Die Olympiade Rio 2016 hat neue Stars bekommen. Die bewegen sich auf vier Beinen und sind die größten Nagetiere der Welt. Ihre Heimat ist der Golfplatz. Nein, die Capivaras feuern die Golfspieler nicht an. Sie grasen gemächlich. Manchmal halten sie auch ein Nickerchen oder sehen zu den seltsamen Gestalten auf zwei Beinen hinüber, die versuchen, einen kleinen weißen Ball in einem Loch zu versenken.
Hydrocherus hydrochaeris heißt der sympatische Nager mit wissenschaftlichem Namen. Der lebt bevorzugt dort, wo es Wasser oder einen Sumpf gibt. Genau dort eben, wo der olympische Golfplatz angelegt worden ist. Groß beeindrucken lassen sich die bis zu 1,30 Meter groß werdenden Capivaras von ihren menschlichen Besuchern nicht. Umgekehrt haben die bis zu 80 Kilogramm schweren, putzigen Tiere indes das Aufsehen auf sich gezogen.
Von amerikanischen Journalisten sind sie schon als “gigantische Hamster“ bezeichnet worden. Sie waren nicht die Einzigen, die nichts von den in Südamerika beheimateten Capivaras gewusst haben. Viele der internationalen Gäste waren erstaunt von den friedlichen Nagern und dem unerwarteten Naturerlebnis. Etliche in den sozialen Netzwerken kursierende Fotos zeugen davon. Selbst so mancher Golfspieler hat schon zum Handy gegriffen, um sie zu fotografieren.
Die Capivaras sind nicht die einzigen Zaungäste bei den Golfpartien, die inmitten des Landschaftsschutzgebietes (APA) Marapendi stattfinden. Bewohnt wird dieses ebenso von Kaimanen, verschiedenen Schlangen, Eulen und sogar Faultiere soll es dort geben. “Capivaras, Kaimane und andere Wildtiere leben hier und sind per Gesetz geschützt. Helfen sie bitte, sie zu schützen“, steht auf Schildern rund um den Golfplatz zu lesen.
Für die Tiere bestehe keine Gefahr beruhigen die Verantwortlichen. Und auch für die Menschen gibt es kein großes Risiko, heißt es, wird die Anlage doch gehegt und gepflegt. Die Kaimane sind zudem nachtaktiv und viele der Giftschlangen ebenso.
Dass der Golfplatz mitten in einem Schutzgebiet angelegt worden ist, hat im Vorfeld für heftige Debatten gesorgt. Die Organisatoren haben aber damit argumentiert, dass der Großteil der Fläche degradiert war. Nach ihren Angaben waren 80 Prozent des Mangrovensumpfes und der Küstenvegetation Restinga durch illegale Aktivitäten wie dem Abbau von Sand und dem Bau von Betonblöcken beeinträchtigt.
Durchgeführt wurde ein Konzept mit Ausgleichsmaßnahmen, bei denen die Wiederherstellung Beachtung gefunden hat. Das hat der Anlage bereits den Titel als „Öko-Golfplatz eingebracht.
Die Nutzung ist allerdings wegen der intensiven Maßnahmen, wie beispielsweise für die Pflege des Rasens, dennoch umstritten. Die Capivaras scheinen sich indes mit den für sie ungewöhnlichen Besuchern ihres Lebensraumes arrangiert zu haben. Dass sie sich nicht aus der Ruhe bringen lassen zeigen auch Beispiele aus anderen brasilianischen Städten.
In den Parkanlagen Curitibas etwa tummeln sie sich zur Freude der Besucher völlig ungestört an den Ufern der Seen.
Manchmal kann es allerdings auch Probleme geben, dann wenn sie sich zu stark vermehren oder die Scheu vor den Menschen restlos verlieren, weil Parkbesucher meinen, die Wildtiere füttern zu müssen. Dann werden sie in der Regel eingefangen und andernorts wieder ausgesetzt.
Am olympischen Golfplatz herrscht hingegen derzeit ein beidseitiges Einvernehmen. Nur die Golfspieler, die haben ein wenig von ihrer Anziehung eingebüßt. Denn die eigentlichen Stars sind die Capivaras.