Eidechsen Brasiliens

Zuletzt bearbeitet: 5. Mai 2021

Eidechsen in Lebensgefahr

Eidechsen haben viele Fressfeinde, besonders wenn sie klein sind. Spinnen sind wahrscheinlich die bedeutendsten Feinde der winzigen Eidechsen in der Blätterdecke des Bodens und für verschiedene Gymnophthalmidae (Zwerg- oder Brillentejus). Schlangen und Raubvögel fressen viele Eidechsen mittlerer Grösse, sowie die Jungen und Eier der grösseren Arten. Katzen und andere kleinere Säugetiere, wie die Nasenbären, können auch grössere Eidechsen töten, besonders wenn es ihnen gelingt, sie in ihren Verstecken während der Nacht oder an bewölkten Tagen aufzustöbern. Auch die Menschen ernähren sich von den grösseren Eidechsen, besonders vom Grünen Leguan. Jedoch haben die Eidechsen diese Bedrohungen während Jahrtausenden ertragen und trotzdem überlebt. Die grösste Bedrohung für alle Arten des Amazonas-Regenwaldes ist heute die Zerstörung des Lebensraums.

Gecko – Foto: sabiá brasilinfo

Weil jede Eidechsenart nur einer begrenzten Variante ihres Lebensraumes angepasst ist, von denen sie für ihre Ernährung abhängt, wird eine Veränderung ihres Lebensraumes ihre Art vertreiben – oder zum Aussterben verurteilen, während andere Eidechsenarten, sich dem neuen Lebensraum anpassen. Historisch gesehen, war der grösste Teil Amazoniens von tropischem Regenwald bedeckt – offene Savannen und andere warme, sonnige Flächen waren selten. Die Abholzungen entfernen die Walddecke grosser Flächen und damit auch den Schatten, den bestimmte terrestrische und baumbewohnende Eidechsenarten zum Überleben benötigen. Die komplexen Eidechsen-Kommunen des tropischen Regenwaldes werden ersetzt durch die wenigen Spezies der offenen Flächen, wie die Ameiva ameiva. Ein Hektar entwaldeter Fläche kann zwar eine ähnliche Anzahl an Eidechsen beherbergen wie der primäre Regenwald, aber niemals in so vielen Arten – die Artenvielfalt geht mit der Waldzerstörung verloren!

Die Zahl der Eidechsen-Arten im RFAD wird in Zukunft wachsen durch die Invasion der das Reservat umschliessenden Gebiete durch heliothermische Spezies. Das ist zwar nicht unbedingt vom Übel, aber es wird notwendig sein, das Interior des Reservats mit Vorsicht und Umsicht zu kontrollieren, um zu verhindern, dass die Originalfauna durch eine einfachere und weniger interessante ersetzt wird.

Wie die Eidechsen ihren Feinden entkommen

Viele Eidechsenarten haben eine ihrem Umfeld angepasste Färbung und sind schwer zu entdecken, wenn sie sich nicht bewegen. Ein perfektes Beispiel dafür ist die terrestrische Eidechse Stenocercus fimbriatus die auf dem Hintergrund verdorrter Blätter fast unsichtbar wird. Andere Arten benutzen eine Vielzahl von Fluchtvarianten. Zum Beispiel die Ameive, sie bewegt sich fast die ganze Zeit, dadurch ist sie leicht zu entdecken – trotzdem ist sie dermassen flink, dass sie vielen Beutejägern durch ihre Geschwindigkeit beim Rennen entkommt. Andere, wie der Mopskopf-Leguan, werden unsichtbar, wenn sie auf dem Ast über einem Wasserlauf verharren, und sie springen ins Wasser, wenn der Feind zu nahe herankommt.

Viele der kleinsten Eidechsen in der Blätterdecke des Bodens verschwinden einfach zwischen den Blättern bei Gefahr. Wenn eine Eidechse es nicht schafft, unbemerkt zu bleiben oder schneller zu rennen als der Feind, kann sie beissen oder ihre Krallen gebrauchen. Jedoch die beste Verteidigung der meisten Eidechsenarten in einer solchen Situation ist der Abwurf ihres Schwanzes – sie lässt ihn im Maul des verdutzten Jägers zurück und flieht. Der Schwanz bewegt sich noch lange nachdem er abgebrochen ist, verwirrt den Beutejäger und lässt der Eidechse Zeit zur Flucht. Der Verlust des Schwanzes geschieht nicht ohne Opfer. Sein Nachwachsen dauert und er entspricht nicht dem Original. Die zur Regenerierung verbrauchte Energie steht nicht für andere metabolische Aktivitäten zur Verfügung, wie Wachstum oder Reproduktion, aber diese Opfer sind zweifellos geringer als sich in eine Mahlzeit des Beutejägers zu verwandeln.

Die Fortpflanzung der Eidechsen

Die Eidechsen verfügen über eine interne Befruchtung, die durch die Kopula ausgelöst wird. Die Mehrheit der tropischen Eidechsen legt Eier. Die Viviparität (also ein Lebendgebären) findet sich häufiger bei Eidechsen kälterer Regionen, wo die Temperaturen nicht ausreichen, um Eier im Boden auszubrüten. Aber es gibt auch in Amazonien eine einzige Art der Gattung Scincidae (Skinke oder Glattechsen), der Skink Mabuya nigropunctata, der lebende Junge zur Welt bringt. Diese Spezies besitzt das komplexeste Ernährungssystem durch die Placenta, das je bei einer Reptilienart entdeckt wurde. Einige Eidechsenarten legen stets eine unveränderte Anzahl von Eiern, aber bei der Mehrheit erhöht sich ihre Anzahl mit der Körpergrösse des Weibchens – und grössere Arten tendieren auch zu einer grösseren Menge an Eiern. Ausserdem hängt die Anzahl der pro Jahr produzierten Gelege von der jeweiligen Spezies ab. Einige der kleineren Arten, wie die der Gattung Anolis (Leguanartige), können im Verlauf eines Jahres mehr Eier produzieren als einige andere Arten mit einer grösseren Anzahl Eier pro Gelege, weil sie viele Male pro Jahr Eier legen. Einige Eidechsen legen ihre Eier in gemeinsame Nester, sodass man sie nicht immer auseinanderhalten kann. Einige der grössten gemeinsamen Gelege werden von Spezies produziert, die jeweils nur ein oder zwei Eier legen.

Die Eier werden an Stellen abgelegt, die nicht vom Hochwasser überschwemmt werden können, mit entsprechenden Temperaturen für die Entwicklung der Embryonen, und die ein gutes Versteck vor eventuellen Beutejägern bieten. Jede Eidechsenart hat eine unterschiedliche Lösung für diese Herausforderung gefunden. Einige suchen nach Böden mit entsprechend guten Eigenschaften, andere verstecken ihre Eier in hohlen Stämmen, unter der Rinde von Bäumen, im Blattwerk, in der Umhüllung von Palmwedeln oder in anderen spezifischen Verstecken. Die Eier der meisten Arten im RFAD können sich in den zur Verfügung stehenden Temperaturen im Schatten des Regenwaldes entwickeln. Allerdings brauchen einige Eidechsenarten, wie der Iguana iguana, höhere Temperaturen zur Ausbrütung seiner Eier, und diese Arten suchen Gebiete ohne Pflanzendecke auf, um dort ihr Gelege zu vergraben. Die direkte Sonnenbestrahlung der Erdoberfläche garantiert die notwendige Temperatur für die Eier, die einige Dutzend Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen.

Das Geschlecht bei den meisten Eidechsenarten wird von den genetischen Differenzen im Moment der Befruchtung bestimmt. Allerdings gibt es da Ausnahmen, bei einigen Arten wird das Geschlecht auch durch die Temperatur bei der Bebrütung bestimmt – männliche Exemplare entwickeln sich bei bestimmten Temperaturen und weibliche bei anderen – der Mechanismus zur Geschlechtsbestimmung bei Arten im RFAD wurde bisher noch nicht studiert. Die Mehrheit der Eidechsen ist bi-geschlechtig, und die Männchen wetteifern um die Gelegenheit, mit dem Weibchen zu kopulieren und Vater ihrer Jungen zu werden. Arten, bei denen die Männchen physisch um die Gunst des Weibchens kämpfen, sind die Männchen in der Regel grösser als die weiblichen Exemplare. Letztere bevorzugen grössere Männchen, und diese versuchen den Weibchen zu imponieren, indem sie Positionen einnehmen, die sie grösser erscheinen lassen, indem sie sich seitlich aufstellen und ihren Körper aufblähen.

Arten, bei denen die Männchen nicht um die Weibchen kämpfen, präsentieren beide Geschlechter in derselben Grösse, oder die Weibchen sind sogar grösser als die Männchen, denn grössere Weibchen legen auch mehr Eier pro Gelege. In der Regel sind männliche Eidechsen im reproduktiven Stadium anders gefärbt als die Weibchen, besonders bei den Arten, deren Männchen kleiner sind als die Weibchen. Das Problem dieser Strategie ist, dass das Männchen in dieser grellen Färbung nicht nur für das umworbene Weibchen besser sichtbar ist, sondern auch für seine Feinde. Für solche Arten, die sowieso aktiv jagen, und deren Verteidigung darin besteht, schneller als die Beutejäger rennen zu können, macht eine grellere Färbung keinen Unterschied, weil ihre ständige Bewegung sowieso die Aufmerksamkeit von Beobachtern auf sich zieht.

Aber bei so genannten Kryptospezies, die Beutejäger durch ihre an den Untergrund angepasste Körperfarbe irreführen, ist es überlebenswichtig, dass sie ihre “sexuelle Färbung“ nur im Moment der weiblichen Präsenz zeigen, und das ist tatsächlich bei den meisten Kryptospezies der Fall. Wieder andere Eidechsenarten, besonders jene, die sich zu jeder Jahreszeit reproduzieren, verstecken ihre Stimmungsfärbung an Körperstellen, die normalerweise für Beutejäger nicht sichtbar sind. Bei den Anolis dient der ausfahrbare Kehlsack, unter anderem, auch dazu, das Männchen in Gegenwart eines Weibchens derselben Spezies, zu identifizieren.

Bei einigen Eidechsenarten, die man als parthenogenetisch (Jungferngeburt) bezeichnet, existieren nur weibliche Exemplare. In diesem Fall legen die Weibchen unbefruchtete Eier, die sich jedoch normal entwickeln. Bei den Eidechsen sind parthenogenetische Arten die Folge einer Kreuzung zwischen zwei (oder mehr) Arten derselben Gattung. Bei einigen dieser speziellen Spezies muss ein Weibchen noch vor der Eiablage kopulieren, aber sie benutzt ein Männchen einer anderen Spezies, dessen genetisches Material nicht zur Bildung der Embryonen beiträgt. Weil das Produktionsvolumen an Eiern bei parthenogenetischen Arten sehr viel höher liegt als bei Arten mit der Hälfte männlicher Exemplare, kann man erwarten, dass diese Arten besonders erfolgreich sind.

Aber obwohl es scheinbar einfach ist, parthenogenetische Arten hervorzubringen (wenigstens bei einigen Gruppen), besteht doch die grosse Mehrheit der Arten aus zwei Geschlechtern. Parthenogenetische Arten sind im Wesentlichen geklont – alle Individuen sind in ihrer Genetik identisch. Es ist wahrscheinlich, dass die Vorteile der Flexibilität und die Gelegenheit einer schnelleren Evolution die Unfähigkeit der Männchen zur Eierproduktion kompensieren soll. Es gibt parthenogenetische Spezies der Gattungen Cnemidophorus, Kentropyx, Gymnophthalmus und Leposoma in Amazonien, aber die einzige partenogenetische Spezies, die im Moment innerhalb des RFAD bekannt ist, ist der Müllers-Tegu, Leposoma percarinatum.

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