diese nicht nur im Film „Harry Potter und der Feuerkelch“. Es gibt sie wirklich. Was im Film Schrecken verursacht, ist in Realität eine harmlose Geißelspinne. Die lebt unter anderem in den Regenwäldern und Steppen Brasiliens.
Weltweit gibt es etwa 200 Arten von Geißelspinnen. Brasilien beherbergt gleich 29 von ihnen. Damit steht das südamerikanische Land an der Spitze. In keinem anderen Land der Welt leben so viele verschiedene Arten von Geißelspinnen wie in Brasilien.
Schrecklich oder gar gefährlich sind sie indes nicht. Nicht einmal Wehr- oder Giftdrüsen haben sie. Es sind faszinierende Tiere, die sich vor allem nachts auf den Weg machen, um Beute zu fangen, Grillen, Motten, Kakerlaken und andere kleine Gliederfüßer. Dabei jagen sie nicht wirklich. Sie warten vielmehr an einem stratetigisch günstigen Fleck sitzend bis ihnen ein Insekt zu Nahe kommt. Dann packen sie blitzschnell mit ihren Fangzangen zu, um ihre Beute zu ergreifen und zu verspeisen.
In Brasilien werden die Geißelspinnen „aranhas-chicote“ genannt, Peitschenspinnen. Eine Peitsche haben sie nicht wirklich. Auf den ersten Blick sieht es aber dennoch so aus, als ob sie an ihrem Kopf mit zwei langen Peitschen ausgestattet wären. Die bewegen sich noch dazu hin und her, als würde eine Peitsche geschwungen.
Bei den vermeintlichen Peitschen handelt es sich aber nicht um ein Geißelinstrument. Eigentlich ist es ein weiteres Paar von Beinen. Das wird jedoch nicht zum Laufen benutzt, sondern zum Ertasten der Umgebung. Denn die meisten Geißelspinnen sind nahezu blind, einige sogar völlig blind und andere haben nicht einmal Augen.
Die den Peitschen ähnlichen Beine sind tatsächlich extrem lang und dünn und sie sind mit Sensoren ausgestattet. Sie funktionieren wie Antennen, mit denen die Geißelspinnen beim hin- und herschwingen Hindernisse und auch Nahrung erkennen. Bei der Geißelspinne mit dem wissenschaftlichen Namen Heterophrynus longicornis können die Antennenbeine übrigens sogar bis zu 30 Zentimeter lang sein. Auch sie lebt in Brasilien. Zu finden ist Heterophrynus longicornis vor allem im Nordosten des Landes.
Eigentlich sind Geißelspinnen nicht wirklich Spinnen. Mit ihren zu Fangzangen umgewandelten Pedipalpen erinnern sie eher an Skorpione oder im weitesten Sinne an einen Krebs. Während Spinnen acht Laufbeine haben, sind die Geißelspinnen zudem lediglich mit sechs Laufbeinen ausgestattet. Biologisch gesehen gehören sie zwar zur Klasse der Spinnentiere, bilden aber eine eigene Ordnung, die der Amblypygien.
Geißelspinnen haben einen flachen Körper, mit dem sie sich auch unter Steinen oder Blättern verstecken können. Wie bei Alastor Moodys Lehrstunde zu sehen, sind die Geißelspinnen tatsächlich groß. Allein ihr Körper kann je nach Art ein bis 4,5 Zentimeter Länge messen. Mit ihren Beinen können sie deshalb schnell einen Durchmesser von zehn Zentimetern und mehr erreichen.
Wo sie leben? Vor allem dort, wo es dunkel und feucht ist, in Höhlen, in Laubansammlungen, unter Baumrinden oder im Totholz, in Felsspalten und auch schon mal in der Abwasser-Kanalisation. Gefährlich sind sie für uns Menschen nicht. Im Gegenteil, sie helfen uns Menschen etwa bei der Kontrolle von Insekten, wie beispielsweise Kakerlaken und auch Mücken.