Karnevalsblöcke und Sambaparaden ziehen Millionen Touristen an

Der Karneval in Brasilien ist so vielfältig wie das Land selbst. Im Nordosten trafen sich auf dem Land die traditionellen Murucutus, die mit ihrer Gemeinschaft königliche Höfe imitieren. Ein kostenloses Karnevals-Rock-Festival, ein Zombie-Walk in der südbrasilianischen Stadt Curitiba sowie ein Drag-Queen Festival in Florianópolis sind nur ein paar der Beispiele für die vielen Karnevalsveranstaltungen des südamerikanischen Landes.

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In vielen Städten Brasiliens wurden beim diesjährigen Karneval etliche Rekorde verzeichnet: mehr Gäste, weniger Gewalt, mehr Blöcke, weniger Müll als in den Vorjahren. In Recife wurden mit 810.000 Touristen über elf Prozent mehr registriert als im Vorjahr. Olinda verzeichnete 2,7 Millionen Besucher und eine Auslastung der Hotels und Pensionen von 98 Prozent. Nach São Paulo kamen dieses Jahr 1,16 % mehr Karnevalstouristen als 2013, die noch dazu statt der 2,5 Tage wie bisher über vier Tage in der Stadt verweilten.

Anders sieht es in Rio de Janeiro aus. Während im vergangenen Jahr noch ein Besucherrekord von 6 Millionen Touristen verzeichnet wurde, gab es dieses Mal einen Rückgang der Touristenzahlen. Die Hotelerie beklagte zudem, dass lediglich 78 Prozent der Betten ausgelastet gewesen seien. Allerdings meldeten einige kleinere Städte in der Peripherie der Metropole eine Zunahme der Touristenzahlen. Ob diese angesichts der hohen Übernachtungspreise auf die Umgebung ausgewichen sind, eine Alternative zum Karneval in Rio gesucht haben oder andere Gründe ausschlaggebend sind, ist indes noch unklar.

Streik der Straßenkehrer lässt Rio im Müll versinken

Negative Schlagzeilen machte Rio de Janeiro in Sachen Müll. In der Stadt am Zuckerhut hatten ausgerechnet mitten im Karnevalstrubel, am 28. Februar, die Mitarbeiter der städtischen Müllabfuhr und Straßenreinigung zu streiken begonnen. Ruck zuck erinnerten die Bilder von Rio de Janeiro denen aus Neapel vor ein paar Jahren. Überall häuften sich Berge von Hausmüll und dem Abfall an, den die Karnevalesken bei ihren Umzügen und Festen hinterlassen hatten. Erst am Rosenmontag kam eine vorläufige Einigung zwischen Gewerkschaft und Stadt zustande. Die wurde aber nicht von allen Mitarbeitern akzeptiert. Einige hielten den Streik aufrecht und sollen ihre Kollegen sogar mit Waffengewalt daran gehindert haben, zu arbeiten. Rios Bürgermeister Eduardo Paes kündigte Entlassungen an, zog diese wieder zurück und ließ schließlich am Donnerstagmorgen die 300 städtischen Müllwagen von Sicherheitskräften eskortieren.

Am Samstagnachmittag normalisierte sich die Situation, waren Straßen und Plätze der Stadt nahezu befreit vom Abfall. Nach Angaben der Müllabfuhr wurden allein am Donnerstag und Freitag 6.000 Tonnen Abfall eingesammelt. Endlich geeinigt hatten sich Stadt und Arbeiter am Samstagabend auf eine Erhöhung der Gehälter von umgerechnet etwa 267 Euro auf 367 Euro. Gefeiert wurde das nicht nur von den “Garis”, den Reinigungskräften. Auch die Bevölkerung atmete auf. Nach den Umzügen der diesjährigen Sieger im Sambódromo gab es dann auch nicht nur für die Darbietungen der Sambaschulen Applaus. Als die Reinigungskräfte nach den Paraden anrückten, um aufzuräumen ernteten auch sie vom Publikum gebührenden Beifall.

In Recife, Olinda und auch Salvador wurde auf den Umweltschutz gesetzt und der Abfall getrennt gesammelt. Das Ergebnis waren weniger Müll und mehr eingesammelter Wertstoff. Allein in Olinda kamen über 32 Tonnen Plastik, Metall und Papier zusammen. Während in vielen Karnevalshochburgen weniger weggeworfen wurde, verzeichnete Manaus eine Zunahme, statt 590 Tonnen im Jahr 2012 wurden heuer 680 Tonnen gesammelt.

In Sachen Gewalt sieht es ähnlich aus. Recife und Olinda feierten den friedlichsten Karneval seit Jahren mit einem signifikanten Rückgang der Gewalt, Schlägereien und Überfälle. Gleiches gilt für Salvador. In São Paulo gab es im Vergleich zur Zeit außerhalb des Karnevals keine Erhöhung der Kriminalität und der Gewalt, wie von offizieller Seite verlautbart wurde. Anders in Porto Alegre im Süden Brasiliens. Dort wurde der gewalttätigste Karneval seit Jahren registriert. Ähnliches gilt für den Bundesstaat Ceará im Nordosten Brasiliens. Für Rio de Janeiro liegt bisher kein offizieller Einsatzbericht der Polizei vor. Gleichstellungsämter kritisierten jedoch etliche sexuelle Übergriffe auf Frauen.

Schicksal der farbenfrohen Kostüme

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Während Tourismusämter, Stadtverwaltungen und Polizei noch Zahlen und Verlauf der Karnevalstage auswerten, sind die allegorischen Wagen schon hinter den Toren der Garagen und Werkstätten verschwunden, die Kostüme abgelegt worden. Vielleicht fragen Sie sich, was jetzt mit all den zigtausenden Kostümen passiert. In der Regel können sie nicht einfach wieder verwendet werden. Da die Sambaschulen für ihre Paraden jedes Jahr ein neues Motto wählen, das sie im Sambódromo darstellen, müssen auch die Kostüme jedes Jahr wieder neu genäht werden, damit sie auch zum Thema passen. Die “Fantasias” kommen somit nur wenige Stunden zum Einsatz. Lediglich auf den Fotos sind sie für immer verewigt. Einfach weggeworfen werden sie dennoch nicht. Federn, Perlen und alles was sich wieder verwerten lässt, wird fein säuberlich aufgehoben und in den Werkstätten gelagert. Zudem gibt es noch die “Mirim”, den Nachwuchs der Sambaschulen.

Auch die Kinder- und Jugendlichen führen Paraden auf und sie verwenden zum Teil die umgeschneiderten Kostüme der Erwachsenen. Längst sind die Fantasias oder Teile von ihnen auch zu Sammlerobjekten geworden. Bei den Siegerparaden in São Paulo sorgten einige Mitglieder der Sambaschule Acadêmicos de Tucuruvi für eine Überraschung. Noch während sie die Avenida im Sambódromo entlang marschierten und tanzten, rissen sie sich Teile ihrer Kostüme von Kopf und Leib und warfen sie in die Zuschauerreihen. Dort wurden die besonderen Andenken natürlich mit Begeisterung entgegen genommen.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes · Bildquelle: Ascom/RioTur | CarnavalRecife

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