Indianervölker Rondônia

Zuletzt bearbeitet: 30. Dezember 2012

Auch im heutigen Gebiet von Rondônia waren sie die ersten Bewohner und haben in der Kultur der „Rondonhênses“ einen überaus prägenden Einfluss hinterlassen. Unter ihnen in erster Linie die „Karitiana“ und die „Uru-eu-wau-wau“, beide Stämme sind durch den Kontakt mit der Zivilisation fürchterlich dezimiert worden.

Die KARITIANA

Bestehen heute noch aus etwa 180 Personen, welche 95 km südlich von Porto Velho auf einem Areal von 89.698 ha leben. Sie sprechen „Tupi-Arikém“ und hatten erstmals Kontakt mit der „Zivilisation“ gegen Ende des 17. Jahrhunderts, worauf sie sich wieder in die Isolation zurückzogen, bis sie Anfang des 20. Jahrhunderts von Gummisammlern der Region aufgescheucht wurden. Von diesem Zeitpunkt an kann man den Verfall dieses Volkes zurückverfolgen – viele von ihnen wurden in eine Art Sklaverei von den „Seringueiros“ gezwungen. Ihr angestammtes Territorium wurde durch die voranschreitende Zivilisation stark beschnitten. Ehemals im Gebiet um „Ariquemes“ zu Hause, wurden sie immer weiter abgedrängt, bis ins Gebiet des Rio Candeias wo sie sich heute noch aufhalten.

Unter den Eigenheiten der Karitiana fällt ihre Gesichts- und Körperbemalung auf, die sie bis heute beibehalten haben. Ihre traditionellen Tänze, musikalische Manifeste und ihr Kunsthandwerk haben sie ebenfalls beibehalten. Sie leben polygam und heiraten auch innerhalb der eigenen Familie.

Die JUPAÚ (URU-EU-WAU-WAU)

Gehören zum linguistischen Stamm Tupi – vom Volk Tupi-Guarani – Sprachengruppe Tupi-Kawahib. Sie leben auf dem Zentral-Relief Rondônias, zwischen den Munizipien „Guajará-Mirim, Costa Marques, Nova Mamoré, Monte Negro, Cacaulândia, Governador Jorge Texeira, Mirante da Serrra, Jaru und Alvorada do Oeste. Schon im Jahr 1940, als man Gold in den von den Indianern besetzten Gebieten entdeckte, entzündete sich ein Streit, der bis heute nicht ganz beigelegt ist. Die Aggressoren waren immer Landbesetzer, Holzfäller oder Goldsucher, welche den Indianern ihre Grundrechte streitig machten.

Erst am Anfang der 80er Jahre begann man einen vorsichtigeren Kontakt zwischen den beiden unterschiedlichen Kulturen aufzubauen: als eine Gruppe der FUNAI (Fundação Nacional do Índio – Indianerschutz-Organisation) unter der Leitung von „Apoena Meirelles“, erste freundschaftliche Kontakte mit den Uru-eu-wau-wau herstellte. Damals bestand dieses Volk noch aus zirka 800 Personen.

Aber der interkulturelle Kontakt hat sich für die Indianer nicht gelohnt, sondern brachte ihnen Krankheit und Tod: ansteckende Zivilisationskrankheiten, wie Mumps, Masern, Grippe und Lungenentzündung rafften viele von ihnen dahin. Heute sind um die 60 Indianer übrig geblieben, die sich auf 4 Gruppen verteilen: 20 Indianer um den FUNAI-Posten „Alto Jamari“, 16 um den Posten „Alto Jaru“, 10 um den Posten „Jamari“ und 16 um den Posten „Comandante Ari“.

Die Uru-eu-wau-wau bemalen ihre Körper in Schwarz und Rot. Die Farben werden aus den Früchten des „Genipapo“ (schwarz) und denen des „Urucum“ (rot) gewonnen. Als „Bekleidung“ benutzen sie nur einen breiten Gürtel aus Lianen-Material. Ihre Haare schneiden sie rund um eine aufgesetzte Kalebasse ab, die Frauen pflegen ihre Gesichter zu tätowieren.

Zum Abschluss dieses traurigen Kapitels über die Indianer Rondônias noch die Geschichte der Entstehung des Karitiana-Volkes, erzählt vom Häuptling „Cirino Karitiana“ selbst:

Wir KARITIANA entstanden so:

Vor langer Zeit hatten wir Gott hier oben auf der Erde, auf diesem Boden. Aber es gab noch keine Menschen, keine Affen, keine Socó-Reiher, keine Mutum-Fasanen, es gab keine Fischotter, es gab keine Spechte, keine Agutis, Gürteltiere, Capivaras, Tapire. Aber die Wälder gab es schon. Gott selbst war aus einem kleinen Loch im Haus der Zikade gekrochen, und die Mutter des Wassers aus einer Quelle (genau: aus einem „Wasserauge“) und noch der Frosch Cururu, der Bruder der „Wassermutter“. Die Mutter von Gott ist die Erde.

Gott zeugte mit der Mutter des Wassers zwei Söhne. Die Mutter aber wollte sie nicht und als sie laufen konnten, verbündete sie sich mit einem Affen und baute mit seiner Hilfe eine Falle für ihre Kinder.

Der Affe lief zu Gott und erbat sich die Kinder zum Spielen, dann lockte er sie in die Falle und sie starben und verwandelten sich in ein „Paca“ (Aguti) und ein „Tatu“ (Gürteltier). Ihre Mutter fing sie ein und schleppte sie in einem Netz zu Gott. Sagte ihm, dass sie ein Aguti und ein Gürteltier gefangen habe und da nahm Gott die Jagdbeute, entfernte die Innereien und wickelte die beiden Körper in ein grosses Blatt zum Garen im Feuer. Schliesslich sagte die Mutter: „Nun, der Braten ist fertig, das Herz ist durch!“

Und da ass Gott das Herz des „Tatu“ und dann das des „Paca“ und er lag in einer Hängematte, schaukelte ein bisschen und sagte dann: „Du isst die Herzen Deiner Söhne!“

Dann schickte sich Gottes Frau an, die Kinder zu rufen. Sie bat Orar, Gottes Bruder, nach ihnen zu suchen und die Kinder zum Essen zu rufen. Und Orar rannte los. Die Wassermutter aber rief ihren Bruder, den Frosch Cururu und noch einen anderen – und die beiden schlugen vor: „Wir machen Pfeile und töten Orar!“

Und sie machten ein paar Pfeile aus Palmholz. Als Orar zurückkam schossen sie ihre Pfeile auf Orar ab. Der schrie: „Aié, macht das nicht!“ Und als er die Schmerzen nicht mehr aushalten konnte, rief er laut um Hilfe. Da verwandelten sich die beiden bösen Brüder in Waldmenschen, Indianer, so wie wir, und die Pfeile, die sie auf Orar abgeschossen, steckten in ihrem eigenen Fleisch und machten ihnen grosse Schmerzen.

Gott eilte herbei, und ihm gefielen die Indianer. Um ihnen zu helfen, ihre Schmerzen loszuwerden, nahm er ein Stück Schale von der „Castanha“ (Para-Nuss) und formte daraus eine Puppe nahm ein anderes Stück und formte eine zweite und dann verwandelte er sie in Indianer – gute Indianer, die den bösen die Pfeile aus den Wunden zogen und Waldkräuter auflegten. Die bösen Indianer hörten auf zu schreien und die guten Indianer sprachen mit Gott.

Der formte immer neue Puppen aus der Schale der „Castanha“ und gab ihnen Leben. Drei Tage lang formte er nur Indianer und sprach mit ihnen und sie sprachen mit Gott und seiner „Turma“ (Familie, Clique).

Nicht alle Indianer waren „gute Indianer“. Die „Wassermutter“ versuchte immer, auch ein paar Indianer zu formen und zu „transformieren“ und, wenn Gott gerade nicht hinsah, gelang ihr das auch, das waren böse Indianer. So böse, dass sie sogar auf Gott ihre Pfeile abschiessen wollten.

Und Gott weinte, weinte furchtbar, als er sah, was er da geschaffen hatte, denn er meinte, diese bösen Indianer seien von seinen Händen entstanden. Aber er sagte nichts. Er sagte niemals, das etwas falsch oder böse sei!

Und als er eines Tages über die Felder seiner guten Indianer schritt und sie bei ihrer täglichen Arbeit beobachtete, bemerkte er auch, dass die bösen Indianer versuchten, ihnen heimlich die Maniok-Pflanzen und Früchte zu stehlen. Also trat er hinzu und verwandelte den einen in einen Affen – die andern sahen den Affen und schrien: „Aié! Ein Affe, ein „Macaco Prego“! Nicht Onkel! Mach‘ das nicht mit uns !“

Also verwandelte Gott den nächsten Schreier in ein Gürteltier, und die andern schrien: „Aié! Ein „Tatu Canastra“! Mach das nicht mit uns!“

Also verwandelte Gott den nächsten in eine Schlange – und wieder schrien sie: „Aié! Eine „Jibóia“ (Boa Constrictor) und aus der sind dann all die anderen Tiere des Waldes entstanden!

Ich verstehe diese Geschichte selbst nicht ganz! Sie ist sehr lang und hat kein Ende. Aber am Anfang, das weiss ich, sprachen alle Indianer nur eine einzige Sprache! Und dann auf einmal wurde das anders. Jedes Volk sprach eine andere Sprache. Es dauert einfach zulange um diese Geschichte ohne Ende zu erzählen“.

Anmerkung: Vielleicht muss man diese Geschichte auch gar nicht verstehen, wie man eine logische Formel verstehen sollte. Vielleicht sollte man eine solche Geschichte eher einmal nur aufnehmen, um die Botschaft dieser einfachen Menschen zwischen den Zeilen erspüren. Die Botschaft eines Volkes, von Menschen, die verfolgt wurden, weil sie keine logischen Formeln hatten, an Harmonie innerhalb ihrer Lebensgemeinschaft und im Einklang mit ihrer Umwelt uns aber weit voraus waren – und noch sind.

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