Die Mata Atlântica als Arbeitsplatz

Zuletzt bearbeitet: 8. Dezember 2020

Eine andere Form der Bewirtschaftung soll mit dem Programm Mercado Mata Atlântica gefördert werden. Es wurde auf Ebene der Reserva da Biosfera da Mata Atlântica geschaffen und hat ebenso als Leitfaden den „sozialen Umweltschutz“. Dabei geht es sowohl um die sozialen Aspekte, wie die Verbesserung der Lebensbedingungen und faire Preise, als auch um den Erhalt der Biodiversität. Geschehen soll dies durch eine nachhaltige Nutzung des Regenwaldes. Ein Beispiel dazu ist die Gewinnung eines Saftkonzentrates aus den nährstoffreichen Früchten der Palme Juçara, die in der Mata Atlântica heimisch ist. Sie wurde einst abgeholzt, um aus ihr die beliebten Palmherzens herzustellen. Allerdings sind die Früchte der Juçara für viele Tiere des Regenwaldes eine wichtige Nahrungsquelle. Mit dem Programm wird der Wiederanbau der Palme gefördert und gleichzeitig den Menschen über den Verkauf der Polpa, dem Saftkonzentrat, ein zusätzliches Einkommen ermöglicht, ohne dass die Palme umgeschlagen werden muss.

imagem_home_mercado_Auch die Gewinnung von Honig aus der Mata Atlântica wird mit dem Programm gefördert. Er stammt von den einheimischen Bienen, die anders als europäische und afrikanische Bienen, keinen Stachel haben und für einen hellen, flüssigen Honig sorgen. Während die Imker die Bienenschwärme vermehren und ihre Honigproduktion nutzen, tragen die Insekten wiederum durch ihre Bestäubungsaktivität zur Artenvielfalt des Regenwaldes bei. Es ist ein Kreislauf, von dem Mensch und Natur gleichzeitig profitieren.

Um die Verbreitung der nachhaltigen Produkte aus der Mata Atlântica zu fördern, werden über das Programm Kataloge herausgegeben. Darüber hinaus gibt es auf der Internetseite der Reserva da Biosfera da Mata Atlântica (RBMA) eine Datenbank. In Katalog und Datenbank wird ebenso Werbung für Tees, tropische Zierpflanzen sowie Handwerksprodukte aus Ton, Cipó, Schilffasern und anderen Materialien gemacht, die von Frauen und Männern gefertigt werden, die im Regenwald leben. Sogar ein eigenes Siegel wurde zum Mercado Mata Atlântica entwickelt, mit dem bereits 20 Produkte ausgezeichnet wurden. Allein im nördlichen Bundesstaat Alagoas profitieren von dem Programm über 5.500 Familien, die in Kooperativen und Verbänden zusammen geschlossen sind und mit Hilfe des Projektes ihr häufig geringes Einkommen verbessern.

Studien darüber wieviele Menschen vom Regenwald leben gibt es nicht. Es gibt aber Untersuchungen, die zeigen, wie wirkungsvoll Zahlungen für sogenannte Umweltdienste sind. Wer ein Entgelt dafür erhält, dass sein Grundstück mit Bäumen bestanden ist, wird diese nicht abholzen, wie Antonio Caetano de Paula Junior erklärt. Er ist Direktor des Sekretariates für Umweltschutz von Paraná (SEMA) und federführend für das Programm Bioclima, das unter anderem die Bezahlung von sogenannten Umweltdiensten vorsieht. Diese sind aufgeteilt in drei Bereiche: den Trinkwasserschutz, die Bindung von CO² und den Artenschutz. Je nach Lage, Größe, Artenreichtum und Zustand des Waldstückes erhalten die Besitzer ein bestimmtes Entgelt dafür, dass sie den Regenwald schützen. Etwa 79 solcher PSA-Projekte (Pagamentos por Serviços Ambientais) gibt es bereits in der Mata Atlântica. Allerdings sind sie nicht flächendeckend vorhanden. Vielmehr werden sie bisher von einzelnen Staaten, Gemeinden und Nichtregierungs-Organisationen betrieben. Nach dem Willen von Politikern, Umweltverbänden und Nichtregierungs-Organisationen soll sich das ändern. Ein entsprechender Gesetzesentwurf, der auf nationaler Ebene greift, ist bereits in Diskussion.

Es gibt einige Programme und Projekte, die sich damit befassen, den Menschen, die im und vom Regenwald leben, ein besseres Auskommen zu ermöglichen. Auch die Bezahlung der sogenannten Umweltdienste sind lobenswert. Allerdings leisten Kleinlandwirte, Indios, Kunsthandwerker und viele andere Bewohner der Mata Atlântica auch einen immensen Dienst für die Gesellschaft. Indem sie den Regenwald mit seiner enormen Artenvielfalt erhalten tragen sie ebenso zum Klimaschutz bei, eine Leistung, die angesichts der zunehmenden Katastrophen nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.

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AutorIn: Gabriela Bergmaier Lopes

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