20 faszinierende Fakten und Perspektiven über Amazonien

Amazonien ist ein ökologischer Gigant, dessen Ausmaß sich kaum in Worte fassen lässt. Es ist eine Region der Superlative – voller Rekorde, Geheimnisse und unentdeckter Vielfalt. Wissenschaftler vermuten, dass Millionen Tier- und Pflanzenarten dort existieren, die noch nicht katalogisiert wurden – und womöglich aussterben, bevor sie je von einem Menschen gesehen wurden.

Amazonas von oben – Foto: Luciana Macedo/FotosPublicas

Im Folgenden präsentieren wir 20 bemerkenswerte Fakten und Beobachtungen über Amazonien. Die Reihenfolge ist zufällig gewählt und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit – eine Rangliste lässt sich bei so vielen Superlativen ohnehin nicht sinnvoll erstellen.

01. Amazonien ist die größte zusammenhängende Fläche tropischen Regenwaldes auf unserem Planeten.

02. Über 60 % des weltweit noch existierenden tropischen Regenwaldes befinden sich im Amazonasgebiet.

03. Tropischer Regenwald ist in rund 80 Ländern verbreitet – Brasilien allein beherbergt etwa ein Drittel der verbliebenen globalen Regenwaldflächen.

04. Das Amazonasbecken führt etwa ein Fünftel des gesamten Süßwassers, das weltweit von Flüssen ins Meer geleitet wird. Der Amazonas hat über 7.000 Nebenflüsse und bietet rund 25.000 Kilometer schiffbare Wasserwege. Mit seiner Länge von 6.868 Kilometern würde er von Berlin bis nach New York reichen.

05. In Brasilien erstreckt sich das Amazonasbecken über 3,89 Millionen Quadratkilometer – das entspricht etwa 45 % des brasilianischen Staatsgebiets.

06. Amazonien besitzt die höchste Biodiversität der Erde. Das Biom beherbergt rund 25 % aller bekannten Tier- und Pflanzenarten – darunter über 50.000 Pflanzenarten, etwa 300 Säugetier- und Reptilienarten sowie mehr als 1.300 Vogelarten.

07. Schätzungen zufolge könnten weltweit bis zu 30 Millionen Insektenarten in den tropischen Regenwäldern leben – ein Großteil davon vermutlich im Amazonasgebiet.

08. Die jährliche Niederschlagsmenge im Amazonasbecken beträgt etwa 15 Billionen Kubikmeter. Davon verdunstet rund ein Viertel, ein weiteres Viertel wird von der Vegetation aufgenommen – die verbleibende Hälfte fließt in Flüsse und das Grundwasser.

09. In Amazonien leben etwa 17 Millionen Menschen – bei einer Bevölkerungsdichte von nur 3,4 Einwohnern pro Quadratkilometer. Etwa 62 % davon wohnen in städtischen Zentren wie Manaus, der Rest lebt in abgelegenen Regionen.

10. Die Besiedlung Amazoniens reicht weit zurück: Keramiken, die in der Region entdeckt wurden, lassen sich auf bis zu 12.000 Jahre v. Chr. datieren.

11. Unter den tropischen Krankheiten der Region ist Malaria nach wie vor die am weitesten verbreitete.

12. Rund 78 % der sogenannten „Terra-firme“-Böden (nicht überschwemmte Flächen) sind von Natur aus nährstoffarm. Extensive Landwirtschaft ist daher kaum praktikabel – viele staatliche Ansiedlungsprogramme für Kleinbauern scheiterten daran.

13. Etwa 500.000 Quadratkilometer – rund 12,5 % des ursprünglichen Waldbestandes – wurden bereits abgeholzt. In den 1980er Jahren betrug die Rodungsrate im Bundesstaat Rondônia bis zu 35 Quadratkilometer pro Tag – das entspricht der Fläche eines Fußballfeldes alle 10 Sekunden!

14. Die überschüssige Sauerstoffproduktion des Amazonasregenwalds liegt bei etwa 96 Tonnen pro Jahr – das entspricht weniger als 0,00008 % der Erdatmosphäre. Seine ökologische Bedeutung liegt vielmehr in der enormen CO₂-Bindung – der Wald wirkt als globaler Kohlenstoffspeicher.

15. In einigen Flüssen Amazoniens kann der Wasserstand zwischen Trockenzeit und Regenzeit um bis zu 25 Meter schwanken – das entspricht der Höhe eines achtstöckigen Gebäudes.

16. Die Flüsse des Amazonasgebiets beherbergen die größte Fischartenvielfalt der Welt. Mehr als 1.500 Arten sind wissenschaftlich beschrieben – Schätzungen zufolge existieren jedoch doppelt so viele. Das ist etwa das 15-Fache der in europäischen Flüssen bekannten Artenvielfalt.

17. Die riesigen Sedimentmengen, die der Amazonas mit sich führt, vergrößern die Küstenlinie – insbesondere im brasilianischen Bundesstaat Amapá und in Französisch-Guayana. Diese Landzunahme ist auf Satellitenbildern bereits deutlich sichtbar.

18. Während sich die eingewanderte Bevölkerung Brasiliens in den letzten 500 Jahren um das 27-Fache vergrößert hat, schrumpfte die indigene Bevölkerung im selben Zeitraum um das 20-Fache. Lebten zur Zeit der Ankunft der Portugiesen rund 6 Millionen Indigene mit über 1.300 Sprachen im Land, sind es heute nur noch etwa 430.000 Angehörige mit 170 Sprachen.

19. Der Handel mit Naturkautschuk brachte Amazonien einst großen Wohlstand. Anfang des 20. Jahrhunderts lag das Pro-Kopf-Einkommen in der Region doppelt so hoch wie bei den Kaffeebaronen im Südosten Brasiliens. Manaus galt zeitweise als Weltmetropole für den Handel mit Kautschuk, Gold und Diamanten.

20. Forschende haben berechnet, dass der ökologische Nutzen des Amazonasregenwaldes für das globale Klima einen Gegenwert von mindestens einer Trillion US-Dollar (1.000.000.000.000.000.000) hat. Andere Studien schätzen, dass weltweit jährlich mehr als drei Trillionen US-Dollar investiert werden müssten, um die Klimafolgen zu kontrollieren, die sich ohne den Amazonas deutlich verschärfen würden.

Fazit

Amazonien ist weit mehr als nur ein gewaltiger Regenwald – es ist eines der bedeutendsten ökologischen Systeme der Erde. Seine enorme Biodiversität, seine Funktion als globaler Klimaregulator und seine kulturelle sowie historische Bedeutung machen es zu einem unverzichtbaren Bestandteil unseres Planeten. Trotz seines immensen Wertes ist das Amazonasgebiet durch Abholzung, illegale Ausbeutung und den fortschreitenden Klimawandel massiv bedroht.

Die hier aufgeführten Fakten verdeutlichen die Komplexität und Einzigartigkeit Amazoniens – und zugleich die Dringlichkeit, mit der die Weltgemeinschaft handeln muss, um dieses Naturwunder zu schützen. Die Bewahrung Amazoniens ist nicht nur eine Verantwortung der Anrainerstaaten, sondern eine globale Aufgabe im Interesse kommender Generationen. Nur durch nachhaltige Nutzung, Respekt gegenüber indigenem Wissen und internationale Zusammenarbeit kann Amazonien als Lebensraum, Kohlenstoffspeicher und Schatzkammer der Artenvielfalt erhalten bleiben.

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