Die 21. Ausgabe des „Acampamento Terra Livre“ (ATL) empfing am Sonntag (6.) in Brasília Tausende Indigene aus allen Regionen des Landes, die sich für die Anerkennung und Abgrenzung ihrer Territorien einsetzen. Etwa 10.000 Menschen waren anwesend, begleitet von Aktionen und einem Programm vom 7. bis 11. April.

Auf dem Camp, zwischen dem Handel mit indigenem Kunsthandwerk, vermischen sich Portugiesisch und mehr als 274 indigene Sprachen Brasiliens – es ist die größte jährliche Mobilisierung der indigenen Völker des Landes.
Eine Teilnehmerin berichtete, dass sie vier Tage und vier Nächte mit dem Bus unterwegs war, um von ihrem Dorf im Bundesstaat Acre nach Brasília zu kommen. Ihrer Meinung nach zwingt das Fehlen von klar definierten Landrechten die indigenen Gemeinschaften zur ständigen Mobilisierung.
„Unser Kampf endet nie, weil wir unser Territorium nie vollständig und offiziell als unseres haben. Laut Verfassung hätten wir dieses Recht seit über 35 Jahren. Aber es wird nicht umgesetzt.“
Streit um den „Marco Temporal“
Ein zentraler Punkt des diesjährigen Protests ist wie in den Vorjahren der Widerstand gegen die sogenannte „Marco Temporal“-These. Diese besagt, dass nur jene indigenen Gruppen Anspruch auf Land haben, die am Tag der Verkündung der Verfassung im Oktober 1988 bereits auf diesen Gebieten lebten.
Eine Sprecherin einer regionalen Indigenenorganisation erklärte, dass das Ziel sei, die aktuelle Situation zu ändern. Die eingerichtete Verhandlungsrunde beim Obersten Gerichtshof zur Diskussion des Themas sei verlassen worden, da man ihre Legitimität nicht anerkenne. Der Vorschlag, Bergbau in indigenen Gebieten zu erlauben, sei unvereinbar mit den Rechten der Völker: „Unsere Rechte sind nicht verhandelbar.“
Obwohl der Oberste Gerichtshof die These für verfassungswidrig erklärte, verabschiedete das Parlament ein Gesetz zu ihrer Umsetzung. Der Fall liegt erneut beim Gerichtshof. Eine neue Verhandlungsrunde wurde angekündigt.
„Wir sehen, was der Bergbau in indigenen Gebieten anrichtet: Verschmutzte Flüsse, verseuchter Fisch, gesundheitliche Schäden bei den Menschen – wie bei den Yanomami und Munduruku.“
Agrarindustrie und COP30
Das Camp 2025 möchte auch die Themen der indigenen Völker mit der kommenden Klimakonferenz COP30 verbinden, die im November in Belém stattfindet. Ziel ist es, der internationalen Gemeinschaft deutlich zu machen, dass der Schutz indigener Gebiete Teil des globalen Kampfes gegen den Klimawandel ist.
Man arbeite an einer eigenen, indigenen Version eines nationalen Klimabeitrags (NDC), als Reaktion auf den Plan der Regierung, der auf der letzten Klimakonferenz präsentiert wurde, jedoch die negativen Folgen der Agrarindustrie außen vorließ.Die brasilianische Regierung hat sich vorgenommen, ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 53 % zu senken.
„Wir sind die Antwort“
Unter dem Motto „Wir sind die Antwort: Für die Verfassung und das Leben“ versammelt das ATL 2025 Vertreter:innen von rund 200 indigenen Völkern aus dem ganzen Land. An fünf Tagen werden Proteste und Aktionen stattfinden, die sich für die Anerkennung indigener Territorien einsetzen.