Serra das Confusões

Zuletzt bearbeitet: 31. Dezember 2012

Gründung: 10. 10. 1998
Grösse/km2: 502.411 km2

Erst im Oktober 1998 wurde Nordostbrasiliens jüngster und flächenmässig grösster Nationalpark gegründet – allerdings vorerst nur auf dem Papier und für Besucher offiziell noch nicht geöffnet. Seine 502.411 Hektar Fläche bergen ein signifikantes Ökosystem der „Caatinga“ innerhalb einer bisher in ihrer ganzen Ursprünglichkeit erhaltenen Region des Bundesstaates Piauí, von einmaliger szenischer Schönheit, sowie grosser historischer, kultureller und wissenschaftlicher Bedeutung.

Raizes
Caverna
Por Baixo do Vale
Is there anybody out there
Florada da Caatinga
Serra das Confusões - 8O4A2281
Serra das Confusões - 8O4A2273
Serra das Confusões - 8O4A2266
Serra das Confusões - 8O4A2324
Serra das Confusões - 8O4A2317
Serra das Confusões - 8O4A2276
Serra das Confusões
Serra das Confusões
Serra das Confusões
Serra das Confusões
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Funde
Innerhalb der für den Nationalpark vorgesehenen Fläche – der sich übrigens nur etwa 100 km westlich vom Nationalpark „Serra da Capivara“ befindet – hat man ebenfalls zahlreiche archäologische Funde in Grotten und Höhlen gemacht, ausserdem in den Fels eingeritzte Zeichnungen entdeckt, deren Untersuchungen noch nicht abgeschlossen sind. Den eigenartigen Namen „Gebirge der Verunsicherung“, hat die Bevölkerung dem zentralen Gebirgsmassivs der Region gegeben, dessen steile Felswände ihre Farben kontinuierlich im wandernden Licht des Tages verändern: einmal erscheinen sie aschgrau bis weiss, dann leuchten sie grell orangerot und fallen, mit dem wandernden Sonnenlicht, in ein tiefes Blau zurück.

Fauna
Eine zoologische Attraktion ist die hier entdeckte grösste Fledermaus-Spezies beider Amerikas, der „Vampyrum spectrum“ – mit einer Flügelspannweite von 1 Meter! Dazu fallen einem natürlich sofort die Horror-Storys über Graf Dracula und sämtliche Vampirfilme ein, aber wenn man den Bewohnern glauben kann, so sind die Tiere harmlos.

Andere in diesem Gebiet registrierte Arten sind:
„Jaó“ (Crypturellus noctivagus), „Jacutinga“ (Pipele jacutinga), „Veado-campeiro“ (Ozptocerus bezoarticus), „Tatu-canastra“ (Priodontes maximus), „Tamanduá-bandeira“ (Mymercophaga tridactila), „Tatu-bola“ (Tolypentes tricintinus), „Guariba-preto“ (Aloutta belzebul), „Sagu-da-serra“ (Callithrix flaviceps), „Onça parda“ (Felis concolor) und „Onça pintada (Panthera onça) – alles Arten, die vom Aussterben bedroht sind.

Anfahrt
Der Park befindet sich im Südosten des Bundesstaates Piauís, in den Distrikten „Caracol, Guaribas, Santa Luz“ und „Crisino Castro“. Beste Anfahrt ist von Teresina über die BR-343 bis nach Floriano, dann über die PI-140 nach „São Raimundo Nonato“ (Sie erinnern sich: hier sind Sie am Eingang zum Park „Serra da Capivara“) und von dort weiter bis nach Caracol. Dieser letzte, 110 km lange Abschnitt auf prekärer Erdstrasse, ist ein Abenteuer für sich, das Freunde von uns folgendermassen beschreiben:

„Der kleine Flecken Caracol besitzt lediglich eine sehr bescheidene Pousada, wo man allerdings exzellent essen kann. Aber das ist auch schon alles, was man in dem winzigen Ort findet.

Und um bis dahin zu kommen, braucht man ein Vehikel „off-road“, in sehr gutem Zustand und gut ausgerüstet, denn der Zustand verschiedener Pisten unterwegs, besonders dieser letzten, ist schlimmer als prekär – wir haben die Tour mit einem Jeep gemacht. Für die 110 Kilometer von „São Raimundo“ nach „Caracol“ haben wir 6 Stunden gebraucht – ein ermüdender Trip! Von „Caracol“ sind es dann noch 16 km bis zum Park – und dieser Teil ist bisher nur mit Pferden und Eseln bewältigt worden – und natürlich zu Fuss. Wir wussten dann eigentlich nur, dass wir uns im Park befanden, weil wir die Koordinaten des Geländes hatten und unser GPS (Global Position System).

Einmal da, vergisst man schnell alle Schwierigkeiten der Anfahrt, denn die immense grüne Landschaft, aus der, in sehr dekorativem Kontrast, die glühendroten Massive der „Serra das Confusões“ herausragen – diese ersten Eindrücke sind buchstäblich atemberaubend. Die Vegetation ist, bei näherer Betrachtung, einzigartig für den Nordosten Brasiliens. Infolge ihrer geografischen Lage und dem gemässigteren Klima in dieser Höhe, hat die Region ausser „Caatinga“ und „Cerrado“ (den dominanten Vegetationsformen) auch Galeriewälder und sogar Abschnitte mit typischem Atlantischen Regenwald hervorgebracht! Und eigentlich alles befindet sich in einem jungfräulichen Stadium – unangetastet durch die Schwierigkeiten der Anfahrt.

Es gibt nur einen einzigen Pfad, der den Park durchkreuzt und der, am Anfang des 19. Jahrhunderts, in Handarbeit in die Felswände gehauen wurde – auf Verlangen der Katholischen Kirche in diesem Gebiet! In der Absicht, dem Pater der drei Gemeinden, Caracol, Cristino Castro und Santa Luz, die Durchführung der Messen in den Orten zu erleichtern, sowie die allgemeine Kommunikation zwischen den Bürgern und der Kirche ebenfalls, ist dieser Weg angelegt worden.

Wir konnten uns mit dem Direktor des Parks unterhalten, der sich überaus besorgt hinsichtlich der gegenwärtigen Situation zeigte. Und er bestätigte uns, dass der Park bisher nicht einmal irgendwelche Demarkationspunkte, geschweige denn Umzäunungen, besitze – und dieser Zustand begünstige natürlich die Invasion von Landbesetzern. Auch gäbe es bisher keinerlei Kontrollen oder Kontrollmöglichkeiten. Da liegt natürlich der Verdacht nahe, dass die brasilianische Zentralregierung den Park nur gegründet hat, um Presse zu bekommen. Der Direktor des Parks, der gleichzeitig auch sein bisher einziger Angestellter ist, hofft auf die Freigabe der ersten Mittel zur Projektierung, in diesem Jahr.

Unter den interessantesten Sehenswürdigkeiten der Region ist die Grotte „Riacho dos Bois“ besonders bemerkenswert: mit einer Ausdehnung von mehr als 3 km innerhalb der Felsformation, wurde sie einst vom Wasserlauf gleichen Namens gegraben – sie besitzt interne Abschnitte mit mehr als 50 Metern Höhe!

Abgesehen von unseren Schwierigkeiten dorthin zu kommen, war es ein unvergleichlich reizvolles Experiment, besonders weil wir ein Areal kennen lernten, dessen Natur noch so unverdorben überlebt hat. Klar, würden wir gerne wissen, ob die brasilianische Regierung nun auch die nötigen Schritte einleitet, um dieses Naturparadies des Nordostens zu erhalten, oder ob die Parkgründung lediglich ein politischer Schachzug bleiben wird?

Und, was wir auch noch bei dieser Gelegenheit festhalten wollen ist: dass das Interior des Nordostens eine Bühne der Überraschungen für uns war – auch wir gingen mit dem Vorurteil dorthin, überall nur Misere, Trockenheit und ein rohes, ignorantes Volk anzutreffen. Was wir dann tatsächlich antrafen, waren bescheidene und sehr arbeitsame Menschen, die zwar unter der mangelnden Aufmerksamkeit der Regierung leiden, aber, ohne Zweifel, jeden Besucher freundlich empfangen und ihm ihre Hilfe angedeihen lassen, ohne etwas dafür zu erwarten. Darüber hinaus haben wir Tugenden unter diesen einfachen Landbewohnern entdeckt, die man heute unter Städtern vergeblich suchen wird. Hier haben wir in 20 Tagen mehr vom Leben kapiert als woanders in 20 Jahren!“

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