Nur wenige Tage vor einer Serie von olympischen Testläufen erhitzt wieder einmal die Wasserqualität Rio de Janeiros die Gemüter. Anlass ist eine Veröffentlichung der US – Nachrichtenagentur Associated Press, nach welcher der Lagoa Rodrigo de Freitas, die Bucht Guanabara und die der Copacabana extrem stark mit Viren und Kolibakterien belastet sind.
Dass es um die Wasserqualität an Rio de Janeiros Stränden, Buchten und Seen nicht zum Besten steht, ist bekannt. Die nun vorgelegten Zahlen sind allerdings erschreckend. Nach den von der AP in Auftrag gegebenen Analysen einer Universität des brasilianischen Bundesstaates Rio Grande do Sul sollen in 75 Prozent der Proben die Grenzwerte für Kolibakterien überschritten worden sein.
Hinzu kommen beinahe astronomische Werte verschiedener Viren, die unter anderem Durchfall und andere Erkrankungen hervorrufen. Im See Rodrigo de Freitas soll deren Konzentration 1,7 Millionen mal höher sein, als die Werte, die im amerikanischen Californien als alarmierend gelten. Keiner der drei Austragungsorte der olympischen Wassersportwettkämpfe sei für die Athleten sicher, heißt es.
Von dem für die Überwachung der Gewässer Rio de Janeiros zuständigen Institut Inea heißt es hingegen, dass die Werte der Wasserqualität innerhalb der brasilianischen Vorgaben liegen würden. Wie in vielen Ländern wird auch von den brasilianischen Behörden jedoch lediglich die Konzentration verschiedener Bakterien kontrolliert, während die der Viren außen vor bleibt.
Am stärksten belastet ist die Baía de Guanabara. In sie fließen die ungeklärten Abwässer von Millionen Menschen, die in den an der Bucht liegenden 16 Städten leben. Mit Barrieren und speziellen Booten wird versucht, wenigstens die auf der Wasseroberfläche schwimmenden Plastikflaschen, Verpackungsmaterial und anderen Haushaltsmüll zu entfernen.
Von den für die Austragung der olympischen Sommerspiele versprochenen acht Kläranlagen ist indes lediglich eine einzige gebaut worden. Dass eine Säuberung der Bucht bis zur Olympiade 2016 nicht erreicht wird, haben Rio de Janeiros Governeur und Bürgermeister mittlerweile längst eingeräumt. Doch bestehe für die Athleten keine Gefahr, sagen sie.
Von verschiedenen internationalen Organisationen wird eine Verlegung der Wassersportwettkämpfe ins nahe gelegene Búzios gefordert. Von Seiten Brasiliens wird dahinter eine Strategie vermutet. Mit ihren schwierigen Wind- und Strömungsverhältnissen würde die Guanabara-Bucht den brasilianischen Athleten einen Vorteil bieten, da sie, anders als ihre Mitstreiter aus anderen Ländern, die Verhältnisse gewohnt seien.
Vom Olympischen Komitee Rio 2016 wird eine Verlegung der Wettkämpfe kategorisch abgelehnt. Berichte gibt es allerdings auch darüber, dass einige bereits in Rio de Janeiro trainierende Sportler schon an Durchfallerkrankungen leiden würden.
Ungeachtet aller Diskussionen wird am Sonntag (2.) der Thriatlon an der Copacabana ausgetragen. Am 5. August stehen Ruderwettkämpfe auf dem Lagoa Rodrigo de Freitas auf dem Programm und vom 15. bis 22. August Segelwettkämpfe in der Baía de Guanabara.