Kröte, Frosch oder Laubfrosch? Einblicke in das geheime Leben der brasilianischen Amphibien

Ob auf dem Waldboden, im Geäst tropischer Bäume oder am Rande von Tümpeln – Brasiliens Amphibienwelt ist vielfältiger, als viele denken. Doch was unterscheidet eigentlich Kröte, Frosch und Laubfrosch? Eine Expedition in das Reich der Anuren klärt auf.

Ein leises Quaken durchbricht die nächtliche Stille – es ist Regenzeit im brasilianischen Regenwald, und das Konzert der Amphibien hat begonnen. Doch wer genau hinhört, erkennt: Nicht alle Stimmen gehören denselben Tieren. Denn obwohl Kröten (Sapos), Frösche (Rãs) und Laubfrösche (Pererecas) zur selben biologischen Ordnung, den Anuren, gehören, unterscheiden sie sich in vielen Details – im Aussehen, in ihrem Verhalten und sogar in ihrer Art zu springen.

„Viele Menschen denken, dass Rã das Weibchen vom Sapo ist“, sagt der Herpetologe schmunzelnd. „Aber das ist ein weitverbreiteter Irrtum.“ Tatsächlich sind es drei eigenständige Gruppen mit ganz eigenen Lebensweisen.

Kröten – Die robusten Landbewohner
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Kröte – Foto: sandid auf Pixabay

Kröten sind überwiegend Bodenbewohner. Ihre kräftigen, aber relativ kurzen Hinterbeine machen sie eher zu Läufern als zu Springern. Die Haut dieser Tiere ist dick, trocken und warzig – ein natürlicher Schutz gegen das Austrocknen. „Kröten können sich länger vom Wasser fernhalten, doch sie kehren zur Fortpflanzung immer in die Nähe von Tümpeln oder Pfützen zurück“, erklärt der Herpetologe.

Typisch für viele Krötenarten sind die deutlich sichtbaren Ohrdrüsen – sogenannte Parotiddrüsen –, die hinter den Augen sitzen. Diese können bei Bedrohung ein giftiges Sekret absondern, jedoch nur passiv: „Sie können das Gift nicht aktiv versprühen. Nur wenn ein Fressfeind sie attackiert, wird die Substanz freigesetzt“, so der Biologe.

Während die meisten Kröten den Waldboden oder offene Flächen bevorzugen, gibt es auch Ausnahmen. Der „Cururuzinho Rosa“, ein seltener Baumkrötenvertreter, lebt in Bromelienkronen hoch oben im atlantischen Regenwald.

Laubfrösche – Die Klettermeister
Laubfrosch – Foto: Brett Hondow auf Pixabay

Wenn ein kleiner Frosch an der Badezimmerwand klebt oder durch das Fenster hüpft, ist es fast sicher eine Perereca – ein Laubfrosch. Diese Tiere haben sich perfekt an ein Leben in der Höhe angepasst. Haftscheiben an den Zehen ermöglichen es ihnen, selbst glatte Flächen problemlos zu erklimmen.

„Pererecas sind für das Springen optimiert“, sagt der Herpetologe. Ihre langen Hinterbeine ermöglichen weite Sätze von Ast zu Ast. In den Baumwipfeln, teils bis zu 30 Meter hoch, sind sie wendige Akrobaten. Und auch im Wasser sind sie talentiert – Schwimmhäute zwischen den Zehen helfen bei der Fortbewegung im nassen Element.

Über 350 Arten von Laubfröschen sind allein in Brasilien bekannt. Der Name stammt aus der indigenen Tupi-Sprache – „pere’reg“ bedeutet so viel wie „der springt“.

Frösche – Die Athleten der Amphibienwelt
Frosch – Foto: Couleur auf Pixabay

Rãs, also Frösche, wirken auf den ersten Blick ähnlich wie Kröten. Doch bei genauerem Hinsehen zeigen sich klare Unterschiede: Ihre Hinterbeine sind besonders lang, die Taille schmal, das Brustbein kräftig – alles Merkmale eines wahren Sprungathleten.

„Frösche haben starke Vordergliedmaßen, die den Aufprall beim Landen abfedern“, erklärt der Herpetologe. Anders als Pererecas haben sie jedoch keine Haftscheiben und leben daher nicht in den Bäumen. Vielmehr bevorzugen sie feuchte Wiesen, Sümpfe oder Gewässerränder. Dort springen sie mit Leichtigkeit von einem Ort zum nächsten – vor allem in der Regenzeit, wenn die Fortpflanzung beginnt.

Konzert der Natur – Wer singt wo?

Ein nächtlicher Regenguss genügt, und der Wald wird zur Opernbühne. Doch jeder Sänger hat seinen Platz: Kröten rufen vom Boden oder aus dem Wasser, Frösche meist aus Wassernähe, während Laubfrösche aus den Bäumen, von Blättern oder Dächern aus ihre Lieder anstimmen.

Wächter der Umwelt

Neben ihrer faszinierenden Vielfalt erfüllen Kröten, Frösche und Laubfrösche eine zentrale ökologische Rolle. Als sogenannte Bioindikatoren reagieren sie besonders empfindlich auf Umweltveränderungen – etwa durch Pestizide, Verschmutzung oder Klimawandel. Ihre Anwesenheit (oder ihr Verschwinden) ist ein Warnsignal für Forscher.

Zudem sind sie Teil eines sensiblen Nahrungssystems. Viele Tiere – von Spinnen über Vögel bis zu Schlangen – sind auf sie angewiesen. Doch trotz ihrer Wichtigkeit sind sie bedroht: Lebensraumverlust, Vorurteile und Unwissen gefährden viele Arten.

„Wer Kröten und Frösche schützt, schützt auch die Ökosysteme, in denen wir leben“, mahnt der Herpetologe. Und wer genau hinsieht, erkennt: Diese kleinen Sprungkünstler sind wahre Wunderwerke der Natur – verletzlich, einzigartig und unersetzlich.

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