Estação Primeira de Mangueira ehrt Sängerin Maria Bethânia und beendet die Paraden in Rio

Estação Primeira de Mangueira ist als letzte Sambaschule der Elitegruppe bei den Paraden in Rio de Janeiro in den frühen Morgenstunden des Dienstag (9.) durch das Sambódromo gezogen. Sie hat die Sängerin Maria Bethânia geehrt, die dieses Jahr ihr 50stes Karriere-Jubiläum feiert.

Um 4.30 Uhr (brasilianische Zeit) hat Estação Primeira de Mangueira mit ihrer Parade begonnen, die sie nach einer Stunde und 21 Minuten beendet hat, während das maximale Zeitlimit bei 82 Minuten liegt. Mit 4.300 Komponenten aufgeteilt auf über 30 Themengruppen (alas), sechs allegorischen Wagen, einem Tripé und jeder Menge Luxus hat sie das Publikum begeistert.

Der Karnevalsko Leandro Vieira hat sich bei der Erarbeitung des Themas vor allem von der religiösen Seite der Sängerin inspirieren lassen. Die ist 1946 in Santo Amaro da Purificação geboren und in einer katholischen Familie aufgewachsen. Sie ist aber auch Anhängerin der afrobrasilianischen Religion Candomblé.

Verdeutlicht wurde dies schon bei der Frontkommission, die aus 15 schwarzen Tänzerinnen in afrikanischer Stammestracht bestand. Wie die Kriegerinnen der Gottheit Oyá präsentierte sich dabei eine der Tänzerinnen barbusig. Oyá ist eine Gottheit des Wassers, die ebenso mit dem Element der Luft und dem Totenkult verbunden ist. Sie verkörpert zudem Sinnlichkeit und Mut, was mit dem Tanz der Frontkommission dargestellt werden sollte.

Die erste “Porta-bandeira“ (Fahnenträgerin) hat sich mit Hilfe einer Latexkappe glatzsköpfig präsentiert, um den “Axé“ des Candomblé zu symbolisieren, die Lebenskraft. Auch der Wagen des “Abre-alas“ hat sich auf die afrikanischen Wurzeln bezogen.

Er hat Oyá und Oxum repräsentiert, Gottheiten, die im Leben Bethânias von großer Bedeutung sind. Beide sind mit dem Wasser verbunden. Mit der Allegorie wurde Afrika unter anderem mit Wasserbüffeln und riesigen afrikanischen Holzmasken stilisiert. Bestückt war der Wagen zudem mit einem Brunnen und Teppichartigen Wasserfontänen der Gottheit Oxum.

Künstlerisch umgesetzt wurde ebenso der Katholizismus, ein weiterer Pfeiler im Leben Maria Bethânias. Ihm war neben Alas auch ein Wagen gewidmet, auf dem die Jungfrau Maria in Erscheinung trat.

Auf die Herkunft der Sängerin deuteten die Themegruppen über den Nordosten hin, wie die alas über den Geschmack des Nordosten, dem Sertanejo und dem “Lampião”, einem “Cangaceiro“, einem Bandit, der durch seinen Wagemut und der Respektlosikteit gegenüber den Herrschenden aufgefallen und zum Volkshelden geworden ist.

Ein weiterer Höhepunkt war der allegorische Wagen, über dem ein enormer Greifvogel trohnte, ein Carcará. Der Caracá war Namenspate für ein Lied, mit dem Maria Bethânia 1965 ihre erfolgreiche Karriere gestartet hat. Der fünfte Wagen zeigte Szenen aus der 50-jährigen Karriere der Sängerin bei verschiedenen Auftritten und Konzerten. Allerdings war bei dem Wagen das Licht ausgefallen, was bei der Bewertung zu Punkteabzügen führen könnte.

Shows und Konzerte wurden auch von mehreren Themengruppen dargestellt. Ein Ala, bei dem die Mitglieder in weißen Kostümen aufgetreten sind, veranschaulichte zudem die Liedtexte. Die waren in Handschrift auf die weißen Tuchflügel der Männer und Frauen geschrieben.

Wie ihr Bruder, Caetano Veloso, hat auch Maria Bethânia die Musik für ihr Lebenswerk gewählt. Beide sind unter mehreren Geschwistern in einer Künstlerfamilie aufgewachsen und gelten als Größen er brasilianischen Musik.

Auch Caetano Veloso und etliche weitere bekannte Künstler Brasiliens wie Zélia Duncan, Mart’nália, Vanessa da Mata sowie Schauspieler waren bei der Parade auf einem eigenen allegorischen Wagen zugegen. Die stimmgewaltige Sängerin Alcione schritt zu Fuß diesem Wagen voraus.

Vom letzten Wagen, der in den Farben der Sambaschule gehalten war (grün und rosa) winkte und tanzte schließlich die knapp 70-jährige Sängerin selbst, umringt von ihren beiden Patentöchtern. Sie zeigte sich sichtlich gerührt von der Ehre, die ihr zuteil geworden ist.

Zum letzten Mal hat Mangueira, wie die Sambaschule genannt wird, die Sambaparaden der Elitegruppe im Jahr 2002 gewonnen. Insgesamt vereint sie 17 Titel. Jetzt hofft sie, mit ihrer luxuriösen und nahezu perfekt erscheinenden Darbietung einmal mehr auf den Siegertitel. Welche der in den vergangenen zwei Nächten aufgetretenen Eliteschulen die Trophäe dieses Jahr erhält, wird allerdings erst am Aschermittwoch nach der Auswertung der Noten bekannt gegeben.

Das BrasilienPortal wird die Leser wie immer zeitnah über die Gewinnerschule 2016 informieren.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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