Das Instituto Butantan ist international bekannt für seine Arbeit im Bereich der Impfstoffe, Seren und der Erforschung von Schlangen. Weniger geläufig ist jedoch, dass sich dort auch intensiv mit dem Wohlbefinden dieser Tiere beschäftigt wird – ein Aspekt, der im Rahmen moderner Haltungs- und Forschungskonzepte zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Im Labor für Ökologie und Evolution des Instituts wird das Thema Tierwohl konsequent in die wissenschaftliche Praxis integriert. Dabei wird betont, dass das Verständnis der biologischen, physiologischen und verhaltensbezogenen Bedürfnisse einer Art unerlässlich ist, um ihr Wohlergehen in menschlicher Obhut sicherzustellen. Ein zentrales Ziel ist es, Haltungsbedingungen zu schaffen, die den natürlichen Lebensraum und dessen Dynamiken möglichst realitätsnah abbilden.
Die verantwortlichen Fachkräfte weisen darauf hin, dass das Platzieren eines Tieres in einer künstlichen Umgebung mit großer Verantwortung verbunden ist. Alle Maßnahmen müssen darauf ausgerichtet sein, dem Tier eine möglichst stressfreie Anpassung zu ermöglichen – durch die Bereitstellung von Wahlmöglichkeiten, Sicherheit und Komfort.
Der Lebensraum selbst muss funktional gestaltet sein, um ein breites Spektrum artspezifischer Verhaltensweisen zu ermöglichen. Dies umfasst sämtliche Lebensphasen, saisonale Unterschiede, individuelle Besonderheiten sowie ökologische Rollen innerhalb eines gegebenen Systems.
Ein Beispiel für diese Bemühungen ist die Haltung der seltenen Jararaca-ilhôa (Bothrops insularis), einer endemischen Art von der Ilha da Queimada Grande. Für sie wurde ein speziell gestaltetes Gehege entwickelt, das die ökologischen Bedingungen ihres natürlichen Habitats simuliert.
Dazu zählen unter anderem ein künstliches Bewässerungssystem zur Aufrechterhaltung hoher Luftfeuchtigkeit sowie die Bepflanzung mit einheimischen Pflanzenarten. Sobald diese Pflanzen eine geeignete Größe erreicht haben, werden erste Individuen dieser Art in das Gehege überführt.
Das übergeordnete Ziel besteht darin, dass die Tiere sowohl als Individuen als auch als Arten „gedeihen“. Das bedeutet, ihre Grundbedürfnisse müssen erfüllt sein, sie sollen typisches Verhalten zeigen können, erfolgreich mit Umweltreizen umgehen und sowohl körperlich als auch psychisch gesund bleiben. Neben Bothrops insularis profitieren auch andere Arten, wie beispielsweise Boas, von diesem umfassenden Programm.
Für die Gestaltung der Gehege und die Umsetzung der Umweltanreicherung werden ausschließlich natürliche Materialien wie abgestorbene Bäume, Äste, Laub und Steine verwendet. Eine kontinuierliche fachliche Weiterbildung des betreuenden Personals ist dabei essenziell, da das Tierwohl eine dynamische, wissenschaftlich fundierte Disziplin darstellt, die stets aktuelles Fachwissen erfordert.
Besucherinnen und Besucher haben die Möglichkeit, die Fortschritte und Methoden dieses Programms im Rahmen von Führungen durch das Labor für Ökologie und Evolution vor Ort zu erleben. Die Aktivitäten werden zudem über Fachveröffentlichungen, wissenschaftliche Konferenzen und reichweitenstarke soziale Medien mit der Öffentlichkeit geteilt.
Instituto Butantan
Das Instituto Butantan ist eine der führenden biomedizinischen Forschungseinrichtungen Brasiliens und weltweit anerkannt für seine Expertise in der Herstellung von Impfstoffen, Antiveninen (Schlangengiftenseren) und in der Erforschung von giftigen Tieren. Es wurde 1901 in São Paulo gegründet und gehört zur Gesundheitsbehörde des Bundesstaates São Paulo.

Ursprünglich zur Bekämpfung von Pestepidemien ins Leben gerufen, hat sich das Institut über die Jahrzehnte zu einem Zentrum für Forschung, Lehre und Produktion in den Bereichen Immunologie, Toxinologie, Mikrobiologie und Biotechnologie entwickelt. Darüber hinaus betreibt das Instituto Butantan ein öffentlich zugängliches Museumskomplex mit Schlangenhaus, biologischem Museum und historischen Sammlungen, das jährlich tausende Besucher:innen anzieht.
Besonders hervorzuheben ist die Rolle des Instituts in der Entwicklung und Herstellung von Impfstoffen für das brasilianische öffentliche Gesundheitssystem (SUS), darunter Impfstoffe gegen Influenza, Hepatitis B, Diphtherie, Tetanus und COVID-19.
Heute verbindet das Instituto Butantan moderne wissenschaftliche Forschung mit öffentlicher Bildung und gesellschaftlicher Verantwortung.