Eine neue landesweite Studie der Universität São Paulo zeigt, dass rund 11,4 Millionen Brasilianer ab 14 Jahren im Laufe ihres Lebens bereits Kokain oder Crack konsumiert haben – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2012. Während der aktuelle Konsum stabil bleibt, weist die Untersuchung auf eine besorgniserregende Verbreitung insbesondere unter sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen hin.
Eine aktuelle Erhebung der Bundesuniversität von São Paulo (Unifesp) zeigt, dass rund 11,4 Millionen Brasilianer über 14 Jahre bereits einmal in ihrem Leben Kokain oder Crack konsumiert haben – das entspricht 6,6 % der Bevölkerung. Im Jahr 2012 lag dieser Anteil noch bei 4,43 %, was laut den Forschern einen statistisch signifikanten Anstieg darstellt.

Die Zahlen stammen aus der dritten nationalen Studie zu Alkohol und Drogen (LENAD III), die im Jahr 2023 mit 16.608 Teilnehmenden aus 300 brasilianischen Städten durchgeführt wurde – obdachlose Menschen wurden dabei nicht berücksichtigt. Finanziert wurde die Studie vom brasilianischen Justizministerium.
Etwa 2,2 % der Bevölkerung (ca. 3,8 Millionen Menschen) gaben an, in den letzten 12 Monaten Kokain oder Crack konsumiert zu haben – ein Wert, der im Vergleich zur letzten Erhebung von 2012 (2 %) als stabil gilt.
Die Forschenden betonen, dass der Anstieg des Konsums im Laufe des Lebens, bei gleichbleibender aktueller Konsumrate, darauf hindeuten könnte, dass mehr Menschen mit der Substanz experimentieren, ohne dauerhaft abhängig zu werden.
Höhere Konsumraten wurden bei Männern, Personen im Alter zwischen 25 und 49 Jahren, sowie bei Menschen mit gelber oder indigener Hautfarbe festgestellt. Auch Geschiedene und Getrenntlebende weisen eine höhere Konsumquote auf.
Hinsichtlich Bildung und Einkommen zeigt sich, dass Personen mit geringer Schulbildung und einem Haushaltseinkommen von bis zu zwei Mindestlöhnen am stärksten betroffen sind. So gaben 12,77 % der Menschen ohne Schulbildung an, jemals Kokain oder Crack konsumiert zu haben.
Unifesp warnt davor, die Ergebnisse als klare Trends zu interpretieren, da der Zeitraum zwischen den Studien (2012 bis 2023) zu lang sei, um kurzfristige Schwankungen erfassen zu können. Dennoch bleibt der Konsum laut der Forscher hoch unter besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen, die von sozialer Ungleichheit und geringer Bildung betroffen sind.
Neu in der aktuellen Erhebung ist ein Modul zur Wahrnehmung des Drogenhandels in der Nachbarschaft: 43,8 % der Befragten gaben an, Drogenhandel als häufig oder sehr häufig in ihrem Wohngebiet wahrzunehmen – besonders in den Regionen Südosten (51,6 %) und Norden (47,5 %) sowie in Großstädten.
Kokain
Allein beim Kokainkonsum wird geschätzt, dass 9,3 Millionen Brasilianer (5,38 %) mindestens einmal im Leben konsumiert haben – 2012 waren es noch 3,88 %. Im Jahr 2023 lag der Anteil aktueller Nutzer bei 1,78 %, also etwa 3 Millionen Menschen – nahezu unverändert im Vergleich zu 2012 (1,77 %).
Von diesen aktuellen Nutzern konsumieren 43,6 % regelmäßig (mindestens zweimal pro Woche oder täglich), was mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche und soziale Probleme verbunden ist. Der Anteil der Kokainabhängigen in der Gesamtbevölkerung beträgt 0,72 % – das entspricht etwa 1,19 Millionen Menschen.
Crack
Beim Crackkonsum ergab die Studie, dass 1,39 % der Bevölkerung (ca. 2,32 Millionen Menschen) mindestens einmal Crack konsumiert haben. Der aktuelle Konsum lag bei 0,5 % (rund 829.000 Menschen). Diese Zahlen liegen auf ähnlichem Niveau wie 2012 (1,44 % bzw. 0,64 %), was auf eine gewisse Stabilität hindeutet.
Aufgrund der geringen Zahl aktueller Cracknutzer war es jedoch nicht möglich, eine verlässliche Schätzung zur Abhängigkeitsrate ausschließlich für Crack vorzunehmen.