Die Idee die Hauptstadt Brasiliens ins Landesinnere zu verlegen wurde bereits in der Kolonialzeit entwickelt und der erste Gesetzentwurf hierzu im Jahr 1823 ausgearbeitet. Zum einen sollte dadurch eine stärkere Besiedelung des Landesinneren angeregt werden und dem gering besiedelten und meist ärmlichen Teil des Landes ein Zugang zum wirtschaftlichen Aufschwung ermöglicht werden, zum anderen fürchteten die Brasilianer in frühen Zeiten eine Invasion des Landes vom Meer her und wollten auf diese Weise ihr politisches Zentrum durch die Verlegung schützen.
Während der Regierungszeit von Präsident Juscelino Kubitschek von 1956 bis 1961, wurden die Pläne dann in die Tat umgesetzt. So begannen im Jahr 1956 die Bauarbeiten der neuen Hauptstadt Brasília inmitten des Planalto Central, des zentralbrasilianischen Hochplateaus. Nicht einmal vier Jahre dauerte es bis Brasília samt seiner futuristischen Architektur erbaut und am 21. April 1960 neue Hauptstadt Brasiliens wurde. Auch heute leben im als UNESCO-Weltkulturerbe anerkannten Kerngebiet der Stadt lediglich 200.000 Menschen, wohingegen ein Großteil der Bevölkerung in angrenzenden Satellitenstädten lebt.
Entworfen wurde Brasília von dem Städteplaner Lúcio Costa und dem Architekten Oscar Niemeyer. Lúcio Costa entwarf den Grundriss der Stadt und empfand diesen der Form eines Kreuzes nach, die der Stadt durch eine Quer- und eine Längsachse ihre Struktur gibt. Auf Costas Stadtplanung aufbauend entwarf der Architekt Oscar Niemeyer alle öffentlichen Gebäude im Stadtraum und wurde dadurch zum wahrscheinlich berühmtesten Architekten der Welt. Eines der bekanntesten Gebäude ist wohl der „Congresso Nacional do Brasil“, der Nationalkongress, der im Volksmund auch „Suppenschüssel“ genannt wird. Das Gebäude ist ebenso Sinnbild für die kurvenförmige Architektur Oscar Niemeyers, wie für eine moderne, sozial orientierte Architektur.
Vor allem der französische Fotograf Lucien Clergue machte das Gebäude durch seine Bilder derart bekannt, dass es weltweit zu einem der berühmtesten Objekte der Kunstfotografie wurde und in Galerien in der ganzen Welt zu finden ist. Alle öffentlichen Gebäude erstrecken sich entlang der monumentalen Längsachse, der „Eixo Monumental“, die die Stadt von Osten nach Westen durchläuft. Und auch heute noch sucht man in Brasília vergebens nach Straßennamen, vielmehr geben mathematische Koordinaten den genauen Standpunkt der Orte und Straßen innerhalb der Stadt an.