Illegaler Tierhandel: Nicht kaufen!

Zuletzt bearbeitet: 27. Juli 2021
Nur ein radikaler Wandel in der Haltung der Bevölkerung wird mit dem verbrecherischen, drittlukrativsten Kommerz der Welt endlich Schluss machen – dem illegalen Tierhandel.

Obgleich es keine genauen Zahlen über die in den brasilianischen Ökosystemen illegal gefangenen Wildtiere gibt, existieren doch Statistiken der Kontroll- und Aufsichtsbehörden: Danach werden jährlich allein im Bundesstaat São Paulo zirka 40.000 Tiere beschlagnahmt! Man schätzt den Tierhandel als drittlukrativsten kriminellen Kommerz der Welt ein, der nach Aussage der “Rede Nacional Contra o Tráfico de Animais Silvestres (RENCTAS)“ annähernd 23 Milliarden US-Dollar pro Jahr bewegt! Etwa 10% davon in Brasilien. Nach Aussage von Dener Giovanini, dem Koordinator der RENCTAS, kann diese illegale Aktivität für einen Entzug von 12 Millionen Tieren aus den brasilianischen Ökosystemen verantwortlich sein – Jahr für Jahr!

Im März 2011 hat eine koordinierte Operation der Bundespolizei 72 Personen festgenommen, die beschuldigt werden, einer Bande anzugehören, die brasilianische Wildtiere innerhalb und ausserhalb des Landes verkauft hat. Betitelt als “Operation Oxóssi“ – ein Naturgott des afro-brasilianischen Candomblé, assoziiert mit Jagd und Wohlstand – brauchte man für diese Aktion länger als ein Jahr an Beobachtungen, die erwiesen, dass die Bande in neun Bundesstaaten operierte und zirka 20.000 R$ (zirka 8,5 Millionen Euro) im Jahr mit dem Kommerz von 500.000 Tieren bewegte – die meisten von der Ausrottung bedroht!

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Die Tragödie wächst, wenn wir bedenken, wie viele von diesen Tieren durch unsachgemässe Behandlung während des Fangs und während ihres Transports sterben. Allein die Grausamkeit, der diese Tiere unterworfen sind, ist genug Motiv, um diese Verbrechen zu verabscheuen und rigoros zu bekämpfen. Und das ist noch nicht alles: Auch die ambientalen Konsequenzen sind verheerend – allen auf diese Weise aus ihrem natürlichen Habitat heraus gerissenen Arten droht die endgültige Ausrottung, und dem durch ihren Verlust aus dem Gleichgewicht gebrachten Ökosystem droht der Zusammenbruch!

Der Handel mit Wildtieren ist eine der Ursachen des Syndroms der leeren Wälder, ein sehr ernstes Problem, das Forscher wie den Biologen Mauro Galetti, von der Universität UNESP in São Paulo, Sorgen macht. Er arbeitet in Fragmenten des Atlantischen Regenwaldes, in denen das Fehlen der Tiere zur Verbreitung von Samen verschiedener Arten der brasilianischen Flora, diese zur Ausrottung verdammt. Nach Aussage von Galetti nutzen zirka 10% der Pflanzen Regen, Winde und Flüsse zur Verbreitung ihrer Samen, während 90% von der Verbreitung durch Früchte fressende Tiere abhängig sind. Ohne die Verbreitung der Samen kann sich der Wald nicht regenerieren. Ein aus dem Wald entferntes Tier, unterbricht die ihm übertragene ambientale Funktion: es reproduziert sich nicht, es bekämpft keine Schädlinge mehr, es verbreitet keine Samen und bestäubt keine Blumen – und es dient auch nicht mehr als Nahrung für andere Tiere.

“In einer Epoche, in der man wegen klimatischer Veränderungen und fehlendem Wasser auf die Aufforstung der Wälder besonderen Wert legt, tut man gut daran zu denken, dass die Tiere es besser als die Menschen verstehen, wie man Bäume pflanzt“, sagt Aírton de Grande, ambientaler Analyst der IBAMA. “Die Açaí-Früchte und Paranüsse, die wir so gerne essen, wurden von Tieren gepflanzt, genauso wie die Esskastanien. Eine Gralha-azul – Azurblaurabe (Cyanocorax caeruleus) ist in der Lage, mehr als 1.000 Araukarien pro Hektar zu pflanzen, und 90% der von einer Landschildkröte – Jabuti –Waldschildkröte (Chelonidis denticulata) verschlungenen Samen behalten ihre Keimfähigkeit! Jedes entfernte Tier bedeutet einen Gärtner weniger in der Natur!“

De Grande deutet ausserdem noch an, das das Fehlen dieser Tiere auch wirtschaftliche Probleme – Wasserversorgung, Schädlinge in der Landwirtschaft, Fehlen von Rohstoffen – nach sich ziehen wird. “Wildtiere in die Städte zu bringen, bedeutet auch eine Verbreitung von Zoonosen (von Tieren auf den Menschen übertragene Krankheiten) und Unfälle, wie Angriffe durch Affen oder Wildkatzen“.

Das Schicksal von geschmuggelten Tieren ist unterschiedlich. Die seltenen Spezies – die wertvollsten – gelangen normalerweise in die Hände von Sammlern. Einige sind dazu bestimmt, für Tierversuche und Biopiraterie herzuhalten. Der Grossteil wird zu Schosstieren, zum Souvenir oder zum Amulett (Häute, Zähne, Knochen und Federn etc.). Man schätzt, dass 60% der geschmuggelten Tiere im Land selbst ihre Käufer finden.

Eins der grössten Probleme zur Bekämpfung des Tierschmuggels ist die Komplizenschaft der brasilianischen Bevölkerung, die sich anscheinend keines Vergehens bewusst ist, wenn sie Vögel, Papageien und Schildkröten kauft. Und das betrifft auch solche Tiere, die man auf offenen Märkten, auf Strassen, illegalen Läden und, manchmal sogar in legalisierten Shops kaufen kann. “Immer wieder hören wir von Leuten, dass sie “das Tierchen aus Mitleid gekauft“ haben, weil es schlecht behandelt wurde. Auch in einem solchen Fall kollaboriert der Käufer mit dem Tierschmuggel“, betont Antônio Ganme, Kontrollagent der IBAMA, São Paulo.

Diese in der brasilianischen Kultur verwurzelten Ansichten zu ändern, ist eins der Ziele der IBAMA, die gegenwärtig auch eine Kampagne durchführt, um die TV-Kanäle zu veranlassen, Wildtiere als Schosstiere vorzustellen. “Man sollte sich bewusst machen, dass die zum Transport der Tiere angewandte Logistik die gleiche ist, wie beim Schmuggel von Drogen, Waffen und Edelhölzern“ erklärt Ganme.

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Die Tiere werden in Kisten unter anderen Waren versteckt – in falschen Böden von Koffern, Bänken und Türen von Fahrzeugen. Viele werden gedopt oder verstümmelt, um den Transport zu vereinfachen oder, um wertvoller zu erscheinen. Sittiche – Periquitos z.B. der Nandaysittich (Nandayus nenday), werden gerupft oder bemalt, um wie junge Papageien auszusehen. “Im vergangenen Jahr entdeckten wir in Presidente Prudente (Bundesstaat São Paulo) Papageien, die in einem Sofa versteckt waren – unter dem Bezug“, erzählt Walter Nyakas Jr, Chef der Flurpolizei von São Paulo.

Neben der erwähnten Komplizenschaft der Bevölkerung erschwert auch die Gesetzgebung eine Repression des Verbrechens, selbst wenn man die Orte der Kommerzialisierung kennt. Das Gesetz für ambientale Verbrechen umfasst Aktionen wie töten, Verfolgen, Jagen, benutzen, verkaufen, zum Kauf anbieten und transportieren von Wildtieren, sowie Exemplare der wilden Fauna ohne Erlaubnis zuhause zu halten. Jedoch existiert in der brasilianischen Gesetzgebung kein Paragraph, der das Verbrechen des Tierschmuggels behandelt. “Deshalb wird der Schmuggel als ein Verbrechen von geringem offensivem Potenzial behandelt – mit Gefängnisstrafen zwischen 6 Monaten und einem Jahr“ erklärt Nyakas. “Und wenn dann der Gefangene vor Gericht gestellt wird, bekommt er in der Regel nur eine Aktion zur Pflege der Umwelt aufgebrummt oder muss den Schaden ersetzen“.

Ja, das ist tatsächlich die bedauernswerte Praxis in den Bundesstaaten Brasiliens: Der Schmuggler und Tierschänder muss nicht ins Gefängnis! Die Verhafteten der “Operation Oxóssi“ zum Beispiel, sind längst alle wieder auf freiem Fuss, so bestätigt Antônio Ganme. Die Gesetzgebung sieht administrative Sanktionen vor, wie Strafen bis zu 50.000 R$, im Fall von Spezies, die vom Aussterben bedroht sind. “Mehr als die Hälfte aller Verbrechen in São Paulo betreffen die Fauna. Aus diesem Grund unternehmen wir präventive Patrouillen auf Märkten und Busbahnhöfen, Kontrollen auf Strassen und im Kommerz. Allerdings ist unser bedeutendster Verbündeter die Denunzierung durch die Bevölkerung“, fügt er hinzu.

Obwohl das Strafgesetz äusserst lasch erscheint, hat sich, nach Aussage der Staatsanwältin der IBAMA, Veridiana Bertogna, in den letzten Jahren einiges in der betreffenden Strafgesetzgebung gebessert. In der Verfassung, die noch bis 1988 galt, war die Fauna als ein privates Gut bezeichnet worden, das demjenigen gehörte, der es fand. Nach dem “Código Civil“ von 1916 (gültig bis 2002), hatte man den Tieren den Status “res nullius“ (niemanden Sache) zugestanden. Inzwischen, werden die Tiere innerhalb einer neuen “Carta“ als Allgemeingut des Volkes aufgestockt – mit diffusem Besitzanspruch. Bürgerlicherseits sind sie “res omnium“ (Sache aller). Das heisst, selbst wer eine legale Genehmigung besitzt, ein Wildtier aufzuziehen oder zu transportieren, ist nicht sein Besitzer – er hat nur eine Genehmigung. “Dies ist eine radikale Änderung, allerdings manchmal schwer zu verstehen“, sagt die Rechtsanwältin.

Der Tierschmuggel ist organisiert innerhalb eines Netzes verschiedener Agenten, angefangen mit den Fängern – normalerweise Indianer, Waldbewohner und arme Siedler der Fangregionen. Die verkaufen ihren Fang an die Verteiler – Boots- und Flugzeugpiloten, LKW- und Busfahrer – normalerweise verabredet mit Marktverkäufern, Besitzern von Pet-Shops und illegalen Züchtern. Die Verbraucher sind Zuchtanstalten, Zoos, Aquarien, Zirkusse, Labors, Touristen und das allgemeine Volk – so erklärt die IBAMA.

Nach Aussage des Koordinators der RENCTAS, Dener Giovanini, konzentrieren sich die Fanggebiet auf die Regionen des Nordens, Nordosten und den Mittelwesten (alles Regionen von grosser Biodiversifikation) – allerdings befinden sich auch Tiere des Atlantischen Regenwaldes – inzwischen arg bedroht durch den Verlust ihres natürlichen Habitats – unter den geschmuggelten Exemplaren. Für den Verkauf werden die Tiere in die grossen urbanen Zentren transportiert – zum Beispiel zur Achse Rio-São Paulo. Oder man bringt sie zur so genannten “trockenen Grenze“, von wo aus die in Brasilien gefangenen Tiere in andere Länder transportiert werden – dort gefälschte Papiere bekommen, und anschliessend den internationalen Markt erreichen.

“Kürzlich haben wir eine Beschlagnahme in der Nordzone von São Paulo durchgeführt und festgestellt, dass die Tiere aus einer Region des Bundesstaates Minas Gerais stammten. Wir haben die dortige Polizei kontaktiert und, noch am gleichen Tag, haben die dort die Beteiligten festgenommen“, erzählt Nyakas. Wie er sagt, besteht das grösste Problem nach einer Festnahme darin, zu entscheiden, was man nun mit den befreiten Tieren machen soll.

Das brasilianische Gesetz bestimmt, immer wenn möglich, die Tiere in ihrem natürlichen Lebensraum auszusetzen, und das passiert auch mit 80% von ihnen. Jedoch ist es nicht immer möglich, die Herkunft aller beschlagnahmten Tiere festzustellen. Und viele sind auch physisch angeschlagen oder nicht mehr in der Lage, ein Leben in Freiheit fortzuführen. Die ungenügende Struktur akkreditierter Einrichtungen für die Aufnahme solch geschädigter Tiere führt dazu, dass man in vielen Fällen die beschlagnahmten Tiere dem Verbrecher selbst als “Treuhänder“ überlässt (das Gesetz spricht vom “treuen Verwalter“)!!

tierhandel3_papagei_gerettet Die Vögel – vor allem Canários-da-terra – Safranammer (Sicalis flaveola brasiliense), Trinca-ferros – Grünschwingensaltator (Saltator similis), Papagaios-verdadeiros – Rotbugamazone (Amazona aestiva) und Araras-canindé – Gelbbrustara (Ara ararauna) – entsprechen 70% der Beschlagnahmungen. Danach kommen die Reptilien – Jabutis – Rotfüssige Schildkröte (Geochelone carbonaria) und Tartarugas tigre-d’água – gefolgt von Säugetieren, unter den die Affen und Marmosetten die Mehrheit bilden. Man entdeckt aber auch viele Schlangen, Spinnen und Insekten, deren Gift bei Biopiraten gefragt ist.

Ambientale Erziehung zur Bewusstwerdung der Bevölkerung und die Repression von illegalen Aktivitäten sind die beiden bedeutendsten Waffen gegen den Tierschmuggel. Viele Spezialisten verteidigen ausserdem die legale Zucht in Gefangenschaft als eine Art der Bestückung des Marktes ohne der Natur zu schaden. Gegenwärtig diskutiert man bei der IBAMA eine Aufstellung von Wildtieren, deren Aufzucht in Gefangenschaft für den Handel genehmigt werden könnte.

Für Antônio Ganme jedoch, ist dies nicht die beste Lösung: “Wildtiere als Schosstiere zu züchten ist eine kulturelle Unsitte und muss ausgemerzt werden, so wie man den Sicherheitsgurt im Auto durchgesetzt hat, und so wie man dabei ist, dem Zigarettenkonsum zu Leibe zu rücken. Der Beweis dafür, dass die Züchtung lediglich den Schmuggel weiter stimulieren wird, ist, dass die am meisten gezüchteten – Curió – Schwarzkopf-Reisknacker (Oryzoborus angolensis); Canário-da-terra – Safranammer (Sicalis flaveola); Trinca-ferro – Grünschwingensaltator (Saltator similis) und Coleirinhas und Papa-capins (gênero sporophila) – auch die am meisten geschmuggelten sind!“

Diese Haltung ist jedoch weit davon entfernt, von anderen Fachleuten geteilt zu werden. Für Giovanini, von der RENCTAS, werden die kommerziellen Züchter den Schmuggel nicht Inzentiveren. “Ich bin davon überzeugt, dass die grosse Mehrheit solcher Züchter aus ehrbaren und korrekten Personen besteht. Es ist klar, dass es unter ihnen auch andere gibt – so wie es Organisationen gibt, die gegen unsere Regierung sind. Aber der legale Kommerz kann eine Hilfe bei der Bekämpfung des illegalen bedeuten, vorausgesetzt, dass es eine ambientale Politik gibt, mit klaren Regeln, welche eine Kontrolle erleichtern und die Erhaltung unserer Wildtierarten unterstützt“.

Unterstützung und Information

Fehlende Perspektiven, Unkenntnis und fehlende Präsenz des Staates sind die Stimulantien für den illegalen Fang von Wildtieren zum Verkauf. In der Regel verarmte und von der Staatsmacht vergessene Populationen der bewaldeten Gebiete in Brasilien werden zur Spitze einer illegalen Aktivität, die, kurze Zeit später, sie selbst in ihrem Kampf ums eigene Überleben behindert.

Diese Situation kann umgekehrt werden, wie das Projekt “Projeto de Conservação do Papagaio-de-cara-roxa“ demonstriert, entwickelt von der “Sociedade de Pesquisa em Vida Selvagem e Educação Ambiental (SPVS) “ auf einer Fläche von nur 21 Quadratkilometern der Insel – Ilha Rasa, an der Küste des Bundesstaates Paraná. Mit zirka 750 Bewohnern, die sich auf vier Fischer-Kommunen verteilen, ist die Insel fast ganz vom Atlantischen Regenwald bedeckt – ausserdem von Mangroven und dem flachen Bewuchs der Restinga. Diese Insel ist ausserdem eins der bevorzugten Habitats und der Reproduktion des Papagaio-da-cara-roxa – Rotschwanzamazone (Amazona brasiliensis), eine bedrohte Amazonen-Spezies, endemisch für diese Region – das heisst: Nur in diesem Teil der Natur und des Landes kommt sie vor!

Als man das Projekt im Jahr 1998 startete, gehörte der Fang dieser Papageien zur üblichen Aktivität dieser Bewohner – der Verkauf der Tiere diente ihnen dazu, in Zeiten mit weniger Fisch, ihre Haushaltskasse aufzubessern. “Wir wussten nicht, dass es verboten war zu jagen. Seit der Jugend meines Vaters hatten wir einen Ausweis als Jäger und Fischer. Und wir wussten auch nicht, dass ein Papagei, der bei uns so häufig war, andernorts gar nicht existierte und deshalb ausgerottet werden könnte“, erzählt Antônio ein Fischer, der heute Funktionär der SPVS ist und verantwortlich für die Kontrolle der Insel-Nester – der natürlichen und der künstlichen.

Es war seine Idee, künstliche Nester aus Traubenkisten zu bauen, um damit die natürlichen Nisthöhlen zu ersetzen, die immer weniger wurden durch den Umsturz der alten hohlen Bäume. Mit der Aufhängung der künstlichen Nisthöhlen – anfangs aus Holz, inzwischen aus PVC – wuchs die Papageienpopulation auf der Insel und ist inzwischen stabil, mit zirka 1.700 Exemplaren.

“Die Papageien wurden aus Paranaguá, Guaraqueçaba und Curitiba bestellt. Ich nahm die Jungen aus dem Nest und versorgte sie zuhause während ein bis zwei Monaten, bis sie soweit selbständig waren, dass man sie weitergeben konnte – was weder für mich noch für meine Frau ganz einfach war, denn wir hingen an den Tierchen. Heute kümmern wir uns um die Nester, und wenn es jemanden einfallen sollte, Papageien von der Insel zu holen, dann zeigen wir ihn an“, bestätigt Antônio.

Nach Aussage der Biologin Elenise Angelotti Bastos Sipinski, Koordinatorin des Projekts, führt die SPVS, ausser dem Schutz der Nester und der Zählung der Papageienpopulation, auch Arbeiten zur ambientalen und gesellschaftlichen Erziehung in den Kommunen durch – Aktivitäten zur Herstellung von Kunsthandwerk und Unterstützung bei der Mobilisierung der Bewohner zum Wassertransport vom Kontinent zur Insel, stehen im Vordergrund. Heute führt man die Wasserversorgung der Insulaner mittels eines von der SPVS auf dem Kontinent angelegten Reservoirs durch. “Hier gibt es keine Präsenz der öffentlichen Hand und jeder tut, was er will. Deshalb haben wir diese Arbeit angefangen, den Bewohnern die Bedeutung der Papageien klargemacht und uns schliesslich auch auf eine Zusammenarbeit eingelassen. Die Kommunen fühlen sich jetzt wichtiger, sie haben ein Selbstbewusstsein bekommen“, kommentiert Elenise.

Alescar Vicente Cassilha, ebenfalls ein Funktionär der SPVS, erinnert sich, dass die Insel in seinen Kinderjahren von Papageien wimmelte. Und, dass sie anfingen, mit Gewehren auf sie zu schiessen. “Anfangs assen wir sie, dann verkauften wir sie lebend – und zwar sehr billig, jeder Geldbetrag war gut dafür. Wenn die SPVS nicht gekommen wäre, gäbe es hier schon keine Papageien mehr“, bestätigt er.

Aber die Bewusstwerdung jener Inselbewohner wird nicht genug sein – wir brauchen die gesamte Gesellschaft für eine definitive Wende. “Vor kurzer Zeit war ich in einem Krankenhaus auf dem Kontinent und eine Krankenschwester, die nicht wusste, dass ich für den Tierschutz arbeite, bat mich, für sie ein Schildkrötenpärchen zu fangen,“ fährt Alescar fort, “Und meine Antwort war: Senhora, wollen Sie mich im Gefängnis besuchen?“

Wild oder domestiziert?

Nach brasilianischem Gesetz ist die gesamte wilde Fauna – nativ oder exotisch – geschützt und kann nur mit offizieller Genehmigung gefangen, behandelt oder sonst wie beeinflusst werden.

Nativ sind alle Arten, die in Brasilien leben oder einwandern, aquatisch oder terrestrisch, die von Natur aus im brasilianischen Territorium oder in Gewässern unter brasilianischer Gerichtsbarkeit vorkommen.

Exotisch sind Arten, deren ursprüngliche geografische Verbreitung das brasilianische Territorium nicht berührt, inklusive solche, die durch den Menschen im natürlichen brasilianischen Ambiente eingeführt wurden. Die Tatsache, dass eine Spezies nicht nativ ist, grenzt sie vom Schutz durch das Gesetz nicht aus: die Kommerzialisierung darf nur mit Genehmigung erfolgen.

Ausgeschlossen von dieser Regelung sind lediglich die Haustiere, das heisst, alle die Tiere, welche durch traditionelle und systematisierte Züchtungs- oder Zootechnikprozesse biologische Charaktereigenschaften und Verhaltensmerkmale entwickelt haben, die direkt vom Menschen abhängig geworden sind. Dazu zählen Ziegen, Hunde, Kamele, Pferde, Hasen, Hühner, Katzen, Kühe etc. Die Fische, eingestuft als Nahrungsressourcen werden nicht als Wildfauna betrachtet – auch nicht die als ornamentale Spezies kommerzialisierten.

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Aus unserer Redaktion · Bildquelle: Renctas

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