Die vom Bundesstaat Rio de Janeiro am Dienstag (28.) eingeleitete Operation „Contenção“ gegen die kriminelle Vereinigung Comando Vermelho hat wegen der Dutzenden Toten weltweit Schlagzeilen gemacht. Offiziell wurden bisher 64 Todesopfer bestätigt (darunter vier Polizisten), doch die endgültige Zahl dürfte über 100 liegen. Auch andere Länder und internationale Organisationen äußerten sich angesichts der extremen Gewalteskalation.

UNO fordert Aufklärung und Achtung der Menschenrechte
Die Vereinten Nationen veröffentlichten am späten Dienstagabend auf ihrem Profil im Netzwerk X (ehemals Twitter) eine Stellungnahme, in der sie die brasilianischen Behörden an ihre Verpflichtungen nach internationalem Recht erinnerten:
„Brasilien: Wir sind entsetzt über den laufenden Polizeieinsatz in den Favelas von Rio de Janeiro, der bereits mehr als 60 Todesopfer gefordert haben soll, darunter vier Polizisten. Diese tödliche Operation unterstreicht erneut die extrem fatalen Folgen polizeilichen Handelns in marginalisierten Gemeinschaften Brasiliens. Wir erinnern die Behörden an ihre Verpflichtungen im Rahmen des internationalen Menschenrechtsrechts und fordern rasche und wirksame Ermittlungen.“
Internationale Presse reagiert mit Empörung
Die britische Zeitung The Guardian titelte: „Brasilien: Mindestens 64 Tote am gewalttätigsten Tag in Rio de Janeiro bei Polizeirazzien.“Das Blatt bezeichnete die Aktion als die tödlichste in der Geschichte der Stadt und berichtete, dass der Einsatz in den frühen Morgenstunden mit heftigen Schusswechseln begann , in einem Gebiet, in dem rund 300.000 Menschen leben. „Erschütternde Fotos einiger junger Männer, die getötet wurden, verbreiteten sich in den sozialen Netzwerken“, schrieb das Medium.
Die spanische Zeitung El País sprach von einem „Tag des kolossalen Chaos“ in Rio de Janeiro, geprägt von intensiven Schusswechseln im Rahmen eines Polizeieinsatzes gegen das organisierte Verbrechen, „dem bislang tödlichsten in der Geschichte der brasilianischen Metropole“.
Das französische Le Figaro wies in seiner Berichterstattung darauf hin, dass die Wirksamkeit solcher groß angelegten Polizeieinsätze in Rio de Janeiro „heftig umstritten“ sei, auch wenn sie in der Stadt leider zur Routine gehörten.
Die New York Times bezeichnete die Aktion als „die tödlichste in der Geschichte Rios“, bei der „vier Polizisten und mindestens 60 Menschen ums Leben kamen“. Der Gouverneur des Bundesstaates habe den Einsatz als „Angriff auf Narco-Terroristen“ verteidigt.
Das argentinische Blatt Clarín griff einen Beitrag eines brasilianischen Nutzers auf und veröffentlichte ihn mit der Überschrift: „Das ist nicht Gaza – das ist Rio.“
Nach Angaben lokaler Behörden dürfte die offizielle Zahl der Toten im Laufe des Mittwochs (29.) weiter steigen. Bereits mehr als 50 Leichen seien von Anwohnern an die Behörden übergeben worden.
