Die antiken Strassenbahnen “Bondinhos”, in Rio de Janeiros Stadtteil Santa Teresa, sind zurück in einem der geschichtsträchtigsten Stadtteile der turbulenten Metropole am Zuckerhut. Gestern (07.07.2015) hat man mit Testfahrten von vier der vierzehn restaurierten Strassenbähnchen begonnen, die auf den kurvenreichen, steilen Strassen der Region wieder verkehren sollen, denn sie sind nicht nur ein unentbehrliches Transportmittel für die Anwohner des historischen Stadtteils, sondern haben sich auch zu einer beliebten Touristenattraktion entwickelt. Die Testphase sieht eine zehn Tage dauernde Zirkulation, auf einer Strecke von 900 Metern vor, inklusive des Teilstücks über den Äquadukt “Arcos da Lapa“ – zwischen der Haltestelle “Carioca“ und der “Rua Joaquim Murtinho“.
Der Verkehr der antiken Strassenbahnen wurde vorläufig eingestellt, nachdem am 3. November 2011 die Bremsen einer völlig überladenen Bahn in einer Steilkurve aus den Schienen kippte – sechs Passagiere starben und 57 wurden zum Teil schwer verletzt.
Im November 2013 wurden die Arbeiten zur Restauration der Strassenbahn aufgenommen – mit einer Kostenkalkulation von 130 Millionen Reais (40 Millionen Euro) und der Absicht, sie noch vor der WM 2014 fertigzustellen – eine Fehlkalkulation, wie so oft in Brasilien.
Vorläufig werden die Tests ohne Passagiere durchgeführt, sie dienen vor allem der Überprüfung der Bremsen. Das Chassis der Bahn – mit geringfügigen Veränderungen gegenüber dem Original – wurde bereits akzeptiert. Die elektrisch betriebene Bahn besitzt nun eine Einfassung, um zu verhindern, dass Passagiere hinausfallen können, und ein- und ausfahrbare Trittbretter. Das heisst auch, dass man nicht mehr einfach aufspringen und umsonst mitfahren kann, wie das besonders bei den Jugendlichen des Stadtteils üblich war. Zum Ausgleich ein besonderer Komfort: Plastikrollos, mit denen man im Fall heftigen Regens die glaslosen Fenster etwas abschirmen kann.
Vorgesehen ist, dass die “Bondinhos“ im ersten Abschnitt – zwischen dem Largo da Carioca und dem Largo do Curvelo – ab 15. Juli 2015 wieder zirkulieren werden. Danach ist der zweite Teil bis zum Largo dos Guimarães vorgesehen, in der Zentralregion von Santa Teresa. Im September ist die Einweihung der Abzweigungen nach Silvestre und zum Largo das Neves geplant, die wieder als Enstationen der verschiedenen Linien eingerichtet werden.
Nach Auskunft des Staatssekretärs für das Transportwesen, Carlos Osório, kann man für die Gesamtübergabe der restaurierten Strassenbahnen noch kein genaues Datum angeben. “Ich ziehe es vor, mich in diesem Fall nicht festzulegen, solange die mechanischen Tests noch laufen“, sagte er. Und erinnerte daran, dass das Installations-Chronogramm bereits ein paarmal nicht eingehalten wurde, und ganze Abschnitte noch einmal bearbeitet werden mussten. “Jetzt scheinen die Arbeiten im richtigen Rhythmus zu laufen“, fügte er hinzu.
Ausser der Übergabe des ersten Abschnittes, steht auch der Abschluss der Gleisarbeiten zwischen der Rua Joaquim Murtinho und dem Platz Largo do Curvelo auf dem Programm des 15. Juli – letzterer musste vom “Consórcio Elmo Azvi“ vollkommen restauriert werden, dem verantwortlichen Unternehmen für die Arbeiten am Bahntrakt. Das Unternehmen wurde bereits mit einer Konventionalstrafe von R$ 1,3 Millionen (400.000 Euro) belegt und läuft Gefahr, dass der gesamte Vertrag anulliert wird, falls es ihm nicht gelingt, den Abschnitt “Largo do Guimarães“ bis am 15. Juli abzuschliessen.
Aktuell 29. Juli 2015: Rio de Janeiros historische Bondes sind wieder im Einsatz