Geschichte Brasiliens

Zuletzt bearbeitet: 1. Februar 2015

1960
21. April Einweihung der neuen Hauptstadt Brasiliens, „Brasília“. Die Stadt wurde aus dem Nichts, innerhalb einer Bauzeit von nur 4 Jahren, buchstäblich aus dem Boden gestampft! Der Grundriss der Stadt stammt von Städteplaner Lúcio Costa, die Architektur der Gebäude vom Star-Architekten Oscar Niemeyer. Sie gehören zu den progressivsten Schöpfungen der Weltarchitektur, wie die Konstruktionen des „Nationalkongresses“, des „Itamarati-Palastes“ und anderer administrativer Gebäude beweisen.

1967 – 1969
Militärdiktatur unter der Präsidentschaft des Generals Emílio Garrastazú Médici. Gründung der Indianerschutzbehörde FUNAI.

1969
Präsident Emílio Garrastazú Medici greift mit beispielloser Härte gegen die Stadtguerilla durch. Die grossflächige Vernichtung des Regenwaldes zugunsten neuer Latifundien wird mit staatlichen Subventionen gefördert.

1968 – 1973
Das „Brasilianische Wirtschaftswunder“.

1975
Nuklearabkommen zwischen Deutschland und Brasilien. Alkohol-Programm anstelle von Benzin und teuren Erdölimporten – Ölpreis-Schock!

1977
Erste nationale Versammlung der Indianer Brasiliens.

1978
Streiks der Metallarbeiter in São Paulo, Gründung der ersten unabhängigen Gewerkschaften.

1979 – 1985
Langsame Demokratisierung unter General João Baptista Figueiredo.

1982
Unter zunehmendem internationalem Druck verabschiedet Präsident João Baptista Figueiredo ein liberales Wahlgesetz und lockert die Pressezensur.

1985
Die Militärdiktatur ist überwunden, in Brasilien herrscht Aufbruchstimmung. Doch der von einem Wahlmänner-Gremium zum Präsidenten bestimmte, und bei der Bevölkerung ausgesprochen beliebte, Tancredo Neves kann sein Amt nicht ausüben und stirbt schon drei Monate später. Vizepräsident José Sarney übernimmt die Regierungsgeschäfte, Vetternwirtschaft und Korruption in unvorstellbarem Ausmass begleiten seine Amtszeit.

1988
Der Mord am Gewerkschaftsführer Chico Mendes, im Bundesstaat Acre, macht weltweite Schlagzeilen.

1990
Mit der Direktwahl des Präsidenten Fernando Collor de Mello scheinen in Brasilien plötzlich die längst überfälligen Veränderungen möglich. Ganz Brasilien hofft – leider vergeblich – auf grundlegende Reformen sowie auf ein Ende der galoppierenden Inflation und der alltäglichen Korruption.

1992
Nur kurze Zeit nach der Umweltkonferenz in Rio de Janeiro wird Präsident Collor wegen passiver Bestechung seines Amtes enthoben.

1993
Im Amazonas-Gebiet verüben Goldgräber ein Massaker an den Yanomami-Indianern (8. August). Die Militärs wenden sich gegen eine Erweiterung der Selbstbestimmungsrechte der indianischen Urbevölkerung.

1994
Aus den Präsidentschaftswahlen geht Fernando Henrique Cardoso als Sieger hervor. Der frühere Finanzminister hat es geschafft, die neue brasilianische Währung „Real“ stabil zu halten.
Brasiliens Nationalheld, Ayrton Senna (dreimaliger Formel-1-Weltmeister), verunglückt am 01.05. tödlich.
Brasilien wird am 17.07. zum vierten Male Fussball-Weltmeister.

1997
Die Stabilität der Währung sorgt für eine langsame wirtschaftliche Gesundung Brasiliens. Der am Dollar orientierte Real fordert aber auch seinen Preis: Zahlreiche unflexible Betriebe müssen schliessen, die Arbeitslosigkeit nimmt dramatisch zu, und die Preise aller Waren des Binnenmarkts ziehen an.

1998
Am 4. Oktober wird der Präsident Fernando Henrique Cardoso in seinem Amt an der Spitze der Regierung für weitere vier Jahre bestätigt. Er ist damit der erste wiedergewählte Präsident in der brasilianischen Geschichte.

1999
Am 1. Januar übernimmt Fernando Henrique Cardoso die Amtsgeschäfte seines zweiten Mandats als Präsident Brasiliens. 11. März: Zehn Staaten der Regionen Süd, Südosten, Mittelwesten in der Regierungsdistrikt werden von einem Blackout lahmgelegt. Am 3. November tötet der Medizinstudent Mateus da Costa Meira drei Personen in einem Kino des Morumbi Shopping, in der Südzone von São Paulo.

2000
Am 18. Januar laufen aus einem Leck im Rohrleitungs-System der Petrobras mehr als 500.000 Liter Rohöl in die Guanabara-Bay, im Bundesstaat Rio de Janeiro – der erste ambientale Unfall seit 1975. 11. Juni: Der Tennis-Crack Gustavo Kuerten gewinnt das Turnier “Roland Garros“ zum zweiten Mal. Der pensionierte Richter Nicolau dos Santos Neto stellt sich der Polizei, in Rio Grande do Sul, nachdem er 227 Tage mit unterschlagenem Geld seiner Familie die grosse weite Welt gezeigt hat.

2001
Kanada stoppt den Rindfleisch-Import aus Brasilien wegen Verdacht auf “Rinderwahn“. Drei Explosionen auf der Plattform P-36 der Petrobras, töten am 15. März, in der Bucht von Campos, 11 Arbeiter. Der Tennis-Champ Gustavo Kuerten erobert zum dritten Mal “Roland Garros“, am 10. Juni. Am 30. Juli wird der Colonel Ubiratan Guimarães zu 632 Jahren Gefängnis, wegen der Ermordung von 102 Gefangenen beim Massaker von Carandiru, verurteilt.

2002
Ende des letzten Amtsjahres von Präsident Fernando Henrique Cardoso, am 27. Oktober, wird Luiz Inácio Lula da Silva, ein ehemaliger Gewerkschaftsführer der Arbeiter-Partei (PT), zum neuen Staatspräsidenten gewählt. Er verpflichtet sich zur Ausweitung von Sozialprogrammen und zur Bekämpfung der Armut im Land.

2003
Im Januar nimmt “Lula”, wie ihn das Volk liebevoll nennt, seine Amtsgeschäfte auf – sein erster Erfolg ist die Reform des Rentensystems. Er setzt sich zur Verringerung der Staatsverschuldung und zur Ankurbelung der Wirtschaft ein – und er kombiniert seine konservative Finanzpolitik mit Wohlfahrtsprogrammen wie “Fome Zero“ (Null Hunger) und der “Bolsa Família“, die 20% der Bevölkerung aus tiefster Armut befreien.

2004
Die ersten Anzeichen von Wirtschaftswachstum sind festzustellen – auch die Arbeitslosigkeit geht zurück. Lula erhöht den Mindestlohn um 20% – die Mehrheit der Brasilianer unterstützen seinen wirtschaftlichen Reformkurs. Lula strebt einen Sitz Brasiliens in der UN an und entsendet eine Friedenstruppe zur Unterstützung der von einem Erdbeben betroffenen Bevölkerung Haitis.

2005
Ein Bestechungsskandal führt zu einer Schwächung von Lulas Regierung – hohe Regierungsbeamte müssen zurücktreten. Lula entschuldigt sich im August im Fernsehen und kündigt “drastische Massnahmen“ zur Reform des politischen Systems an.

2006
Lulas Popularität steigt wieder. Sein Balanceakt zwischen Disziplin im Staatshaushalt und einer Stärkung des sozialen Systems hat Erfolg. Kurz vor den Wahlen im Oktober der nächste Korruptionsskandal (Mensalão) – Lula erreicht nur 48,6% der Stimmen – nach einer Stichwahl am 29. Oktober erhält er 60,8% – seine zweite Amtsperiode ist gesichert.

2007
Im Juli kommt es zum schlimmsten Unglück in der Geschichte der brasilianischen Luftfahrt: Ein Airbus rutscht über die Landebahn des Stadtflughafens in São Paulo hinaus – 176 Menschen sterben. Am 8. November entdeckt die brasilianische Petrobras ein neues Ölfeld – 1.600 Meter unter dem Meeresboden, mit zirka 5 bis 8 Milliarden Rohöl und Erdgas – seit dem Jahr 2000 der grösste Ölfund – sie nennen ihn “Tupi“.

2008
In Rio de Janeiro kommt es zum Ausbruch einer Denguefieber-Epidemie – sie bringt 80 Menschen den Tod, 75.400 Menschen werden infiziert, bevor man die Krankheit in den Griff bekommt. Nach einem zunehmenden Rückgang der Waldzerstörung in Amazonien, seit drei Jahren, macht das Nationale Institut für Weltraumforschung darauf aufmerksam, dass die Entwaldung erneut um 228% zugenommen hat.

2009
Brasilien und Frankreich unterzeichnen ein Abkommen – Wert 12 Milliarden US-Dollar – als Teil einer Militärstrategie zum Schutz Amazoniens und der kürzlich entdeckten Ölfelder in der Tiefsee.

2010
Lulas zweite Amtszeit endet in diesem Jahr. Um seinen Regierungsstil weiterzuführen, hat er seine Energie-Ministerin und enge Vertraute Dilma Rousseff erkoren, die im Jahr 2000 vom PDT in die Arbeiterpartei PT übergewechselt war. Lula schlägt sie für das Präsidentenamt vor, und Dilma gewinnt die Wahl.

2011
12. Januar: Starke Regenfälle im Bergland von Rio de Janeiro führen zu Bergrutschen mit insgesamt 900 Toten – die grösste Naturkatastrophe in der brasilianischen Geschichte. Mit Dilma Rousseff steht zum ersten Mal eine Frau als Staatsoberhaupt an der Spitze Brasiliens. Ihr umstrittener, harter Regierungsstil unterscheidet sich sehr von dem ihres Mentors Lula.

2012
Trotzdem kommt eine Untersuchung zu dem Ergebnis, dass Dilma im März ihres zweiten Regierungsjahres, noch mit einem Zustimmungswert von 72% der Bevölkerung abschneidet. 29. März: Dilma nimmt am 4. Gipfeltreffen der BRIC-Staaten in NeuDelhi (Indien) teil. Am 25. April wird der “Novo Código Florestal” verabschiedet, ein Gesetz, das den Umweltschutz verringert (und damit der weiteren Waldvernichtung Vorschub leistet). Am 17. Dezember beendet der Oberste Gerichtshof den Korruptions-Prozess gegen 38 Staatsbeamte wegen Beteiligung am Mensalão-Skandal.

2013
Landesweit protestiert die Bevölkerung gegen die Milliardenverschwendung für die Fussball-WM 2014, gegen die zahlreichen sozialen Missstände und die politische Korruption – es sind die grössten Unruhen im Volk seit der Militärdiktatur, in allen Grossstädten gehen Hunderttausende auf die Strassen. Die Präsidentin reagiert mit einer Fernsehansprache, in der sie einen “grossen Pakt“ für ein besseres Brasilien verspricht. Zwischen Juni und Juli sinkt die Sympathie des Volkes für ihre Präsidentin auf 31% ab.

2014
Zwischen 12. Juni und 13. Juli findet in Brasilien die Fussbal-WM statt – eine erfolgreiche Veranstaltung sowohl für Brasilien, mit einer lobenswerten Organisation ohne Zwischenfälle, als auch für den neuen Weltmeister Deutschland. Am 26. Oktober schafft es die Präsidentin Rousseff, trotz ihres angekratzten Images, für weitere vier Jahre in ihrem Amt bestätigt zu werden – die Stichwahl mit 51,6% war knapp, dicht gefolgt von ihrem Herausforderer Aécio Neves (PSDB) mit 48,3%. Trotz Wahlpflicht blieben 21% der wahlberechtigten Brasilianer den Urnen fern. Dilma verdankt ihren Wahlsieg vor allem der armen Bevölkerung des Nordostens, die auf eine Kontinuität der Sozialprogramme hoffen.

2015
Im Nationalkongress haben ab 2015 die drei grössten Parteien (Arbeiterpartei – PT, Sozialdemokraten – PSDB und die Partei der Demokratischen Bewegung – PMDB) weiterhin das Sagen. Ab 1. Januar hat Dilma Rousseff ihre zweite Amtsperiode angetreten. Auf sie warten dringende Entscheidungen, wie der Kampf gegen die steigende Inflation (2014: 6,5%), gegen die Korruption und Kriminalität, Investitionen in Bildung und Gesundheit, in verbesserte Verkehrssysteme etc. etc.

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