Während die Wissenschaft noch dabei ist, die konkreten gesundheitlichen Folgen dieser Partikel nachzuweisen, steht längst fest: Sie sind überall, in der Umwelt, in unserem Körper, in allem, was uns umgibt.

Die Studie, erstellt von einem Forscherteam mehrerer Universitäten, fasst über 140 bereits veröffentlichte Arbeiten aus verschiedenen Ländern zusammen, darunter auch aus Brasilien. Schon seit den 1940er-Jahren ist bekannt, dass Plastik die Umwelt schädigt. Doch erst in den letzten zehn Jahren haben Mikropartikel und ihre Wechselwirkungen mit Mensch und Tier größere wissenschaftliche Aufmerksamkeit erhalten.
Plastik ist nicht biologisch abbaubar. Unter Sonneneinstrahlung zerfällt es in immer kleinere Teilchen – zunächst in Mikropartikel, dann in Nanopartikel. Diese winzigen Fragmente gelangen in Flüsse, Böden und Meere, verteilen sich in der Luft und dringen schließlich in die Nahrungskette ein. Selbst das Trinkwasser, das wir täglich konsumieren, enthält nachweislich Mikro- und Nanoplastik.
In Lebensmitteln wurden diese Partikel in Zucker, Salz und Honig gefunden. Besonders betroffen sind Fische und Meeresfrüchte, die Mikroplastik aus dem Wasser aufnehmen und es weitergeben – bis hin zum Menschen. Nachweise über belastete Tiere gibt es inzwischen von der Amazonasregion bis in den äußersten Süden des Landes. Doch nicht nur über Nahrung, auch über die Atemluft und die Haut gelangen die winzigen Partikel in unseren Körper.
Schätzungen zufolge nimmt ein Mensch jährlich zwischen 39.000 und 52.000 Mikropartikel zu sich. Wird die eingeatmete Menge mitgerechnet, kann die Zahl auf bis zu 121.000 steigen. Menschen, die ausschließlich Flaschenwasser trinken, könnten sogar rund 90.000 zusätzliche Partikel aufnehmen. Forschende gehen allerdings davon aus, dass diese Werte zu niedrig sind, vor allem, weil Nanoplastik mit gängigen Methoden nur schwer nachweisbar ist.
Einmal im Körper, lagern sich die Partikel in Lunge, Mundhöhle und Blutgefäßen ab und können sich in verschiedenen Organen anreichern. Neuere Untersuchungen haben sie sogar in Plazenten und Nabelschnüren gefunden – ein alarmierendes Zeichen dafür, dass selbst Föten im Mutterleib mit Plastikpartikeln in Kontakt kommen können.
Das nächste Ziel der Wissenschaft ist es, eindeutig nachzuweisen, welche gesundheitlichen Schäden diese Belastung verursacht. Erste Hinweise gibt es bereits: In einer Untersuchung wurden in 60 Prozent der untersuchten Blutgerinnsel Mikroplastikteilchen entdeckt. Ob sie bei der Entstehung dieser Gerinnsel eine aktive Rolle spielen, muss nun dringend geklärt werden.
Plastik ist ein Sammelbegriff für eine Vielzahl synthetischer Polymere, die fast alle aus Erdöl hergestellt werden. Sie stecken nicht nur in Verpackungen, sondern auch in Alltagsgegenständen wie Reifen und Textilien. Hinzu kommen chemische Zusatzstoffe, die während der Produktion beigemischt werden – viele davon potenziell toxisch.
Angesichts dieser Lage fordern Fachleute entschlossene Gegenmaßnahmen. Recycling allein reicht nicht, doch es ist ein wichtiger Anfang. Weniger Produktion, strengere Vorschriften und ein Umdenken in Industrie und Politik sind unerlässlich, um die Belastung zu stoppen. Die Verantwortung darf nicht allein auf Einzelne abgewälzt werden.
Seit 2022 versucht die Vereinten Nationen, ein globales Abkommen gegen die Plastikverschmutzung auszuhandeln. Doch die Einigung der Staaten wurde bereits zweimal vertagt. Währenddessen breiten sich Mikro- und Nanoplastik weiter aus – unsichtbar, aber unaufhaltsam. Und je länger wir warten, desto tiefer verankert sich dieses menschengemachte Gift in unserer Erde, unserer Luft und in uns selbst.
