Die Nacht in Andalusien gehörte eigentlich dem Fußball. Doch während der Staub des Copa-del-Rey-Finales zwischen Real Madrid und dem FC Barcelona in Sevilla noch in der Luft hing, zeichnete sich hinter den Kulissen ein weiteres Drama ab – eines, das die Zukunft von Carlo Ancelotti maßgeblich bestimmen könnte.
Nach der bitteren 1:2-Niederlage gegen den Erzrivalen aus Katalonien wirkte der 65-jährige Italiener gefasst, aber bestimmt: „Meine Zukunft? Das ist ein Thema für die nächsten Wochen, nicht für heute.“ Worte, die aufhorchen ließen – insbesondere, da sich unter den Zuschauern ein besonderer Gast befand: Diego Fernandes, Geschäftsmann und Emissär des brasilianischen Fußballverbands (CBF).

Fernandes‘ Besuch in Europa ist kein Zufall. Er hat einen klaren Auftrag: Carlo Ancelotti soll neuer Trainer der brasilianischen Seleção werden – und zwar rechtzeitig, bevor im Juni die nächsten Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2026 anstehen. Insider berichten, dass Fernandes intensive Gespräche vorbereitet, um Ancelotti von einem Engagement zu überzeugen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der CBF den Starcoach für die Copa América gewinnen wollen – damals jedoch vergeblich.
Ein mögliches Engagement Ancelottis bei Brasilien würde einen radikalen Einschnitt für Real Madrid bedeuten. Der Italiener, der mit „Los Blancos“ bereits drei Champions-League-Titel (2014, 2022, 2024) und zwei spanische Meisterschaften (2015, 2022) gewinnen konnte, könnte den Verein noch vor der prestigeträchtigen Klub-Weltmeisterschaft im Sommer in den USA verlassen. Eine Turnierausgabe, die erstmals im neuen, erweiterten Format stattfinden soll und für Real von großer sportlicher wie auch finanzieller Bedeutung ist.
Nachfolger bei Real Madrid bereits im Gespräch
Sollte Ancelotti tatsächlich nach Südamerika wechseln, scheint Real Madrid bereits eine Alternative im Visier zu haben: Xabi Alonso. Der Erfolgstrainer von Bayer Leverkusen, gilt als Wunschkandidat der Madrilenen. Alonso kennt den Verein bestens – zwischen 2009 und 2014 war er als Spieler ein fester Bestandteil der Mannschaft.
Brasilien auf Trainersuche nach Desaster gegen Argentinien
Auf brasilianischer Seite ist der Druck enorm. Nach der deutlichen 1:4-Niederlage gegen den Erzrivalen Argentinien in Buenos Aires und der Entlassung von Dorival Júnior sucht der CBF fieberhaft nach einer neuen Leitfigur.
Zwar rangiert Brasilien aktuell auf dem vierten Platz der südamerikanischen Qualifikation – ein Platz, der sicher zur Teilnahme an der erstmals auf 48 Mannschaften erweiterten WM-Endrunde in den USA, Kanada und Mexiko berechtigt – doch der Anspruch der fünffachen Weltmeister ist ein anderer: Titelgewinn.
Carlo Ancelotti, der für seine Ruhe, seine taktische Flexibilität und seine Fähigkeit, Stars zu managen, berühmt ist, soll die Seleção wieder zu alter Größe führen. Seine internationale Erfahrung – Titelgewinne in Italien, England, Deutschland und Spanien – macht ihn in den Augen der brasilianischen Verbandsfunktionäre zum idealen Kandidaten.
Blick nach vorn
Während Real Madrid sich auf den Saisonendspurt konzentriert, bei dem es noch um den Stolz und die Ehrenpunkte geht, und Brasilien fieberhaft an einem neuen Projekt für die Weltmeisterschaft 2026 bastelt, steht Carlo Ancelotti im Mittelpunkt zweier Welten. Eine Entscheidung wird noch vor dem Sommer erwartet – eine Entscheidung, die sowohl in Madrid als auch in Rio de Janeiro weitreichende Folgen haben könnte.