Die Werke bedeutender indigener Schriftsteller stehen im Mittelpunkt der Sendung Caminhos da Reportagem, die TV Brasil am Montag (3.) ausstrahlte. Im Rahmen des neuen Programms Palavras Antigas wurden unter anderem Ailton Krenak, Daniel Munduruku und Eliane Potiguara interviewt.
Ein historischer Meilenstein für indigene Literatur
Die Brasilianische Akademie der Literatur begrüßte 2024 ihren ersten indigenen Akademiker: den Schriftsteller, Philosophen und Umweltschützer Ailton Krenak. Als neuer Inhaber des Sitzes Nummer 5 verleiht er einer literarischen Bewegung Sichtbarkeit, die in Brasilien stetig wächst – der von indigenen Völkern verfassten Literatur.

„Der Eintritt indigener Menschen in die Entscheidungsgremien des brasilianischen politischen und kulturellen Lebens ist längst überfällig. Ich bin mit mindestens 30 Jahren Verspätung in die Akademie gekommen. In meiner Dankesrede habe ich gesagt, dass ich 305 Menschen mitbringe“, so Krenak.
Die wachsende indigene Literaturbewegung
Daniel Munduruku, Autor von über 60 Büchern und Gewinner renommierter Literaturpreise wie des Jabuti, schreibt vor allem für Kinder und Jugendliche. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit gründete er einen Verlag und fördert gezielt die literarische Produktion indigener Autoren.
„Heute gibt es etwa 120 indigene Autoren und rund 350 Titel auf dem Markt, die offiziell als literarische Werke anerkannt sind. Und diese Zahl wächst täglich“, erklärt Munduruku. Gemeinsam mit anderen Pionieren der indigenen Literatur setzt er sich für deren Anerkennung und Verbreitung ein.

Ein weiteres Beispiel ist Kaká Werá, dessen Buch Apytama – Floresta de Histórias (Apytama – Wald der Geschichten) 2023 den Jabuti-Preis in der Kategorie Kinder- und Jugendliteratur gewann. Er betont die Bedeutung indigener Literatur als Instrument der Reflexion:
„Indigene Literatur ist kein Gegenentwurf zur nicht-indigenen Gesellschaft, sondern ein Beitrag zur gemeinsamen Weiterentwicklung“, so Werá.
Eine Stimme für indigene Frauen
Eliane Potiguara gilt als erste indigene Schriftstellerin Brasiliens. 1989 veröffentlichte sie ihr erstes Buch, die Broschüre A Terra é a Mãe do Índio (Die Erde ist die Mutter des Indianers). Bereits in den 1970er Jahren war sie als Lehrerin und Aktivistin in indigenen Gemeinschaften tätig.
„Während der Militärdiktatur hatten auch wir mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. In dieser Zeit wurde ich zur Aktivistin und gründete schließlich Grumin, die Gruppe für Frauen- und indigene Bildung“, erinnert sich Potiguara.
2023 erhielt Eva Potiguara stellvertretend für eine Gruppe indigener Schriftsteller den Jabuti-Preis in der Kategorie Leseförderung für das biografische Album Guerreiras da Ancestralidade (Kriegerinnen der Ahnen). „Es sind Geschichten voller Kämpfe, aber auch voller Hoffnung“, so Eva.
Indigene Perspektiven in der Wissenschaft
Francy Baniwa, Mitglied der Baniwa-Gemeinde von Assunção do Içana im oberen Rio-Negro-Gebiet des Amazonas, promovierte in Anthropologie an der Bundesuniversität von Rio de Janeiro. 2023 wurde sie zur ersten indigenen Brasilianerin, die ein anthropologisches Buch veröffentlichte: Umbigo do Mundo (Nabel der Welt).
„Die Anthropologie gab mir die Möglichkeit, als indigene Frau aus meiner eigenen Perspektive zu erzählen – nicht nur über unsere Geschichten zu sprechen, sondern sie aus unserem eigenen Verständnis heraus zu deuten“, erklärt Baniwa. Der Anthropologe Idjahure Kadiwel betont die Bedeutung solcher Werke:
„Wir brauchen mehr Bücher wie Nabel der Welt, Der Untergang des Himmels (von Davi Kopenawa und Bruce Albert) und Bevor die Welt nicht existierte (von Umusi Parokumu und Toramu Kehiri). Diese Werke lehren uns so viel – sei es über Botanik, Ökologie oder philosophisches Denken. Umbigo do Mundo ist ein Abenteuer, das die Leser einlädt, eine neue Dimension Brasiliens zu entdecken.“