Es war Anfang Dezember in Manaus, als ich mich auf eine Reise in das Herz des Amazonas begab. Die sengende Hitze und die außergewöhnliche Dürre, die das Jahr 2024 geprägt hatten, ließen mich die Auswirkungen des Klimawandels unmittelbar spüren. Die Flüsse, das Lebenselixier der Region, standen auf einem noch nie dagewesenen Niedrigwasserstand, was das Leben und den Tourismus in dieser einzigartigen Region tiefgreifend veränderte.

Die Reise begann mit einer Bootsfahrt zum Zusammenfluss von Rio Negro und Solimões. Die berühmte Begegnung der Gewässer, bei der sich das schwarze und das schlammige Wasser mischen, war durch die niedrigen Pegelstände schlecht erkennbar. Stattdessen offenbarte sich eine Landschaft, die mehr Land als Wasser zeigte – ein erschütternder Anblick in einer Region, die für ihre mächtigen Flüsse bekannt ist.
Die Menschen, die am Flussufer leben, kämpfen ums Überleben. Ein einheimischer Reiseleiter, Angehöriger eines indigenen Volkes, berichtete von den Herausforderungen seines Dorfes am Janauari-See. Während der Trockenzeit zieht ein Teil der Gemeinschaft in ein improvisiertes Lager am Fluss, um Touristen zu empfangen – eine notwendige Maßnahme, um Einkommen zu sichern.
Begegnung mit den Einheimischen
Der Reiseleiter erklärte, wie sehr der Tourismus zurückgegangen ist. Wo einst bis 60 Boote täglich ankamen, sahen sie nun oft nur zwei Boote am Tag. „Wir leben hier zur Hälfte vom Tourismus und zur Hälfte von der Fischerei“, erzählte er. Doch die Dürre hat auch die Fischerei erschwert – viele Fische sind gestorben, und die verbliebenen Bestände sind schwer zu erreichen.

Während eines kulturellen Vortrags in einem Dorf spürte ich die Erschöpfung der Gastgeber. Trotz der schwierigen Umstände boten sie uns einen Einblick in ihre Tänze, ihre Traditionen und ihr Leben – ein berührender Moment, der den Willen und die Stärke dieser Menschen widerspiegelte.
Herausforderungen für den Tourismus
Die Hitze und der Wassermangel haben nicht nur die Sicht auf die Natur verändert, sondern auch viele touristische Aktivitäten unmöglich gemacht. Der Strand von Ponta Negra wurde gesperrt, ein Museum war nicht mehr zugänglich, und Kulturfestivals wurden abgesagt. Doch die Bewohner wissen, dass eine nachhaltige Zukunft nur durch Anpassung möglich ist.
Wie mir eine Expertin erklärte, trägt der Tourismus zwar selbst zum Klimawandel bei, doch er birgt auch Chancen. Der Schlüssel liegt im gemeindebasierten Tourismus, der sowohl die Natur schützt als auch die lokale Bevölkerung einbezieht.
Ein Hoffnungsschimmer
Ein Beispiel für nachhaltige Lösungen ist das Mamirauá-Reservat, wo seit 1998 ein gemeindebasiertes Tourismusprogramm läuft. Dort verbindet die Pousada Uacari Naturerlebnisse mit lokaler Entwicklung. Die Dorfbewohner sind aktiv in die Organisation eingebunden, und ein Teil der Einnahmen fließt direkt in Gemeinschaftsprojekte.

Es war beeindruckend zu sehen, wie die Menschen zusammenarbeiten. Sie schützen ihre Umwelt und ermöglichen gleichzeitig Touristen, den wahren Amazonas zu erleben. „Nachhaltiger Tourismus muss von unten kommen“, erklärte mir ein Fachmann. Es geht nicht nur um Profit, sondern darum, ein Gleichgewicht zwischen Menschen und Natur zu finden.
Fazit
Die Reise in das Amazonasgebiet hat die Verletzlichkeit dieser Region vor Augen geführt. Doch sie zeigte auch den unglaublichen Einfallsreichtum und die Stärke der Menschen, die hier leben. Der gemeindebasierte Tourismus bietet eine Perspektive, wie sich wirtschaftliche Entwicklung und Naturschutz vereinen lassen.
Die Zukunft des Amazonas hängt davon ab, wie wir mit seinen Ressourcen umgehen. Es liegt an uns allen – ob Einheimischer oder Tourist –, die Schönheit und Vielfalt dieser einzigartigen Region zu bewahren.