Neue Hochschulpolitik ermöglicht Indios Studium im Amazonas

Manaus, 18. April 2008

Der indigenen Bevölkerung den Zugang zur Universität zu erleichtern und damit die Kultur und Identität der Ethnien bewahren – dies ist ein neuer Bestandteil der Hochschulpolitik des Bundesstaates Amazonas. Eine entsprechende Verordnung wurde gestern vom zuständigen Gouverneur Eduardo Braga unterzeichnet.

indio-zeitungZukünftig wird den brasilianischen Ureinwohnern an der Universität des Bundesstaates Amazonas (UEA) seitens der regionalen Regierung die Integration in die Hochschulbildung zugesichert. Um die neue Politik auch entsprechend umsetzen zu können, müssen laut Braga keine Investitionen oder Umstrukturierungen vorgenommen werden. Die bestehenden Mittel und die vorhandene Infrastruktur ermöglichen die Qualifikation der Indios in Bezug auf das Studium, der Graduierung, der Postgraduierung und dem Magister.

Wie der Gouverneur erklärte, steht als Idee hinter der neuen Verordnung die Ausbildung der indigenen Bevölkerung zu Lehrkräften in Schulen und anderen Institutionen, um ihre kulturellen Werte und Traditionen weiterzugeben. Die Resultate seien daher mittel- und langfristig zu sehen. Mit der Ausbildung verfolgt die Regierung verschiedene Ziele. Neben der Ausbildung zu Lehrern sollen auch Dozenten für die staatlichen Universitäten gewonnen werden, um zukünftig spezielle Themengebiete wie z.B. die Fischzucht oder der Umgang mit der Umwelt zu unterrichten. Zudem sollen Studenten und Absolventen zukünftig auch Lernmaterial für Schulen entwickeln und die digitale Integration der Indios in den Dörfern und Gemeinschaften fördern.

Bei der Unterzeichnung der Verordnung waren neben Politikern auch Repräsentanten verschiedener Indiovölker zugegen, wie z.B. Bernadino Tikuna. Laut ihm leben rund 80 Mitglieder seines Stammes Tikuna seit rund 12 Jahren im Osten von Manaus. Viele Eltern seiner Gemeinschaft befürworten, die dort heranwachsenden Jugendlichen auf die Universität zu schicken. Seiner Aussage nach hat diese Generation jedoch derzeit nur die Chance auf einen mittleren Bildungsabschluss. Durch die Hilfe der Regierung könnte neben einer verbesserten Ausbildung und Zukunftsperspektive so auch die Kultur der Ethnie gerettet werden, die langsam aber sicher verloren geht. Denn wenn die Kinder dies irgendwann einmal selbst unterrichten, bleibt es nach Meinung von Tikuna für die Nachwelt erhalten.

Für die Leiterin der staatlichen Universität von Amazonas, Marilene Corrêa bedeutet der Beginn dieser neuen Hochschulpolitik ein “Bekenntnis zur Verantwortung“ seitens der öffentlichen Hand und der zuständigen Bildungseinrichtungen. Es hat sich ihrer Meinung nach die Erkenntnis durchgesetzt, dass der Zugang zu den verschiedenen Kursen notwendig ist. Zudem sei es richtig, dass indigene Gruppen eine andere Behandlung bekommen, da viele unter dem Verlust ihrer eigenen Identität und der Vermischung mit anderen Kulturen leiden. Die nun eingeleitete neue Politikrichtung kann ihrer Aussage nach diesen Schwierigkeiten entgegen wirken.

Dietmar Lang für BrasilienPortal
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