„Ainda Estou Aqui“ gewinnt den Oscar für den besten internationalen Film

Fernanda Torres unterliegt der Hauptdarstellerin aus Anora

Das brasilianische Kino schrieb in der vergangenen Nacht (3.) bei der 97. Oscar-Verleihung in Los Angeles, USA, Geschichte. Ainda Estou Aqui von Walter Salles wurde als bester internationaler Film ausgezeichnet – ein bislang einzigartiger Erfolg für den brasilianischen Film.

Die brasilianische Produktion setzte sich gegen Emilia Pérez (Frankreich), A Semente do Fruto Sagrado (Deutschland), A Garota da Agulha (Dänemark) und Flow (Lettland) durch.

Oscar 2025 – Walter Salles – bester internationaler Film – Foto: RS/FotosPublicas

Walter Salles widmete die Auszeichnung Eunice Paiva, der Ehefrau des während der Militärdiktatur verschwundenen Abgeordneten Rubens Paiva. Ihre jahrelange Suche nach der Wahrheit über das Schicksal ihres Mannes diente als Inspiration für das Drehbuch des Films.

In seiner Dankesrede würdigte der brasilianische Regisseur zudem die Arbeit von Fernanda Torres sowie ihrer Mutter, Fernanda Montenegro. Neben der Nominierung als bester internationaler Film war Ainda Estou Aqui auch in der Kategorie „Bester Film“ vertreten, musste sich jedoch Anora geschlagen geben, dem großen Gewinner des Abends mit insgesamt fünf Auszeichnungen.

Auch Fernanda Torres, die als beste Hauptdarstellerin nominiert war, ging leer aus. Der Oscar in dieser Kategorie ging an Mikey Madison für ihre Rolle in Anora. Dennoch schreibt Torres mit ihrer Nominierung Filmgeschichte – genau wie ihre Mutter Fernanda Montenegro, die 1999 für Central do Brasil als beste Hauptdarstellerin nominiert war, aber der US-Amerikanerin Gwyneth Paltrow (Shakespeare in Love) unterlag.

Oscar-Fieber trifft auf Karnevalsstimmung

Die zeitliche Überschneidung der renommiertesten Filmpreisverleihung mit dem brasilianischen Karneval sorgte im Land für eine euphorische Stimmung, die an eine Fußball-Weltmeisterschaft erinnerte.

Masken von Fernanda Torres und Selton Mello (der Rubens Paiva verkörperte), Kostüme in Form der goldenen Oscar-Statue und riesige Puppen im Stil der traditionellen Bonecos de Olinda gehörten zu den zahlreichen Referenzen auf die Verleihung, die in Umzügen und Karnevalsblöcken im ganzen Land zu sehen waren.

Mit seinen Nominierungen war der Film von Walter Salles über das Verschwinden von Rubens Paiva (1929–1971) und den unermüdlichen Kampf seiner Ehefrau Eunice Paiva (1929–2018) bereits als Gewinner bei der großen Feier der Filmindustrie angekommen.

Das gleichnamige autobiografische Buch von Marcelo Rubens Paiva, dem Sohn von Rubens und Eunice, eroberte infolge des Filmerfolgs die Spitze der Bestsellerlisten. Auch der Fall Rubens Paiva erhielt jüngst neue juristische Entwicklungen: Im Januar dieses Jahres ordnete ein Gericht die Korrektur seiner Sterbeurkunde an.

Während in der ursprünglichen Version von einem „politischen Verschwinden“ die Rede war, weist die neue Fassung nun explizit darauf hin, dass sein Tod gewaltsam war und vom brasilianischen Staat verursacht wurde.

Darüber hinaus entschied das Oberste Bundesgericht (STF), die Gültigkeit des Amnestiegesetzes neu zu prüfen, das mit dem Ende der Militärdiktatur verabschiedet wurde. Die zentrale Frage lautet, ob es auch für während des Regimes begangene Verbrechen wie Entführung und Freiheitsberaubung gelten darf.

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