In der Sprache der Indios heisst er “Grosses Wasser” – der “Rio Paraguaçu”, mit mehr als 600 Kilometern Länge, ist der einzige “von der Quelle bis zur Mündung bahianische Fluss“ und verantwortlich für die Wasserversorgung vieler Distrikte. Er besitzt eine grosse Vielfalt an Fischarten (“Tucunaré, Crumatá, Traíra, Acari” und “Piau”), ausserdem Muscheln und Krustentiere.
Aus dem Lehm seiner Ufer entsteht die interessante bahianische Keramik. Der Fluss ist die Basis für zahlreiche Legenden und Mythen, er hat schon immer die Vorstellung der Einheimischen beschäftigt und beeinflusst. Zu diesem Aberglauben gehört zum Beispiel auch die “Mãe d’Água“, eine Art Wassernixe mit einer magischen Anziehungskraft – der “Nego d’Água“, ein schwarzes Männlein, das wie der einbeinige “Saci pererê“ den Leuten einen Schrecken einjagt, die am Ufer des Flusses entlang schlendern – und die “Sucuiuba“, eine gefürchtete Anakonda-Riesenschlange, die sich gegenüber der Flussbevölkerung in ein mystisches Monster verwandelt hat.
Unbeschreiblich ist der erste Eindruck der beiden bahianischen Städtchen “Cachoeira“ und “São Félix“, die sich am Unterlauf des Rio Paraguaçu, links und rechts seiner Ufer, befinden und durch eine Brücke, konstruiert von den Engländern und eingeweiht 1859, miteinander verbunden sind. Besonders das historisch bedeutende “Cachoeira“ verschlägt dem Besucher die Sprache – er glaubt sich in einem cinematografischen Szenario aus der Kolonialzeit zu befinden.
Schon bei einem flüchtigen Gang durch das historische Zentrum ahnt man den ehemaligen Reichtum durch die Details seiner antiken Gebäude – wie zum Beispiel das “Santa Casa“ (Hospital von 1734), die “Capela de Santa Bárbara“, der “Chafariz Imperial“ (Kaiserlicher Brunnen von 1827), die “Igreja da Ordem Terceira do Carmo“ (von 1724), die “Matriz Nossa Senhora do Rosário“ und das doppelstöckige Haus der “Irmandade da Boa Morte“ – einer Gruppe von Sklaven-Nachkommen, die nur aus schwarzen Frauen besteht, die auch den ersten “Candomblé-Zirkel“ Brasiliens schufen.
In der Nachbarstadt “São Félix“, am rechten Ufer des Rio Paraguaçu, ist der Besuch des “Centro Cultural Dannemann“ interessant, es wurde 1989 von der ältesten Zigarrenfabrik Brasiliens geschaffen, deren Produkte mit denen aus Kuba gleichzusetzen sind. Besucher können einen Teil der Zigarrenfabrikation mitverfolgen, die grösstenteils in Handarbeit ausgeführt wird und bis zu dreissig Tagen (für Montage, Trocknung und Verarbeitung) in Anspruch nehmen kann. Die “Dannemann S.A.“ wurde 1873 von dem deutschen Gerhard Dannemann in São Félix gegründet.
Übrigens wurden auch die afro-brasilianischen Rhythmen in den Städten des “Reconcavo Baiano“ (dem Umfeld der Allerheiligenbucht) geboren – um das Jahr 1860. “Der Samba entstand dort in Bahia, wenn er heute auch weiss in der Poesie geworden ist, so ist er doch schwarz in seinem Herzen“ – besagt die Musik des Poeten Vinícius de Moraes. Die musikalische Ikone Brasiliens, der Samba (und seine Variationen) hat seine Wurzeln im “Samba de Roda“, und der entstand in der Umgebung der “Baía de Todos os Santos“.
So kommt man nach “Cachoeira” und “São Félix“:
Anflughafen Salvador – weiter auf der BR-324 bis “Conceição do Jacuipe“, weiter auf der BR-101 bis „Cachoeira“, gesamt 135 km.