Landwirt plant „Büffel-Universität“ auf der Insel Marajó

In den überfluteten Gebieten der Gemeinde Soure, auf der Insel Marajó, verbringen Kinder ihre Zeit nicht mit Elektronischem Spielzeug oder Videospielen, nein sie schwimmen mit Büffeln. Eigentlich sollen sie die Tiere abrichten – doch zwischen Sprüngen und Tauchgängen wird die Arbeit schnell zur Nebensache. Der Spaß hilft, die drückende Hitze der Region zu ertragen.

Ilha de Marajo – Wasserbüffel – Foto: Screenshot Video

Der Büffel ist das wichtigste Symbol von Marajó, wo sich die größte Herde Brasiliens befindet: Schätzungen reichen von 650.000 bis 800.000 Tieren. Die meisten leben in den Gemeinden Soure, Chaves und Cachoeira do Arari. Auf den Straßen begegnet man ihnen als Statuen, sie dienen als Transportmittel, helfen der Polizei – und stehen auf den Tellern, etwa als Filet mit Käse.

Diese zentrale Rolle des Tieres inspirierte die Eigentümerfamilie der Fazenda und des Empório Mironga, ein ehrgeiziges Projekt zu planen: die Gründung einer „Büffel-Universität“, offiziell Centro de Estudos da Bubalinocultura genannt. Ein konkreter Starttermin steht noch aus, doch wäre es die erste Einrichtung des Landes, die sich ausschließlich der Forschung zu Genetik, Haltung und ganzheitlicher Nutzung des Büffels widmet.

„Wir brauchen Menschen, die den Büffel wirklich studieren – seine Genetik, die Qualität von Milch, Leder und Fleisch, das richtige Management, Gesundheitsfragen. Wir müssen forschen und das Wissen weitergeben“, erklärt der Landwirt.
„Dieses Zentrum wäre nicht nur für Tierärzte oder Agronomen gedacht, sondern auch für Lebensmitteltechnologen, Tourismusfachleute oder Mediziner.

Tourismus statt Massenproduktion

Bis das Projekt Realität wird, bietet die Familie bereits etwas Besonderes an: die „Vivência Mironga“, ein pädagogisches Tourismusprogramm, das 2017 ins Leben gerufen wurde. Besucher können dabei den Alltag der Farm kennenlernen, sehen, wie traditioneller Büffelkäse hergestellt wird, und mehr über ökologische Anbaupraktiken erfahren.

„Wir haben früher viel Käse und Süßigkeiten produziert und überlegt, die Produktion auszuweiten“, erzählt die Präsidentin des Verbandes der Milch- und Käseproduzenten von Marajó (APLQM). „Aber unser Land ist begrenzt – 90 Hektar –, und wir wollten keine Massenproduktion. So kamen wir auf den Tourismus. Heute macht er zwei Drittel des Einkommens der Farm aus. Im September hatten wir mit 400 Besuchern einen Rekordmonat.“

Tradition mit Geschmack

Der berühmte Marajó-Käse hat eine jahrhundertealte Tradition. Er wird aus Rohmilch hergestellt, mit Techniken, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. Der Weg zur offiziellen Anerkennung war lang – die Familie Gouvêa kämpfte aktiv für eine spezielle Hygieneverordnung für diesen handwerklichen Käse.

2013 erhielt die Käserei Mironga als erste im Land eine offizielle Inspektion. Einige Jahre später bekam das Produkt die Herkunftsbezeichnung (Indicação Geográfica) vom brasilianischen Patentamt (INPI). Das Sebrae, der nationale Dienst zur Unterstützung kleiner Unternehmen, begleitete den Prozess der Legalisierung und Organisation der Produzenten.

Küche mit Seele

Im Herzen von Soure hat sich das Café Dona Bila zu einem Treffpunkt für Einheimische und Reisende entwickelt, ein Ort, an dem sich Erinnerungen und Geschmack begegnen. Hinter dem Café steht eine Unternehmerin aus Ceará, die die nordostbrasilianische Küche – mit Cuscuz und Tapioka – mit regionalen Zutaten des Pará verbindet: insbesondere mit Marajó-Käse und Büffelfleisch.

„Ich habe 2023 mit Lieferungen angefangen, dann wurde die Nachfrage so groß, dass ich meinen eigenen Raum eröffnete“, erzählt sie. „Ich wollte, dass das Café wie ein Zuhause schmeckt und sich auch so anfühlt. Viele Gäste sagen, dass sie sich beim Essen an ihre Kindheit erinnern – an das Haus der Großmutter oder an die Nachmittage am Strand Praia do Amor. Diese emotionale Verbindung macht den Ort besonders.“

Das gemütliche Ambiente und die vertrauten Aromen haben schnell Fans gewonnen. Zu den Favoriten gehören Tapioka mit Käse und Fleischfüllung, cremiger Maiskuchen und gefüllter Cuscuz.

Mit Blick auf die 30. UN-Klimakonferenz (COP30), die im November in Belém stattfinden wird, hat die Unternehmerin zwei neue Gerichte entwickelt, die lokale Zutaten hervorheben: den „Cuscuz de Murrá“ mit Büffelfilet und den „Cuscuz Praia do Amor“ mit regionalen Garnelen und Marajó-Käse.

Sie lebt seit vier Jahren in Soure und führt das Café seit zwei. Zuvor arbeitete sie im Hochschulwesen in Fortaleza und Belém – erst auf Marajó entdeckte sie ihre Leidenschaft fürs Kochen.

„Ich habe nur für Freunde gekocht. Hier habe ich gemerkt, dass ich ein Talent habe, von dem ich gar nichts wusste“, sagt sie. Dank Unterstützung und Schulungen durch das Sebrae wurde sie zu einem Symbol der neuen Generation von Unternehmerinnen auf Marajó – einer Generation, die Tradition und Nachhaltigkeit miteinander verbindet.

Umwelt im Blick

So eng die kulturelle und wirtschaftliche Geschichte des Büffels mit Marajó verknüpft ist, so groß sind auch die ökologischen Herausforderungen, die seine Haltung mit sich bringt.

Das zentrale Thema der COP30 ist die Reduzierung von Treibhausgasen. Laut dem jüngsten Bericht des Sistema de Estimativas de Emissões e Remoções de Gases de Efeito Estufa (SEEG) aus dem Jahr 2023 ist die Viehzucht der zweitgrößte Emissionsverursacher Brasiliens, gleich nach der Veränderung der Landnutzung.

Rinder – zu denen auch Büffel zählen – waren in diesem Zeitraum für rund 405 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente verantwortlich. Hauptursache ist die Freisetzung von Methan (CH₄) während der Verdauung der Tiere. Vielleicht ist genau das eine der wichtigsten Fragen, die das künftige Zentrum für Büffelkunde erforschen wird.


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