Das brasilianische Tourismusministerium hat einen neuen Afrotourismus-Guide veröffentlicht, der kulturelle Routen und Erlebnisse hervorhebt, die von Schwarzen Gemeinschaften im ganzen Land geprägt sind. Der Leitfaden umfasst 43 ausgewählte Initiativen, darunter Besuche in Quilombos, Candomblé-Terreiros, Museen und gastronomische Touren.
Ziel ist es, die afro-brasilianische Geschichte, Spiritualität und Identität sichtbarer zu machen, wirtschaftlich zu stärken und als Teil der nationalen Erinnerungskultur aufzuwerten. Der Guide ist Teil des Regierungsprogramms „Rotas Negras“ zur Förderung des Afrotourismus.

Kürzlich veröffentlichte das brasilianische Tourismusministerium den „Afrotourismus-Guide Brasiliens – Routen und Erfahrungen der afro-brasilianischen Kultur“, ein umfassendes Werk, das nicht nur touristische Routen mit afro-brasilianischem Schwerpunkt aufzeigt, sondern auch eine tiefgehende Analyse dieses wachsenden Segments bietet.
Ziel dieser Initiative ist es, Erfahrungen und Dienstleistungen hervorzuheben, die von Schwarzen Brasilianer*innen gestaltet werden, gute nationale und internationale Praktiken zu identifizieren und die Grundlage für eine stärkere öffentliche Förderung dieses Bereichs zu schaffen.
Die Bedeutung dieser Initiative geht weit über den Tourismus hinaus. Es geht darum, Erinnerungsorte und Widerstandsräume sichtbar zu machen, die Verbindung zur eigenen Geschichte zu stärken und die kulturelle Identität der Schwarzen Bevölkerung Brasiliens zu würdigen und weiterzutragen.
Der Guide ist geografisch nach Regionen und thematisch nach Aktivitäten gegliedert: Ob Besuche in Quilombos (ehemalige Siedlungen geflüchteter Sklavinnen), Terreiros (religiöse Stätten afro-brasilianischer Glaubensrichtungen), kulinarische Routen, Museen oder Kulturmessen – für jeden ist etwas dabei.
Auf Reisen durch die afro-brasilianische Geschichte
Ein Highlight ist der Besuch des Parque Memorial Quilombo dos Palmares in der Serra da Barriga (Alagoas). Dort erfährt man mehr über einen der bedeutendsten Quilombos des Landes, der zum Symbol für Widerstand und Freiheit wurde.
In São Luís, der Hauptstadt des Bundesstaates Maranhão, liegt der Quilombo Cultural, der größte urbane Quilombo Lateinamerikas. Hier trifft man auf kulturelle Ausdrucksformen wie Reggae, Cacuriá, Tambor de Crioula und Bumba Meu Boi – allesamt lebendige Zeugnisse afro-brasilianischer Identität.
Ein weiteres beeindruckendes Erlebnis erwartet Reisende im Candomblé-Terreiro Alarokê in São Cristóvão (Sergipe), der viertältesten Stadt Brasiliens. Zwischen Gesprächen, afro-brasilianischen Tanz- und Percussion-Workshops, traditioneller Küche und künstlerischen Darbietungen taucht man tief in die Spiritualität und Weisheiten der afro-brasilianischen Religionen ein.
Begegnungen in Bahia und darüber hinaus
In Salvador (Bahia) kann man den berühmten Terreiro do Gantois und das Memorial Mãe Menininha do Gantois besuchen – Orte von tiefer religiöser und kultureller Bedeutung. Auch das Zentrum Mãe Carmen dient der Stärkung von Gemeinschaft, Tradition und kultureller Bildung.
Ein weiteres Ziel in Bahia ist der Quilombo Kaonge in Cachoeira, wo Besucher*innen in die handwerkliche Herstellung von Maniokmehl und Dendê-Öl, die Nutzung von Heilpflanzen und in ein spannendes Gespräch über die lokale Währung „Sururu“ eintauchen können.
In Macapá (Amapá) wird die Geschichte durch die Rota dos Barracões in Marabaixo lebendig, wo Nachfahren von Erbauer*innen der Festung São José ihre afro-amazonische Kultur bis heute bewahren.
Im Bundesstaat Goiás bietet das Gebiet Kalunga in den Städten Monte Alegre, Teresina und Cavalcante neben kultureller Erfahrung auch Natur pur – mit Wasserfällen wie dem berühmten Santa Bárbara.
Neue Perspektiven im Süden und Südosten
Der Guide führt auch zu weniger bekannten, aber bedeutenden Orten wie dem Circuito da Memória Negra in Petrópolis (Rio de Janeiro) oder zur Pequena África („Klein-Afrika“) in der Hauptstadt Rio selbst. In Recife kann man auf dem Manguebeat-Rundweg dem musikalischen Erbe von Chico Science und seinen afro-brasilianischen Einflüssen nachspüren.
Ein ganz besonderer Ort ist die unterirdische Galerie der Goldmine Du Veloso in Ouro Preto (Minas Gerais), Teil einer historischen archäologischen Stätte mit Spuren des Goldabbaus im 18. Jahrhundert.
Beteiligung und Zielsetzung
Für die Erstellung des Guides hatte das Ministerium einen öffentlichen Aufruf gestartet: Schwarze Unternehmer*innen, traditionelle Gemeinschaften und lokale Verantwortliche konnten ihre Projekte einreichen. Daraus wurden 43 afrozentrierte Initiativen ausgewählt – mit Kriterien wie offizieller Eintragung im nationalen Tourismusregister und aktiver afro-brasilianischer Beteiligung.
Die meisten Routen finden sich in den Regionen Nordost und Südost (je 16), gefolgt vom Norden (5), dem Mittelwesten (4) und dem Süden (2). Laut dem Ministerium ist der Afrotourismus ein strategischer Schwerpunkt der aktuellen Regierung.
Über das Programm „Rotas Negras“ („Schwarze Routen“) sollen afro-brasilianische Gemeinden gestärkt und deren Kultur national und international sichtbar gemacht werden.
