Salvador, 21. Februar 2007
Beim grössten und längsten Strassenkarneval der Welt in Salvador, wo sechs Tage und Nächte lang Millionen Einwohner der Stadt und Touristen aus den verschiedensten Ländern hinter Trio Elétricos und den traditionellen afro-brasilianischen Blocos hertanzen, wurde diesmal ein extremer Anstieg der Gewalt verzeichnet.
Fast 30% mehr Vorfälle ereigneten sich in der Hauptstadt Bahias. Allein drei Menschen starben am Rosenmontag, darunter ein neunjähriges Mädchen bei einem der rund 60 nächtlichen Raubüberfälle in Bussen.
Auf der Karnevalsstrecke Osmar in Campo Grande wurde ein Polizist während eines Streits erstochen. Kurz danach gab es zwei Opfer bei der Show von Carlinhos Brown, der seinen Bloco Pipocão auf der Strecke Dodô von Barra nach Ondina ohne Absperrseile zwischen zahlendem Publikum und dem Rest der Bevölkerung entlangführte. Ein Mann wurde erschossen und eine Frau angeschossen. Dennoch gibt es eine Bewegung unter den Musikern, angeführt von Carlinhos Brown, die gegen die hohen Eintrittspreise, die über den Kauf der T-Shirts der Blocos gezahlt werden, protestieren.
Die Absperrung der Umzugsstrecken sorge für eine Entdemokratisierung des Karnevals in Salvador, für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft, so die Kritiker. Auch die traditionellen afro-brasilianischen Blocos wie die Filhos de Gandhi klagten ihr Leid. Die 9.000 weissgekleideten Mitglieder des Blocos fordern mehr Zuschüsse der Stadtverwaltung, damit die Wurzeln des Karnevals in Bahia, die Musik der Schwarzen, nicht zukünftig völlig verschwinden.
Annette Runge für BrasilienPortal