Rekord: Brasilien gewinnt zum dritten Mal Confed-Cup

Die brasilianische Fussball-Nationalmannschaft hat den Konföderationen-Pokal 2009 in Südafrika gewonnen und damit ihren Titel verteidigt. Die Seleção schlug am Sonntag in einem dramatischen Finale in Johannesburg die USA verdient mit 3:2 (0:2). Torschütze für die Seleção war zunächst Luis Fabiano in der 46. und 74. Minute, den Siegtreffer erzielte Mannschaftskapitän Lúcio in der 84. Minute. In der ersten Hälfte waren die USA durch Dempsey in der 10. und Landon Donovan in der 27. Minute mit 2:0 in Führung gegangen. Es ist der dritte Erfolg für Brasilien bei einer Mini-WM nach 1997 und 2005.

confed-cup-2009

“Wir wollten einfach nur gewinnen“ erklärte Trainer Carlos Dunga nach dem Finale sein Erfolgsrezept. 29 Tage sei sein Team nun unterwegs gewesen und daher fest entschlossen, auch im letzten Spiel als Sieger vom Platz zu gehen. Und der Sieg dürfte Balsam für Spieler und Trainer sein. Oft wurde die Seleção gescholten, zu mühselig sei das Spiel, zu bürokratisch im Mittelfeld. Mit dem dritten Titelgewinn beim Confed-Cup hat Brasilien nun zudem Geschichte geschrieben und alle Kritiker Lügen gestraft.

Betrachtet man sich die Bilanz der vergangenen 12 Monate, scheint der Erfolg in Südafrika nur logisch. Seit dem 15. Juni 2008 hat Brasilien kein Spiel mehr verloren. 16 Stück sind es mittlerweile, darunter die fünf Spiele beim Confed-Cup, zwei Freundschaftsspiele und neun Begegnungen im Rahmen der WM-Qualifikation in der Südamerikagruppe. Und der Erfolg gegen die USA war der achte Sieg in Folge. In diesem Jahr konnte die Seleção lediglich nach einem 1:1 am 29. März gegen Ecuador nicht als Gewinner vom Platz gehen.

Doch das wohl schwierigste Spiel in diesem Jahr fand am Sonntagabend im Ellis Park Stadion in Johannesburg statt. “Die USA haben seit 1994 immer ein schlagfertiges Team. Es war ein enges Spiel. Sie haben eine taktische Mannschaft, sind diszipliniert und auch körperlich stark, so dass es schwierig war sie zu schlagen. Wenn wir gegen ein Team spielen, dann wollen wir auch immer gewinnen. Wir wussten, dass wir siegen würden, aber wir mussten leiden“ erläuterte der Weltmeister von 1994 auf der anschliessenden Pressekonferenz.

Dabei liest sich das in der Statistik schon wieder ganz anders. Zwölfmal trafen die beiden Nationen – das Finale vom Sonntag mit eingerechnet – bislang aufeinander. 11 Spiele gewann der fünffache Weltmeister aus Südamerika, ein Unentschieden gab es nie. Nur einmal konnte sich die USA durchsetzen, am 10.02.1998 mit 1:0 beim damals noch ausgetragenen Copa Ouro Concacaf. Und in der Torbilanz steht es mittlerweile 23:9 zugunsten Brasiliens.

Ideale Voraussetzungen für ein berechenbares Finale, hatte Brasilien bereits in der Vorrunde die US-Boys mit 3:0 vom Platz gefegt. Doch so einfach sollte es sich dann doch nicht gestalten. Früh und vor allem überraschend ging der Nordamerikameister in der 10. Minute in Führung. Dempsey hatte sich im Strafraum freigelaufen und fälschte eine Flanke von Spector ins lange linke Eck ab. Brasiliens Keeper Julio César sah den Ball zu spät – die erste grosse Chance für die USA und gleich ein Tor.

Die Seleção hatte die ganze Zeit zwar mehr Spielanteile, biss sich an der gut gestaffelten Abwehr jedoch die Zähne aus. Auch rettete US-Keeper Howard sein Team mehrfach vor dem Anschlusstreffer. Die Amerikaner lauerten auf ihre Chance und die sollten sie bekommen. Nach einem fatalen Fehler von Maicon, der den Ball am gegnerischen Strafraum einfach durchrollen liess, startete in der 27. Minute die US-Konter-Attacke. Donovan spielte zu Davies, der steil durchstartete und den Ball kurz vor dem brasilianischen Strafraum wieder zum Ex-Bayern München Profi gab. Dieser schlug einen Haken, liess Ramires stehen und zog unhaltbar für Julio César ins untere rechte Eck ab. Es war die zweite Grosschance für die „Stars and Stripes“ und zugleich das zweite Tor.

Nun kam Brasilien immer besser in Fahrt und hatte in der 35. Minute durch André Santos erneut die Chance zum Anschlusstreffer. Doch abermals parierte Howard den Schuss aus spitzem Winkel. In der 45. Minute konnte man dann das Tor förmlich riechen, als Luis Fabiano mit seinem Fuss einen Querpass frei vorm Tor nur um Zentimeter verfehlte. In der Statistik lag Brasilien mit 59% beim Ballbesitz zwar gut in Führung, bei den Toren sah es jedoch zum Ende der ersten Halbzeit äusserst düster aus.

Der Pausenstand versprach somit eine kleine Sensation. Sollte sich hier der „American Dream“ sprichwörtlich erfüllen? Die USA waren mit zwei Niederlagen so schlecht ins Turnier gestartet, so dass vor dem letzten Gruppenspiel niemand mehr mit einem Weiterkommen rechnete. Doch die Nordamerikameister bezwangen die favorisierten Ägypter mit 3:0 und schalteten im Halbfinale überraschend Spanien mit 2:0 aus. Und nun lagen sie selbst im Finale gegen Brasilien mit 2 Toren in Führung.

Doch so schnell gaben die Spieler in den kanariengelben Trikots auch nicht auf. Die 52.000 Zuschauer im Ellis Park – Stadion sahen einen fulminanten Start der Seleção und mussten gerade einmal 45 Sekunden warten, bis sie den bislang ernst dreinblickenden Carlos Dunga jubeln sahen. Maicon hatte zuvor einen schnellen Pass auf den am Strafraum wartenden Luis Fabiano gespielt. “O Fabuloso“ nahm den Ball geschickt an und feuerte aus der Drehung unhaltbar für Howard ins rechte untere Eck. Der 1:2 Anschlusstreffer zeigte ganz klar, dass der amtierende Südamerikameister das Spiel durchaus noch gewinnen wollte. In der Folgezeit häuften sich dann auch die Chancen für die Seleção, die USA versteifte sich immer mehr in der Defensive.

In der 60. Minute schien sich der Fussballgott jedoch gegen die Brasilianer verschworen zu haben, nachdem ein Kopfballtor von Kaká nicht gegeben wurde. US-Keeper Howard konnte das Leder erst hinter der Linie abwehren und an die Latte lenken, von wo aus der Ball wieder vor das Tor sprang. Die Zeitlupenaufnahme sprach für die TV-Zuschauer eine deutliche Sprache, doch das schwedische Schiedsrichtergespann gab den regulären Treffer nicht.

So sollte eine weitere Viertelstunde vergehen, bis endlich der hoch verdiente Ausgleich fiel. Keine gute Figur machte dabei jedoch Robinho, der einen genialen Pass von Kaká aus vier Metern frei vorm Tor an die Latte schoss. Den Abpraller erwischte glücklicherweise Luis Fabiano, der das Leder mit dem Kopf und seinem unersättlichen Torhunger zum zweiten Mal an diesem Abend im Netz versenkte. Damit katapultierte sich der Stürmer vom FC Sevilla auch direkt an die Spitze der Torschützenliste und folgte einer weiteren Tradition. Bereits vor vier Jahren stand mit Adriano und derselben Trefferanzahl ebenfalls ein Brasilianer ganz oben auf der Liste.

Nachdem Brasilien mit der gleichen Mannschaft wie gegen Südafrika gestartet war, hatte Dunga in der Mitte der zweiten Hälfte Daniel Alves für André Santos und Elano für Ramires ins Spiel gebracht. Und auch diesmal sollte sich die Einwechselung auszahlen. Nun war wieder alles offen und in Anbetracht der brasilianischen Überlegenheit der letzten halben Stunde schien ein Sieg in greifbarer Nähe.

Besonders Elano, der in den vergangenen Spielen seinen Stammplatz an Ramires verloren hatte, versuchte erneut seine Stärke zu beweisen. In der 84. Minute kam dann auch sein grosser Moment. Gewohnt sicher lancierte er einen von ihm selbst herausgespielten Eckball genau auf den Kopf von Kapitän Lúcio, der sich hoch in die Luft erhob und mit einem gewaltigen Stoss aus rund sechs Metern die Kugel zum befreienden 3:2 Führungstreffer in den Kasten knallte. Die Freude aller Beteiligten kannte nun keine Grenzen mehr, besonders den beiden Protagonisten war die Freude anzusehen.

Die USA, sichtlich geschockt, waren endgültig gebrochen. In den letzten acht Minuten liess Brasilien daher den Ball so lange wie möglich in den eigenen Reihen laufen, die Amerikaner taten wenig um doch noch den rettenden Ausgleich zu schaffen und damit vielleicht in die Verlängerung zu gehen. Brasilien war auch nicht unbedingt scharf, nochmals in einen US-Konter zu laufen und vermied wenn möglich jeden Feindkontakt. Der Schlusspfiff erlöste dann beide Mannschaften von ihren Leiden.

Brasilien nahm erneut kurz darauf die Trophäe in Empfang und jubelte euphorisch den verdienten Erfolg in die Welt hinaus. Die USA können allerdings mit dem Ergebnis ebenfalls zufrieden sein, die Mannschaft hat sich im Turnierverlauf wahrhaftig gesteigert. Den „goldenen Ball“ als bester Spieler des Turniers bekam Kaká überreicht. Die Fifa vergibt den Preis nach einer Umfrage bei den für das Turnier akkreditierten Journalisten. 2005 durfte mit Adriano ebenfalls ein Brasilianer die Auszeichnung in Empfang nehmen.

Eine starke brasilianische Mannschaft ohne die Altstars wie Ronaldinho, Adriano oder Ronaldo hat zudem gezeigt, wie man kämpfen und gewinnen kann. So hoch motiviert hat man die Truppe um Carlos Dunga trotz der Erfolge in den vergangenen Monaten selten gesehen. Doch wenn ein Team gemeinsam für den Sieg kämpft, fallen nicht nur Tore, es kommt auch zwangsläufig wieder das “jogo bonito“, das schöne Spiel zum Vorschein. Es mag zwar kein Samba-Fussball wie zu Zeiten eines Pelé sein, aber die Mannschaft wird dem gerecht, was in ein jedes kanariengelbe Trikot eingestickt wurde: “Geboren, um Fussball zu spielen!“

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Stadion: Ellis Park, Johannesburg
Zuschauer: 52.291

Tore: Dempsey 8‘/1°; Donovan, 26‘/1°; Luís Fabiano, 1’/2° & 28‘/2°; Lúcio, 38’/2°

MANNSCHAFTSAUFSTELLUNGEN
USA
Howard; Spector, Onyewu, DeMerit, Bocanegra; Clark (Casey), Feilhaber (Kljestan), Dempsey, Donovan; Davies, Altidore (Bornstein)
Trainer: Bob Bradley

Brasilien
Júlio César; Maicon, Lúcio, Luisão, André Santos (Daniel Alves); Gilberto Silva, Felipe Melo, Ramires (Elano), Kaká; Robinho, Luís Fabiano
Trainer: Carlos Dunga

Gelbe Karten: Bocanegra (USA); Felipe Melo, André Santos, Lúcio (BRA)

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AutorIn: Dietmar Lang · Bildquelle: CBF

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