Ademir Menezes

Zuletzt bearbeitet: 29. Oktober 2013

Ademir_startKünstlername: Ademir
Kompletter Name: Ademir Marques de Menezes
Geburtsdatum: 08/11/1922 † 11/05/1996
Geboren in: Recife
Position: Sturm

Vereine:
1948 bis 1956: Vasco da Gama (RJ)
1946 bis 1948: Fluminense (RJ)
1942 bis 1945: Vasco da Gama (RJ)
1938 bis 1942: Recife

WM-Einsätze Seleção: WM 1950 Brasilien

Spiele für die Seleção: 33
Tore für die Seleção: 25

Im entscheidenden Spiel der Carioca Meisterschaften in Rio de Janeiro im Jahre 1950 war praktisch das ganze Maracana von Anhängern des grossen Fussballclub Vasco besetzt. Am Ende des Spiels gegen América begann das komplette Stadion ein Karnevalslied jenen Jahres mit abgeänderten Text zu singen: “Oi zum-zum-zum zum-zum-zum-zum – Vasco 2 zu 1- Ademir schnappte sich den Ball und verschwand -nach einem so gewaltigen Torschuss, dass Osni ihn nicht abhalten konnte“ – nach Ademir’s Meinung war dies die grösste Ehrung und Würdigung, die er in seinem ganzen Spielerleben von den Fans erhalten hatte.

Ein Spielerleben, das am Strand von Pina in Recife begann. Dort wurde Ademir Marques de Menezes am 8. November 1922 in dem kleinen Dorf Bico do Mocotolombó als Sohn von Antonio Rodrigues Menezes und D.Otilia Menezes geboren. Sein Vater war im Sport Club Recife als Direktor der Ruderer tätig und hierdurch kam Ademir schon sehr früh mit allen Arten des Sportes in Berührung. 1942 kam die Fussballmannschaft aus Pernambuco in den Süden Brasiliens und nach Rio de Janeiro und gewann mit Ademir im Team auf diesem Ausflug 10 von 16 Spielen mit 46 Toren.

AdemirAuf genau dieser Reise des Clubs Sport begann die grosse Liebe zwischen Vasco und Ademir. In einem jener Spiele am 1. März 1942 lag Vasco gegen Sport bereits mit 3:0 in Führung, als ein mageres Bürschchen mit Mittelscheitel und nach hinten gekämmten Haaren dem ganzen eine historische Wendung gab. Mit 3 Toren führte Ademir seinen Club zum glorreichen Sieg von 5:4 und direkt nach dem Spiel gingen die Direktoren von Vasco auf die Suche nach “Coronel“ Menezes, dem Vater von Ademir, um den jungen Spieler abzuwerben. Eine Einigung war schnell erzielt und für 8000 Reais zog Ademir für Vasco aufs Feld – der Beginn einer lebenslangen Liebe und Verbundenheit.

Mit dem “Tres Patetas“, einem Angreifertrio aus Madureira mit Lelé, Isaías Jair Rosa Pinto und Ademir und Djalma von Sport Recife überwand Vasco eine seiner zahlreichen Krisen und verfügte in den folgenden Jahren über ein Superteam, das auch der “Siegesexpress“ genannt wurde. 1945 war die Angreiferriege von Vasco wirklich zum Vorzeigen: Djalma, Djalma, Lelé, Ademir, Jair und Chico. Im Jahre 1946 verlangte der Trainer von Fluminense nach Ademir Menezes: “Gebt mir Ademir und ich bringe euch die Meisterschaft“ – und dank Ademir konnte Gentil Cardoso auch sein Wort halten. Gegen ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert der Vasco-Fans zusätzlich anspielend war Ademir beim Meisterschaftsfinale der herausragenden Spieler auf dem Platz und schoss den Siegestreffer gegen Botafogo und auch bei weiteren Spielen und Finals war er es, der Spiele zugunsten von Fluminense entschied.

Allerdings ist der kurze Aufenthalt bei Fluminense in der grossen Karriere von Ademir eher von zweitrangiger Bedeutung. Nach einer ruhmreichen Rückkehr zu Vasco häuften sich die Titel für Vasco und auch Ademir – mit 25 von 30 Toren in den Meisterschaften von 1949 und 1950 war er der beste Torjäger aller Zeiten.

Ademir1Auch für die brasilianische Seleção lief Ademir auf – 1949 beim Pan-Americano Cup und 1950 bei der Fussballweltmeisterschaft. Mit 9 Toren war er der beste Torschütze dieser WM und wurde gefeiert, auch wenn Brasilien im Endspiel den traurigsten Tag seiner Fussballgeschichte bei der unglücklichen 1:2 Niederlage gegen Uruguay vor heimischem Publikum erlebte.

Natürlich waren Einsätze bei der Seleção für Ademir etwas ganz besonderes, trotzdem galt ein Finale zwischen Vasco und Flamengo für ihn ebensoviel wie ein Weltmeisterschaftsfinale. Er spielte beide Finals und beteuert nur: die Aufregung ist die gleiche, man schläft schlecht die Nacht davor, denkt nur noch ans Spiel und will gewinnen – die Fans leisten dazu einen grossen Beitrag.

Ademir vergass es nie, die Bedeutung der Fans und deren Anfeuerungen zu erwähnen und zu loben. In ganz Brasilien wurde Ademir heiss und innig verehrt und nicht wenige Kinder wurden nach ihm benannt. Seine Popularität zeigt auch diese kleine Anekdote: 1950, im Jahre der WM in Brasilien, als die brasilianische Seleção in Alto da Boa Vista sein Trainingslager hatte, bat eines Tages ein bekümmerter Vater den Trainer der Seleção Flavio Costa, Ademir freizustellen: sein Sohn, so erklärte er, müsse sich einer sehr komplizierten Operation unterziehen, wolle aber nicht ohne Ademir in den Operationssaal gebracht werden – der Sohn blieb so hartnäckig, dass sein Vater vor Verzweiflung schliesslich an Costa und so an Ademir herantrat. Ademir traf den Sohn vor der OP und ging mit ihm in den OP-Saal, die Operation konnte schliesslich erfolgreich ohne Komplikationen durchgeführt werden. Jahre später, als Ademir schon beim Rundfunk als Kommentator tätig war, stellte sich ein 30-jaehriger junger Mann bei Ademir vor: der Junge, dem Ademir damals geholfen hatte, wollte sich bedanken.

Im Jahre 1955 fühlte Ademir die Zeit gekommen, sich vom aktiven Fussball zu verabschieden – nicht dass er genug davon gehabt hätte, nein, “ein Spieler vermisst das Spielen immer, schliesslich hat man eine Leidenschaft und Liebe zum Fussball und so etwas gibt man nie gerne auf“, aber er fühlte seine Zeit gekommen. Zu diesem Zeitpunkt aber waren die Funktionäre noch nicht mit seinem Abgang einverstanden und so musste Ademir noch einige Spiele bei seinem ersten Club Sport bis 1956 absolvieren.

Nach seiner aktiven Spielerkarriere war er kurzzeitig Trainer, aufgrund von Differenzen mit dem Club, der mehr an Politik dachte, ging dies jedoch nicht lange gut. Er wurde zu einem gefeierten Kommentator im Radio und jedes Mal wenn er ein Spiel mit seinen Kommentaren begleitete, war seine Fussballerseele inmitten des Spielfeldes, im Trikot von Vasco, “denn eine Spielerseele verabschiedet sich nie vom Spielfeld“. Im Jahre 1996 verstarb mit Ademir Menezes einer der besten Torschützen aller Zeiten in Rio de Janeiro.

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AutorIn: Monika Gerle · Bildquelle: CBF

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