London, 01. August 2012 Der brasilianische Kunstturner Sérgio Sasaki hat am Mittwoch (1.) im Finale des olympischen Mehrkampfs einen hervorragenden 10. Platz erreicht. Der 20-jährige zeigte bei seiner ersten Olympiateilnahme keinerlei Nervosität und konnte sich zeitweilig sogar zu den besten fünf Turnern der Welt zählen.
Bereits mit seiner Qualifikation hatte Sasaki brasilianische Olympiageschichte geschrieben. Denn noch nie war es einem Turner aus dem größten Land Südamerikas gelungen, bei Olympischen Spielen ins Mehrkampf-Finale zu kommen. Dementsprechend euphorisch berichtete auch die heimische Presse über den Auftritt des Athleten vom Traditionsclub Flamengo aus Rio de Janeiro. Mit einer Medaille hatte natürlich niemand gerechnet, auch der Protagonist gab sich nach dem Wettkampf zurückhaltend: „Unser Ziel war es, unter die ersten 10 zu kommen. Das war das Wichtigste. Und es ist so gekommen, wie wir es geplant haben. Ich kann nicht versprechen, irgendwann unter die besten Drei der Welt zu kommen. Das ist sehr schwer, aber ich arbeite daran. Man darf aber nicht aufhören, daran zu glauben.“
Betrachtet man sich den Verlauf des Wettkampfes, darf man seine Äusserungen durchaus als bescheiden interpretieren. Denn zwischen den zweiten und sechsten Geräte lag der Brasilianer mit japanischen Wurzeln stets auf Rang 6. Da jedoch die Teilnehmer die sechs Geräte alle in unterschiedlicher Reihenfolge absolvieren, haben die Zwischenplatzierung zunächst wenig Aussagekraft. Sichtbare Fehler leistete sich Sasaki allerdings erst bei der letzten Übung am Boden. An einem guten Tag darf man ihn also durchaus zu den fünf besten der Welt zählen. Diese Qualitäten hatte er auch schon im vergangenen Jahr demonstriert, als er durch eine grandiose Leistung der Mannschaft bei den panamerikanischen Spielen in Guadalajara zu Gold verhalf.
Bei der Olympiade in London reichte es am Ende mit 88.965 Punkten bekanntermassen nur für den 10. Rang. Gold ging an den Japaner Kohei Uchimura (92.690 Punkte), Silber holte der Deutsche Marcel Nguyen (91.031 Punkte) und Bronze konnte anschliessend der US-Amerikaner Danell Leyva (90.698 Punkte) in Empfang nehmen. Obwohl sich der Brasilianer am Reck (14.833 Punkte, Platz 10) am wohlsten fühlt, holte er beim Sprung (16.100 Punkte, Platz 4) die höchste Punktzahl. Aber auch die Übungen am Barren (15.200 Punkte, Platz 9) und dem Pferd (14.366 Punkte, Platz 7) absolvierte er konzentriert und mit guten Ergebnissen. Lediglich an den Ringen (14.233 Punkte, Platz 17) und am Boden (14.233 Punkte, Platz 17) verschenkte er die wichtigen Zehntel, die ihn den Wettkampf durchaus den ein oder anderen Platz weiter vorne hätten abschliessen lassen können.
Aus Brasilien sind bei den diesjährigen Olympischen Spielen erstmals drei Turner am Start. Neben Sasaki als „Allrounder“ sind noch Diego Hypólito (Boden) und Arthur Zanetti (Ringe) nach London gereist. Hypólito ist bereits nach einem Sturz in der Qualifikation ausgeschieden, Zanetti kämpft erst am 6. August in Finale um Gold, Silber und Bronze.