Deutschland erlebte in den vergangenen Wochen ein neues Sommermärchen. Im Land des Rekordweltmeisters Brasilien hat Deutschland zum vierten Mal die Weltmeisterschaft gewonnen, Miroslav Klose wurde zum Rekordtorschützen in der Geschichte des Fussballs und Manuel Neuer zum besten Torhüter der WM gekürt. Doch nicht nur für die deutsche National-Elf war die WM in Brasilien ein Erfolg.
WM-Touristen sorgen für zusätzliche Einnahmen und mehr Jobs
Nach Angaben der brasilianischen Regierung reisten vom 23. Mai bis zum 12. Juli 1 Million (1.035.000) Touristen aus 203 Ländern zur WM nach Brasilien. Vom 10. Juni bis zum 13. Juli 2014 reisten 16,7 Millionen Fluggäste über 21 Flughäfen in die 12 WM-Austragungsorte, was einen Anstieg des Passagieraufkommens um 11,3 Prozent im Vergleich zu demselben Vorjahreszeitraum darstellt. Die höchste Anzahl an Fluggästen wurde mit 548.000 Passagieren am 3. Juli registriert. Somit liegt diese Rekordzahl höher als die während des diesjährigen Karnevals. Hier wurde am 28. Februar mit 467.000 Fluggästen das höchste Passagieraufkommen verzeichnet.
Laut einer Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts FIPE (Fundação Instituto de Pesquisas Econômicas) im Auftrag der brasilianischen Regierung verbrachten die Touristen aus dem Ausland im Durchschnitt ca. 13 Tage in Brasilien. Von den 6.627 befragten ausländischen Touristen kamen 61 Prozent zum ersten Mal nach Brasilien. Für 92 Prozent war die WM das Hauptmotiv ihrer Reise. 95 Prozent gaben an, dass sie beabsichtigen, erneut nach Brasilien zu reisen, vor allem aufgrund der grossen Gastfreundlichkeit der Brasilianer.
Auch die Brasilianer selbst wollten sich die WM im eigenen Land natürlich nicht entgehen lassen und so reisten 3 Millionen Brasilianer zu den verschiedenen Spielstätten im eigenen Land. Auch die Stadien und Fanmeilen in Brasilien waren mehr als gut besucht. Insgesamt verfolgten rund 3,4 Millionen Menschen die Spiele in den Stadien und rund 5 Millionen besuchten die Fanfeste vor Ort.
Alle WM-Spielorte erlebten einen erheblichen Zustrom von Touristen aus Brasilien und der ganzen Welt. Beispielsweise reisten rund 540.000 Touristen nach São Paulo, von denen rund 220.000 aus dem Ausland kamen. Die Einnahmen aufgrund der WM beliefen sich allein in São Paulo auf rund 332 Millionen Euro (BRL 1 Milliarde). Porto Alegre begrüsste ca. 350.000 Touristen, davon 160.000 aus dem Ausland. Die Nachfrage im Dienstleistungssektor stieg um 50 Prozent, die im Tourismus um 40 Prozent. Im Schnitt waren die Hotels in Porto Alegre zu 80 Prozent belegt. Getoppt wurde dies von Salvador da Bahia, wo rund 90 Prozent der Hotels ausgelastet waren.
Laut dem Forum der brasilianischen Hotelbetreiber FOHB (Fórum de Operadores Hoteleiros do Brasil) lag während der ersten Phase der WM die Hotelauslastung in den 12 Austragungsorten bei 80 Prozent. Bis zum 30. Juni wurden mehr als 450.000 Übernachtungen in allen Austragungsorten registriert, die über das vorhandene Hotellerienetz abgedeckt wurden. Nichtsdestotrotz soll mithilfe von 422 neuen Bauprojekten bis 2016 die Hotelkapazität um weitere 70.000 Zimmer erhöht werden.
Nach vorläufigen Zahlen der brasilianischen Zentralbank (Banco Central do Brasil) betrugen die Einnahmen durch Touristen aus dem Ausland bis zum 18. Juni bereits 269 Millionen Euro (USD 365 Millionen). Laut einer Studie, die FIPE im Auftrag des brasilianischen Tourismusministeriums durchgeführt hat, hat die Fussball-WM etwa 1 Million Arbeitsplätze in Brasilien geschaffen. Dies entspricht etwas mehr als 15 Prozent der 4,8 Millionen neuen Beschäftigungsverhältnisse, die im Verlauf der Regierung unter Präsidentin Dilma Rousseff geschaffen wurden.
Platz 2 unter den WM-Ausrichtern
Auch wenn das brasilianische Nationalteam den Einzug in das Finale nicht geschafft hat, so hat doch die FIFA Fussball WM 2014 Brasilien zur Nummer 2 in Bezug auf den Zuschauerschnitt unter den bisherigen Ausrichtern der Weltmeisterschaft gemacht. 3,4 Millionen Fans haben ihre Teams in den Stadien angefeuert, was einen Schnitt von ca. 53.000 Zuschauern pro Partie ergibt. Nur die WM 1994 in den USA hat mit rund 69.000 Zuschauern einen höheren Durchschnitt je Spiel erzielen können. Das Stadion mit den höchsten Zuschauerzahlen war das Maracanã in Rio de Janeiro. Bis zum 6. Juli schauten sich allein hier mehr als 444.415 Fans sechs Partien der WM an.
Auch medial war die WM ein Überflieger. Etwa 3,6 Milliarden Menschen aus aller Welt verfolgten die Spiele ihrer Mannschaften. Dass die WM ein weltweit vielbeachtetes Ereignis war, dazu trugen auch ca. 20.000 akkreditiere Journalisten von über 500 verschiedenen Medien und 73.000 Sendestunden bei. Allein in Deutschland sorgten sowohl das Halbfinale mit 32,57 Millionen Zuschauern als auch das Finale der WM mit 34,65 Millionen Zuschauern für Rekordeinschaltquoten. Als erste Social Media-WM sind die Zahlen diverser sozialer Netzwerke nicht minder beeindruckend. So kam es allein auf Facebook während der gesamten Fussballweltmeisterschaft zu über 3 Milliarden Interaktionen zwischen 350 Millionen Nutzern. Dabei war das Finale Deutschland gegen Argentinien das meist kommentierte Event in der Geschichte des sozialen Netzwerks.
Erfolgreiche WM 2014 in Brasilien
Grosse Sportevents wie die WM haben eine nicht zu unterschätzende Hebelwirkung zur Förderung des Tourismus in Brasilien. So geht das Tourismusministerium davon aus, dass die Touristenzahlen in den 12 Austragungsorten der WM langfristig um 20 Prozent zunehmen werden.. Und das nächste grosse Sportereignis steht schon bald an. Für die Olympischen Sommerspiele Rio 2016 erwartet das brasilianische Tourismusministerium rund 380.000 Touristen aus dem Ausland. Mit der FIFA Fussballweltmeisterschaft 2014 hat Brasilien gezeigt, dass es zur Ausrichtung von Grossereignissen imstande ist. Diese WM wird insbesondere in Deutschland immer in positiver Erinnerung bleiben: als deutsches Sambamärchen.